Spektakel auf dem Flugplatz

Von Andrea Pauly

Es wären noch fünf, vielleicht zehn Minuten bis zum Militärstützpunkt in Grafenwöhr gewesen, schätzt ein Sergeant der Air Force. Aber als das Triebwerk des Flugzeugs nicht mehr richtig funktionierte, entschied sich der Pilot, sofort zu landen - auf dem Bayreuther Flugplatz. Nachdem am Mittwoch bereits ein zweites Flugzeug gelandet war, um die Fracht zu übernehmen, brachte eine dritte Osprey am Donnerstag Ersatzteile aus England. Die Amerikaner sorgten damit zwei Tage lang für Spektakel und Aufsehen auf dem Flugplatz.

 
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Wo sonst leise Segelflugzeuge und kleine Propellermaschinen starten und landen, herrscht plötzlich militärische Atmosphäre: Soldaten der US Air Force laufen über den Flugplatz oder stecken mit dem gesamten Oberkörper in den Eingeweiden des linken Triebwerks des Flugzeugs. Heavy-Metal-Musik dröhnt aus dem Radio eines daneben geparkten Autos, die Techniker der Air Force hantieren mit Schraubenschlüsseln, fachsimpeln und scherzen.

 

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Osprey landet vorsorglich in Bayreuth

 

Das Triebwerk der Osprey (englisch für Fischadler) hatte auf dem Weg von Mildenhall in England nach Tschechien nach etwa zwei Stunden Flug eine Störung angezeigt. "Da war das Flugzeug gerade ziemlich genau über dem Flugplatz", sagt einer der technischen Sergeants. Sechs Soldaten waren an Bord des Transportflugzeugs. Die Entscheidung, zur Vorsicht sofort in Bayreuth zu landen, hatte der Pilot getroffen, sagt Major Seth Cannon. "Es geht um ihr Leben", ergänzt ein Sergeant. 

Landen und Starten auf engstem Raum

Der Flugplatz ist für so große Flugzeuge wie die Boeing-Bell Osprey eigentlich gar nicht ausgelegt. Das macht aber nichts: Denn sie ist ein halb Flugzeug, halb Hubschrauber und zeichnet sich dadurch aus, dass sie auch auf engstem Raum landen kann.

Metallteile im Getriebeöl

Am Boden fanden die Soldaten den Fehler: Es befanden sich Metallteile im Getriebeöl. Ein sofortiger Weiterflug war nicht möglich. Und so kam am Mittwochmittag eine zweite Maschine aus England nach Bayreuth, um die Fracht zu übernehmen und nach Tschechien zu bringen. Außerdem schickte die Air Force zusätzliche Techniker von der englischen Basis nach Oberfranken.

Basisausstattung reichte nicht aus

Dass eine Osprey eine Sicherheitslandung vornehmen muss, "kommt nur ganz selten vor", sagt Cannon. Eine Basisausrüstung an Werkzeug ist für solche Fälle an Bord, auch einige Techniker sind immer dabei, wenn die Air Force mit einem solchen Flugzeug in die Luft geht. Doch das reichte nicht: Ersatzteile mussten her, und dafür sandte die Air Force einen dritten Flieger nach Bayreuth. Er traf am Donnerstagmittag dort ein - unter den Augen einiger Interessierter, die die Landung gespannt vom Zaun aus verfolgten.

Rotoren liefen weiter

Während die Soldaten Ersatzteile, Taschen, Rollkisten und Geräte aus dem Flugzeug luden, ließ der Pilot die Rotoren weiterlaufen. Die Sicherheitschecks für ein Abschalten und einen kompletten Neustart hätten nach Angaben eines Crewmitglieds mehr Zeit und Aufwand gekostet.

Erlebnis für die Luftsportler

Auch für die Mitglieder des Luftsportvereins ist der ungeplante Besuch der Amerikaner ein Erlebnis: "Das ist schon irre, das alles mitzubekommen", sagt Thomas Bauske, der für den Luftsportverein auf dem Bayreuther Flugplatz ehrenamtlich mitarbeitet. "Solche Flugzeuge sehen auch wir sonst nur bei Flugshows und nie so nah." Gerade am Jahrestag des Absturzes der F16 über Engelmannsreuth hat er absolutes Verständnis dafür, dass der Pilot darauf verzichtet hat, nach Grafenwöhr zu fliegen.

Plan: Reparatur bis Freitagmittag

Läuft die Reparatur nach Plan, wollen die Soldaten die Maschine bis Freitagmittag repariert haben. Positiv äußerten sich sowohl Major Seth Cannon als auch der Sprecher des 352d Special Operations Wing in Mildenhall, First Lieutennant Chris Sullivan, über die spontane Aufnahme und Hilfe auf dem Flugplatz in Bayreuth.

Die Boeing-Bell CV22 Osprey

Die Besonderheit dieses Flugzeugs ist die Kombination aus Wendigkeit und Geschwindigkeit: Die Osprey fliegt so schnell und weit wie andere Flugzeuge, kann aber  auf kleinstem Raum aufsteigen und landen wie ein Hubschrauber - dank der abkippbaren Rotoren. Das Flugzeug kann in der Luft betankt werden. Für die US Air Force ist sie dadurch eines der wichtigsten Transportmittel. Wenn sich die Osprey im Helikoptermodus befindet, fliegt sie deutlich unruhiger als ein Verkehrsflugzeug. Außerdem befindet sie sich immer in einer leichten Neigung, die die Crew an Bord durch ein leichtes Dagegenlehnen ausgleichen muss. Im großen Laderaum machen es sich die Soldaten während der Flugzeit in Hängematten gemütlich.

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