So wie Christian Nickl geht es vielen Internetnutzern in der Region. Dort fehlen leistungsfähige Anschlüsse für die Datenautobahn. Beim DSL gibt es weiße Flecken auf der Landkarte, und zwar haufenweise. Die Nutzer müssen sich mit Kriechspur zufriedengeben, obwohl die Mehrheit auf der Überholspur fährt.„Man konnte überhaupt nichts machen, deshalb haben wir den Internetzugang gekündigt“, erinnert sich Christian Nickl frustriert. Aus der Not heraus stieg er auf Richtfunk um. Seitdem kommt er per Funkübertragung aus dem rund eineinhalb Kilometer entfernten Guttenthau, wo die Breitbandversorgung weitaus besser ist, auf die Datenautobahn. Für den Download eines Musikclips beim Online-Portal Youtube braucht Nickl nun nur noch wenige Sekunden. Seine Nachbarn, die diesen Schritt nicht mitgegangen sind, müssten weiterhin mit der ISDN-Geschwindigkeit von 128 KBit pro Sekunde weitersurfen, üben sich weiterhin in Geduld oder greifen auf teure Satellitenlösungen zurück. Leistungsfähige Internetanschlüsse sind ein Dauerthema für die Gemeinde Speichersdorf. Auch andernorts, meist in Ortschaften mit Randlage, ist der Zugang zum Datennetz nur langwierig möglich. Überall in der Region suchen die Gemeinden und die Nutzer nach technischen Lösungen für die mangelhafte Breitbandversorgung. Auch wenn sich die Telekom in Speichersdorf bislang raushält, sorgt die Gemeinde vor. Für den zukünftigen Ausbau des Glasfasernetzes im Zuge der Kanalbauarbeiten hat man ein Leerrohr zwischen Ramlesreuth und Plössen verlegt, weitere Leerrohre sollen im Zuge des Ausbaues der Staatsstraße 2184 in Plössen und der Kanalerweiterung in Guttenthau hinzu kommen. In jenem Plössen arbeitet die Maschinenbaustudentin Jasmin Walter an ihrem Laptop. Sie nutzt das Internet ganz selbstverständlich für ihr Studium. Obwohl Plössen und Roslas nur rund zwei Kilometer voneinander getrennt sind, liegen bei der Internetgeschwindigkeit Welten dazwischen. Mehrere VorwahlbereicheIn Plössen erklingt heruntergeladene Musik nach wenigen Sekunden aus dem Laptop, und zwar ohne größeren technischen Aufwand, wie ihn Christian Nickl in Roslas betreiben muss. Mit einem Datenfluss von über 2000 KBit pro Sekunde surft Jasmin Walter durchs Netz und ist damit fast 15-mal so schnell wie mit ISDN-Geschwindigkeit. Und solche gravierenden Unterschiede gibt es reichlich in der Flächengemeinde Speichersdorf, die zudem in vier unterschiedliche Vorwahlbereiche unterteilt ist. Grundlage für die Geschwindigkeit im Internet ist die Entfernung zum nächsten Hauptverteiler der Telekom. Und die variiert zwischen rund zwei Kilometern Luftlinie (Ortsteile Zeulenreuth oder Plössen) und über vier beziehungsweise gar fünf Kilometer (Ortsteile Göppmannsbühl und Haidenaab an die Verteilerstelle in Speichersdorf oder Wirbenz, Beerhof und Roslas an die Verteilerstelle Kemnath), wie die Studie der Gebrüder Reuther ermittelte. Somit liegt auch die verfügbare Bandbreite zwischen 128 KBit pro Sekunde in Roslas, 768 KBit pro Sekunde in Ramlesreuth oder Haidenaab bis zu über 22 000 KBit pro Sekunde im Herzen Speichersdorfs. Eine unerträgliche Situation, wie auch Bürgermeister Porsch meint. „Als unterversorgt gelten Gebiete mit weniger als 1000 KBit pro Sekunde, heißt es von der bayerischen Staatsregierung, und da haben wir noch einige weiße Flecken“, sagt Porsch. Foto: Lammel