SPD-Neujahrsempfang Kommunikation ist der Schlüssel

Staatssekretärin Anette Kramme zu Besuch beim SPD-Neujahrsempfang in Bayreuth.

 
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Rund 180 Gäste, vor allem viele Ehrenamtliche, füllten den Saal und lauschten zunächst den Worten der lokalen und überregionalen SPD-Größen und dann den humorvollen Liedern des Bayreuther Kabarett-Duos „Zammgebicht“.

Ursprünglich fanden die Neujahrsempfänge der SPD stets im Herzogkeller statt, doch da es dort aktuell keinen Pächter gibt, musste man umplanen. „Wir wollten es anders machen, haben dieses Mal etwas Geld in die Hand genommen und die Kabarettisten „Zammgebicht“ als Akt eingeladen“, erklärt der frisch gebackene Vorsitzende des SPD-Stadtverbands, Tobias Schmidmeier. „Wir wollen den Ehrenamtlichen etwas bieten.“

Im Mittelpunkt des Abends sollten die Vereine stehen, denn ohne die vielen freiwilligen Helfer deutschlandweit ginge gar nichts, ist sich Schmidmeier sicher und bedankte sich im Namen der Partei bei allen Anwesenden. Gerade nachdem es coronabedingt schwierig gewesen sei, sich zu treffen, freue er sich, dass man an diesem Abend miteinander redet, aber auch mal aneinander reibt und es zu Diskussionen kommt. Dies sei wichtig. „Gerade jetzt, in dieser Zeit, mit allen möglichen Krisen müssen wir miteinander reden und zusammenhalten. Ihr als Vereine leistet da einen wesentlichen Beitrag“, sagte Schmidmeier. Damit meinte er neben den Vereinen auch die Kirche und andere freiwillige Organisationen. Man sehe es nämlich immer wieder, dass es oftmals die Ehrenamtlichen sind, die die „Kohlen aus dem Feuer holen“. „Ihr seid staatstragend.“ Für diese Worte erhielten der 24-Jährige – aber auch die anwesenden freiwilligen Helfer – einen großen Applaus.

Bevor es dann lustige Musik zur Unterhaltung gab, wurde standesgemäß zum Neujahresempfang über die Lage der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands sowie deren politischen Ziele gesprochen. Den Anfang machte Stadtrat Halil Tasdelen, der die Stimmung mit seiner Feststellung, dass Deutschland noch nie vor so vielen Krisen stand wie heute, zunächst etwas drückte. Neben dem Ukraine-Krieg, der tausenden Menschen das Leben kostete, sprach er über die Inflation und die Preissteigerungen, die Klimakrise und die Sorgen, die damit einhergingen. „Einige verlieren das Vertrauen in die Politik – in uns“, mahnte Tasdelen und zitierte zugleich den verstorbenen Sozialdemokraten Willy Brandt: „Zur Summe meines Lebens gehört, dass es Ausweglosigkeit nicht gibt“. Das brächte es auf den Punkt, wofür die Partei stehe. Man schaue nach vorne und suche Lösungen, zeige Charakter und übernehme Verantwortung.

Mit Blick auf die kommende Landtagswahl durfte der SPD-Spitzenkandidat Holger Grießhammer nicht fehlen, der ebenfalls dem Neujahrsempfang einen Besuch abstattete und eine Rede hielt. Auch er sprach über den Ukraine-Krieg und die vielen Krisen, die das Land aktuell zu bewältigen habe. „Wir müssen miteinander sprechen und tun, was notwendig ist, damit wir diese Krisen hinter uns lassen können“, sagte Grießhammer. Man starte frisch in das neue Jahr und habe nun die Möglichkeit – mit Blick auf die Wahlen – sich neu zu entscheiden. „Wir haben viel vor uns in den nächsten Wochen und Monaten. Die Zahlen sprechen nicht für uns derzeit. Wenn ich mich hier im Saal umschaue, dann kann ich das kaum glauben.“ Trotzdem sei er sich sicher, dass er den Menschen aufzeigen werde, wofür er stehe und wolle für die Themen der SPD werben. „Wir lenken nun die Geschicke in Berlin. Das muss so auch in Bayern werden.“

Nach den doch oftmals ernsten Worten der Redner wurde der Abend heiter, dank der beiden Kabarettisten Hannes Schott und Stefan Haußner, die mit ihrer humorvollen fränkischen Art und Weise die Gäste unterhielten. Mit dieser gelockerten Stimmung ging es dann auch in den restlichen Abend, wie es sich der Vorsitzende Schmidmeier so sehr gwünscht hatte. Es wurde getrunken, geredet, diskutiert und gelacht.

Am Ende der Veranstaltung informierte sich die Redaktion, ob der Rücktritt des SPD-Generalsekretärs Arif Tasdelen (Bruder von Halil Tasdelen) und die Vorwürfe, die gegen ihn geäußert wurden – er habe sich jungen Frauen gegenüber unangemessen verhalten –  , der SPD Bayreuth – oder der SPD allgemein – schaden.  Halil Tasdelen wollte zwecks Befangenheit nicht antworten. Dafür antwortete die parlamentarische Staatssekretärin Anette Kramme mit einem deutlichen: „Nein! Es gibt zwei Vorwürfe, die im Raum stehen. Ich will den Frauen nicht Unrecht tun. Jeder hat seine eigene Distanzschwelle, aber so wie es aussieht, hat sich Arif Tasdelen völlig im Rahmen des normal Üblichen bewegt. Von daher gesehen ist es schade, dass es zum Rücktritt gekommen ist, aber ich kann das individuell nachvollziehen, weil die Belastungen für seine Familie einfach unendlich sind. Sanktionieren können wir nur das, was das allgemein Übliche in dieser Gesellschaft überschreitet. Sonst sag ich ganz ehrlich, weiß auch kein Mann oder keine Frau mehr, wie man sich in dieser Gesellschaft zu bewegen hat.“

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