Sparkasse Bayreuth trotzt dem Minizins

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 Foto: red

Dass der Vorstand eines Geldinstituts mit der Bilanz des abgelaufenen Jahres zufrieden ist, das ist in Zeiten praktisch nicht vorhandener Zinsen bemerkenswert. Die Spitze der Sparkasse Bayreuth ist es - ihr Geldhaus zeigte sich 2015 stabil, die Eckdaten tendieren nach oben. Wenn auch nicht himmelsstürmend.

 
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„Wir sind nicht euphorisch, aber mit dem erreichten Ergebnis durchaus zufrieden“, sagte Sparkassen-Mitvorstand Wolfram Münch am Mittwoch bei der Präsentation der vorläufigen Bilanz des Jahres 2015. Trotz der historischen Niedrigzinssituation und der wachsenden Regulierung sei die Geschäftsentwicklung erfreulich gewesen. In Zahlen ausgedrückt liest sich das so:

Die Bilanzsumme stieg um 0,9 Prozent auf 2,215 Milliarden Euro, das wichtige Kundengeschäftsvolumen legte um 3,4 Prozent auf 3,789 Milliarden Euro zu. Dazu zählen im Einzelnen der Einlagenbestand von 1,874 Milliarden Euro (+3,3 Prozent), der Depotbestand von 588 Millionen Euro (+2,8 Prozent) sowie die Bestandskredite in Höhe von 1,327 Milliarden Euro (+3,7 Prozent). Der Bilanzgewinn liegt mit rund 700.000 Euro ungefähr auf Vorjahresniveau und soll dem Eigenkapital zugeführt werden.

Rekord bei der Kreditvergabe

Bemerkenswert, aber aufgrund der Zinssituation zu erwarten:  Die Neukredite erreichten 2015 ein Volumen von 251,3 Millionen Euro - ein Plus von 18,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Münch: „Wir haben im Durchschnitt an jedem Arbeitstag eine Million Euro an neuen Krediten ausgegeben.“ Ein neuer Rekord - die höchste Kreditausreichung seit der Fusion im Jahre 2001. An Privatkunden flossen 129,9 (Vorjahr: 101,8) Millionen Euro. Vor allem Häuslebauer griffen gerne zu - um satte 32 Prozent auf 116,3 Millionen Euro legten die Wohnungsbaukredite zu. „Da war Musik drin“, kommentierte Münch diese Zahl

„2015 wurde die Marke von 2,6 Milliarden Euro geknackt“, freute sich Münch: Seit 2001 - der Fusion der Stadtsparkasse Bayreuth mit der Kreissparkasse Bayreuth-Pegnitz - reichte die Sparkasse Bayreuth 2,67 Milliarden Euro an neuen Krediten aus.

(Noch) keine Negativzinsen

Trotz der Mikrozinsen unerwartet hoch sind die Kundeneinlagen von 1,874 Milliarden Euro. Davon wurden 1,327 Milliarden Euro als neue Kredite ausgeben. Der Rest ist ein Problem. Münch: „Wie bekomme ich das Geld wieder weg?“ Die Sparkasse müsse das Geld langfristig anlegen, um überhaupt 0,0 Prozent Zinsen zu bekommen. Und das mit Geld, das meist nur kurzfristig bei der Sparkasse geparkt ist. „Wir müssten eigentlich 0,25 Prozent Zinsen von den Kunden verlangen“, sagte Münchs Vorstandskollege Wolfgang Hetz: „Wir zahlen drauf.“ Doch Münch beruhigte: „Wir haben keine Negativzinsen und planen auch keine. Wir können es aber nicht für alle Ewigkeiten ausschließen.“ Das hänge von der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank ab.

Dreh an der Kostenschraube

Durch den Dreh an der Kostenschraube versucht die Sparkasse, der Entwicklung entgegenzutreten. So nahm die Zahl der Mitarbeiter im Jahresvergleich um zwölf auf 557 ab, jedoch, wie Münch betonte, ohne betriebsbedingte Kündigungen. Freiwerdende Stellen wurden nicht mehr besetzt. Und das soll in den kommenden Jahren so weitergehen. Die Zahl der Auszubildenden stieg um fünf auf 24. Kosten verursachen auch die Standorte. 48 sind es derzeit in Stadt und Landkreis, und daran soll sich heuer auch nichts ändern. Im kommenden Jahr würden die Standorte wieder turnusmäßig unter die Lupe genommen.

Halbe Million Euro gespendet

Springen ließ die Sparkasse Bayreuth 2015 auch einiges, nämlich rund 500.000 Euro für Soziales, Vereine, Verbände, Schulen oder Kunst und Kultur. Pro Woche also rund 10.000 Euro an Spenden und Sponsoring. Münch: „Das bringen nur wir.“

Eine Fusion, wie sie die VR-Banken Bayreuth und Hof anstreben, ist für die Sparkasse Bayreuth kein Thema. Münch: „Die Eigenständigkeit ist der Sparkasse Bayreuth wichtig. Zudem haben wir eine Größe, die eine Fusion unnötig macht.“ Eine Größe, die es auch erlaubt, den Kapriolen auf dem Finanzmarkt eine gewisse Gelassenheit entgegenzubringen. Münch: „Die Sparkassen haben mehrere Kriege überstanden, sie werden auch die Niedrigzinsphase schaffen.“

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