Spannendes Finale: Medi-Team in Würzburg

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Große Aufgabe: In Abwesenheit von De’Mon Brooks wird Steve Wachalski (links) einen großen Teil der Verantwortung dafür tragen, die Kreise des Würzburger Topscorers Robin Benzing (rechts) einzuschränken. Foto: Peter Kolb Foto: red

Selten zuvor gab es vor einem Saisonfinale in der Bundesliga noch so viele offene Fragen wie diesmal. Erst in den letzten Spielen am 1. Mai um 15 Uhr wird sich klären, wer als Vierter mit Heimvorteil in die Playoffs geht, wer den achten Playoff-Platz erobert und wer auf Platz 17 absteigen muss. Und kaum eine Partie steht dabei stärker im Blickpunkt, als der Auftritt von Medi Bayreuth in Würzburg.

 
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In diesem Fall stehen nämlich beide Rivalen unter maximalem Erfolgsdruck. Aufseiten der Würzburger ist das ganz einfach zu erklären: Mit einem Sieg könnte der Tabellenneunte den achten Platz erobern, sofern gleichzeitig die Skyliners Frankfurt in Oldenburg verlieren (wofür keine Sensation nötig wäre). Bei Punktgleichheit würde dann der direkte Vergleich das Duell um Rang acht für Würzburg entscheiden (81:64 / 72:78).

Noch jeder Platz von vier bis sieben möglich

Sehr viel komplexer ist die Ausgangslage für die Bayreuther, die zum punktgleichen Quartett auf den Plätzen vier bis sieben gehören. Jede dieser Platzierungen ist noch möglich, allerdings nicht gleichermaßen wahrscheinlich. Der wertvolle vierte Rang ist mit einem Sieg nur noch zu erreichen, wenn nicht nur Oldenburg gegen Frankfurt verliert, sondern auch noch Bamberg beim Mitteldeutschen BC. Gegen beide Tabellennachbarn sind nämlich die Direktvergleiche knapp mit drei beziehungsweise fünf Korbpunkten verloren gegangen.

Nur in einem Zweiervergleich mit den Bonnern, die gegen Spitzenreiter Bayern München die schwerste Aufgabe zu lösen haben, wäre das Medi-Team im Vorteil (82:85 / 97:85). Sobald aber ein dritter oder vierter Mitbewerber punktgleich durchs Ziel geht, wären die Rheinländer dank ihrer zwei Siege gegen Oldenburg oder ihres klaren Gesamtsiegs gegen Bamberg (+19) immer der Spitzenreiter der internen Tabelle und damit Vierter. Einen Mehrfachvergleich ohne Bonner Beteiligung können sich die Bayreuther aber auch nicht wünschen, denn da wären sie sogar das Schlusslicht.

Korner: "Gerne gegen Teams, für die es noch um etwas geht"

Medi-Trainer Raoul Korner vereinfacht die Ausgangslage, indem er die möglichen Ergebnisse der Konkurrenten ausblendet: „Platz vier ist wohl weg. Dafür müssten schon Weihnachten und Ostern zusammen fallen. Aber wir wissen, dass wir mit einem Sieg Platz sieben vermeiden können. Das ist es, was wir selbst in der Hand haben.“ Dass für die Würzburger ebenso viel auf dem Spiel steht, betrachtet er nicht als Nachteil: „Ich spiele sogar lieber gegen Teams, für die es noch um etwas geht. Da wird einem alles abverlangt – nicht nur physisch, sondern auch mental. Das ist für die Einstimmung auf die Playoffs besser.“ Zu erwarten sei unter diesen Vorzeichen „ein extrem harter Fight.“

Mehr Sorgen bereitet ihm die Frage der Kraft für das dritte Spiel innerhalb von fünf Tagen: „Ich weiß nicht, ob sich die Liga mit diesem Programm einen Gefallen tut.“ Es sei nicht von der Hand zu weisen, bei der Heimniederlage am Sonntag gegen Ludwigsburg (70:73) die dürftigen fünf Punkte in den ersten neuneinhalb Minuten des Schlussviertels als Indiz für einen Substanzverlust zu werten: „Wir mussten immer wieder viel investieren beim Kampf um die Playoff-Plätze. Auch das wird jetzt noch mal ein Kraftakt.“

Umso schmerzlicher sei der Ausfall des am Knie verletzten De’Mon Brooks, mit dessen Rückkehr Korner noch nicht rechnet: „Wir sehen uns das von Tag zu Tag an, aber der Fokus ist auf den Playoffs.“ Somit fehlt wohl ausgerechnet der etatmäßige Verteidiger für den Schlüsselspieler der Gastgeber, Robin Benzing. „Das gilt auch auf der anderen Seite des Felds“, erklärt Korner. „De’Mon wäre auch jemand, der seinerseits Benzing stark beschäftigen könnte.“

Sechster statt Fünfter: So rechnet die BBL

Medi Bayreuth geht als Tabellensechster in den letzten Spieltag. Das ist nicht ganz selbstverständlich, wenn man weiß, dass über die Reihenfolge von punktgleichen Mannschaften eine Teiltabelle aus allen untereinander ausgetragenen Spielen entscheidet. Unter den vier Teams auf den Plätzen vier bis sieben haben die Bayreuther dabei schließlich auf den ersten Blick die zweitbeste Bilanz: 1. Bonn (4:2 Siege / Korbdifferenz +36), 2. Bayreuth (3:3 / +1), 3. Bamberg (3:3 / -8), 4. Oldenburg (2:4 / -29).

Doch laut BBL-Spielordnung wird anders gerechnet: Wer sich innerhalb der Teiltabelle durch die Zahl der Siege absetzt, wird im weiteren Vergleich nicht mehr berücksichtigt. Über die Platzierung hinter Bonn und vor Oldenburg entscheidet also allein der Direktvergleich zwischen Bayreuth und Bamberg, und der spricht mit fünf Korbpunkten für den Titelverteidiger (75:85, 88:73).

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