Sozialplan bei ABM steht

Von Christopher Michael
Zunächst müssen bei ABM Greiffenberger in Marktredwitz 51 Mitarbeiter gehen. Es scheint aber so, als könnten einige bislang befürchtete Folgen der finanziellen Schieflage abgewendet werden. ⋌Foto: Florian Miedl Foto: red

Bei den Verhandlungen über einen Sozialplan und einen Interessenausgleich beim angeschlagenen Marktredwitzer Unternehmen ABM Greiffenberger gibt es ein erstes Ergebnis. Geschäftsführung und Betriebsrat haben sich auf einen Rahmen-Sozialplan geeinigt. Der gilt für die Mitarbeiter, die im Zuge der Firmensanierung gekündigt werden sollen. Zunächst müssen 51 Mitarbeiter gehen. Aber es wurden auch schon Stellen gerettet.

 
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„Wir haben mit unserer Unterschrift extra den Notartermin für den neuen Gesellschafter abgewartet“, sagt Betriebsratsvorsitzender Hermann Ransberger: „Wir wollten sichergehen, dass wir wirklich einen Investor haben.“ Wie berichtet, hat die Freisinger Senata-Gruppe den kriselnden Antriebsspezialisten ABM Greiffenberger übernommen. Der Mutterkonzern, die Greiffenberger AG, hatte zuvor für das Geschäftsjahr 2015 einen Verlust von 25,7 Millionen Euro ausgewiesen. Allein 14,5 Millionen Euro waren einer Wertberichtigung im Teilbereich Antriebstechnik geschuldet.

Verhandlungen dauerten drei Monate

Drei Monate lang habe der Betriebsrat zusammen mit Wirtschafts- und Rechtsexperten ein Sanierungsgutachten durchgearbeitet, das Grundlage für die weiteren Gespräche war. In harten Verhandlungsrunden hätten sich die Arbeitnehmervertreter und die Geschäftsführung unter anderem auf Abfindungen für die Gekündigten verständigt. „Wir können uns natürlich nicht mit großen Konzernen wie Siemens oder BAT vergleichen. Wenn ein Unternehmen Liquiditätsprobleme hat, können wir keine Forderung aufstellen, die die Firma nicht begleichen kann“, fasst Ransberger die Position des Betriebsrats zusammen. Letztendlich sei er mit dem Ergebnis aber zufrieden. Konkrete Zahlen nennt er aber nicht. Im Falle einer Insolvenz hätte es vermutlich keine Abfindungen gegeben, mutmaßt Ransberger. Dieses Szenario ist durch den Einstieg der Senata-Gruppe vom Tisch. „Unser Anliegen war es, etwas auszuhandeln, das der neue Gesellschafter auch mitträgt.“

Weitere Kündigungen nicht auszuschließen

In einem Interessenausgleich sei darüber hinaus die Zahl der Kündigungen festgelegt worden. Anfangs waren 120 Kündigungen im Gespräch. „Aktuell haben wir die erste Stufe des Interessenausgleichs verhandelt“, sagt Ransberger. Darin sei die Kündigung für zunächst 51 Mitarbeiter des Unternehmens geregelt. Dass weitere Kündigungen folgen werden, sei nicht auszuschließen. „Der Rahmen-Sozialplan gilt auf jeden Fall bis Ende 2018“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende.

21 Stellen in der Montage bleiben doch

Trotzdem hat Ransberger für einige Mitarbeiter auch gute Nachrichten: Bereits seit Anfang des Jahres sei im Gespräch gewesen, die Montage komplett ins polnische ABM-Werk in Lublin zu verlagern. Dadurch will das Unternehmen Kosten einsparen, wie Ransberger sagt. „Wir haben die Geschäftsführung überzeugen können, Teile der Montage in Marktredwitz zu behalten“, freut sich der Betriebsratsvorsitzende. Dadurch hätten 21 Kündigungen verhindert werden können. In Marktredwitz soll vor allem die Produktion komplizierter Teile sowie die Musterfertigung verbleiben. „Das ist ein großes Plus für uns“, sagt Ransberger.

Geschäftsführung bleibt

Einfluss auf die weiteren Entscheidungen der ABM-Geschäftsführung will der neue Besitzer nicht nehmen. „Wir mischen uns nicht im Geringsten in das operative Geschäft ein“, sagt Dr. Werner Folger, der Geschäftsführer der Senata-Gruppe. „Wir lassen der Geschäftsführung in Marktredwitz völlige Freiheit.“ Der gute erste Eindruck habe sich bei einem Besuch in Marktredwitz bestätigt, sagt Folger. „Die Mitarbeiter dort sind sehr motiviert und ich bin sehr angetan von ihren Ideen.“

Betriebsrat zufrieden

Die neuen Eigentümer kommen auch beim Betriebsrat gut an. In einer ersten Vorstellungsrunde hätten sich die Führungskräfte miteinander bekannt gemacht. „Ich bin aus diesem Treffen mit einem guten Gefühl gegangen“, stellt Ransberger fest. „Uns hätte nichts Besseres als dieser Investor passieren können.“ Der Gesamtbelegschaft wollen sich die neuen Eigentümer Anfang November vorstellen.

Eingliederung bis Oktober

Von 1. Oktober an soll ABM als eigenständige Firma im Senata-Konzern eingegliedert sein, berichtet Ransberger. „Es war allen Mitarbeitern wichtig, dass es einen Gesellschafterwechsel gab und eben keinen Betriebsübergang.“ Auch an der Geschäftsführung soll sich vorerst nichts ändern. „Der neue Gesellschafter akzeptiert die Geschäftsführung, so dass sie weiterarbeiten kann“, sagt Ransberger. „Dadurch bleibt die Kontinuität im Unternehmen gewahrt.“

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