Talent nicht im kreativen Bereich
Lehnes und Kohlmann, beide 17 Jahre, sehen Ihre Talente nicht im kreativen Bereich. „Ich würde später mal gerne in die Naturwissenschaften oder die Informatik gehen“, sagt Lehnes. Ihre Leidenschaft gelte der Mathematik. Aber der Kreativworkshop sei etwas ganz anderes gewesen und deswegen eben auch interessant.
Kohlmann sagt, sie „versucht die anderen bestmöglich zu unterstützen“, aber die seien eben kreativer. Sie halte sich sonst eher an Sprachen und die Chemie. Außerdem sei die Zeit knapp gewesen. „Sonst hätten wir mehr selbst machen können“, sagt Lehnes – mehr eigene Bilder und Videos produzieren, anstatt bereits bekannte Memes neu zu betexten.
"Lustig war es auch"
Der Medienprofi sieht das etwas anders. Es sei erstaunlich wie viel er mit seinen sechs Seminarteilnehmern so geschafft habe in vier Stunden, betont Braun. „Ich würde ihnen allen eine Eins geben, und lustig war es auch.“
Freiwillig zur Schule
Doch warum tun die Schüler das? Bei Außentemperaturen von 36 Grad drücken sie in ihrer ersten Ferienwoche freiwillig die Schulbank: „Ich war schon öfter auf solchen Begabtentreffen. So treffe ich auch mal Gleichgesinnte“, sagt Lehnes dazu. Kohlmann: „Was ich hier in einer Woche erlebe, da bin ich nicht sicher, ob ich das sonst in den ganzen Ferien erleben könnte.“
Experimentelle Architektur und ein "Dokumentarfilm im Kopf"
Man merkt: Gerade, dass sie hier über den Tellerrand schauen können, finden die Teilnehmer gut. Im Raum neben dem Workshop „Digitales Erzählen“ bietet die Berliner Künstlerin Barbara Prokop den Kurs „Englische Konzeptkunst“ an – komplett in englischer Sprache.
Bei der Leipziger Filmemacherin Susanne Kim (42) kann man seinen eigenen „Dokumentarfilm im Kopf“ drehen, während der in Rom geborene Berliner Künstler Niels Betori Diehl (43) seine Gruppe in die experimentelle Architektur einführt. Für jeden der Workshops fanden sich Teilnehmer. Man sagt ja Hochbegabten nach, sie seien im Regelschulbetrieb oft unterfordert. Hier gibt man sich jedenfalls Mühe, sie zu fordern.
Abwechslungsreiche Woche
Am Montag war Tag des Kennenlernens, am Dienstag ging es zum Kajak fahren, der Donnerstag stand unter dem Motto der Wissenschaften – in Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth – und am heutigen Freitag (Politik und Wirtschaft) treffen sich die Schüler mit Bürgermeister Uwe Raab zum Pizzaessen und besuchen die Sana-Klinik.
Auch mal unter Gleichgesinnten
Was machen die Schüler eigentlich am Abend? Der Tischfußball im Internat sei nicht nur am Vormittag verwaist, sagt Wagner. „Tatsächlich unterhalten sich die Schüler am Abend am liebsten“, tauschten sich aus über den Tag. Man ist eben dann auch einmal unter Gleichgesinnten.
Das Hochbegabtenseminar in Pegnitz
Ein „Ferienseminar für vielseitig interessierte und begabte Gymnasiasten“ wird in jedem Schulbezirk des Freistaates Bayern angeboten. Das Ferienseminar in Oberfranken findet in jedem Jahr in Pegnitz statt. Es gibt bis zu 30 Plätze für Schüler der 11. Jahrgangsstufe. Die Gymnasien in Oberfranken schlagen die Teilnehmer selbst vor. Kriterien sind – neben den schulischen Leistungen – vor allem besondere Begabung und vielseitige Interessen. Die Einladung selbst erfolgt dann vom Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in Oberfranken, Harald Vorleuter.
Das Ferienseminar ist Teil der vernetzten Hochbegabtenförderung in Oberfranken. Weitere Bestandteile sind die Hochbegabtenklasse am Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium in Bayreuth und die Hochschultage an den oberfränkischen Hochschulen.