Söder: Charmeoffensive statt Stallgeruch

Von Peter Rauscher
Markus Söder umringt von Frauen beim Talk des Landfrauentags in Bayreuth (von links): Rita Grzonka, Iris Fuchs, Angelika Seyferth, Doris Schmidt und Gudrun Brendel-Fischer. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Eine „schlaflose Nacht“ von Kreisbäuerin Angelika Seyferth hat dem Bayreuther Landfrauentag am Montag einen Stargast beschert: Der designierte Ministerpräsident Markus Söder machte den 160 Damen und wenigen Herren in der rappelvollen Tierzuchtklause seine Aufwartung. Im Gepäck hatte er reichlich Anekdoten, etwas Politik, aber leider nicht die Antwort auf zwei spannende Fragen.

 
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Wie sie es geschafft hat, Söder nach Bayreuth zu holen, verrät Seyferth um Auftakt der Veranstaltung: Eine Nacht habe sie über einen geeigneten Referenten zum Thema Heimat gebrütet – bis sie auf den Heimatminister gekommen sei. „Er ist der Traum meiner schlaflosen Nacht“, flachst sie. Für ihn wird der Bayreuther Landfrauentag sogar von Lichtmess am 2. Februar nach vorne verlegt, weil Söder am Freitag beim Frankenfasching in Veitshöchheim sein muss. Und tatsächlich: Er sagt zu.

Knietief im Odel

Für Söder ist es ein Heimspiel. Ein Ministerpräsident müsse immer auch Landwirtschaftsminister sein, sagt Seyferth und attestiert ihrem Gast schon mal großmütig die nötige Qualifikation. Obwohl dem Nürnberger Söder der Stallgeruch für dieses Ressort eigentlich fehlt: Als Landwirtschaftsexperte hat sich der Finanz- und Heimatminister bislang nicht hervorgetan, als früherer Gesundheits-, Umwelt- und Verbraucherschutzminister (2008 – 2011 ) war er eher auf der anderen Seite. Seine ersten Kindheitserfahrungen auf dem Bauernhof verdankt er nach eigener Erzählung Besuchen bei seinem Onkel im Landkreis Fürth, wo er besonders die Speisekammer und den Marmorkuchen geschätzt habe und wo er als Kind in Festtagskleidern knietief im Odel gestanden habe.

Steuerprivileg für Bauern

Jetzt verspricht Söder den Landfrauen bei Kontrollen von Tierschutz- und Lebensmittelbehörden ein „vernünftiges Maß“, sichert ihnen den Schutz von Privateigentum zu und will sich gegen höhere Erbschaftsteuer und für ein Steuerprivileg einsetzen, damit Bauern nach Grundstücksverkäufen die Gewinne wieder in ihre Betriebe investieren könnten.

Höhere Mütterrenten

Seine Charmeoffensive erzielt Wirkung: Für Sätze wie „Ich habe heute ganz Berlin versetzt für Sie“, „Für für mich liegt die Zukunft Bayerns auf dem Land“ oder „Die Landfrauen halten alles zusammen“ erntet der Minister Applaus. Dazwischen verpackt er politische Botschaften. Er spricht sich für höhere Mütterrenten für Kinder mit Geburtsjahrgängen vor 1992 schon ab dem ersten Kind aus, nicht erst ab dem dritten wie in den Sondierungsverhandlungen mit der SPD vereinbart. Dass ein Richter ein Kreuz abhängen ließ, während Vollverschleierung erlaubt sei, kritisiert Söder („ein Kreuz ist keine Anstecknadel“). Außerdem fordert er die Abschiebung abgelehnter Asylbewerber, die nicht die Wahrheit sagten oder die gewalttätig geworden sind.

Chefin der Finanzen

An Politik aber sind die Landfrauen an diesem Montagmittag nicht in erster Linie interessiert. Sie fragen Söder nach seinen ersten Bauernhoferlebnissen, ob er Traktor fährt, wohin ihn seine Sonntagsausflüge führen und wer zuhause beim Finanzminister die Haushaltskasse führt. Es sei die Ehefrau, sie habe schließlich Controlling studiert, verrät Söder, woraufhin Kreisbäuerin Seyferth die wirklich spannende Frage stellt: Wird unter einem Ministerpräsidenten Söder eine Frau Finanzministerin? Diese Antwort will der Gast nicht geben, ebenso wenig verrät er, welche Verkleidung er am Freitag bei Fastnacht in Franken in Veitshöchheim aussuchen wird.

Nachts allein mit der Schminke

„Nichts Schrilles und mit wenig Farbe“ deutet er an. Frühere Verwandlungen in einen Shrek oder Simpson hätten jeweils dreieinhalb Stunden gedauert. „Und dann bist du nachts um halb eins beim Abschminken der mit Lack befestigten Farbe mit der Chemie allein ohne Maskenbildner und musst noch zwei Stunden arbeiten“, sagt Söder. Und einen langen Bart wie als Gandalf im Jahr 2010 wird es auch nicht mehr geben. Da habe sich eine Sängerin auf seinen Schoß samt Bart gesetzt und ihn drei Strophen lang quasi festgenagelt. „Hätte ich den Kopf gehoben, wäre der Bart ab gewesen.“ Bart ab, Lack ab – das gibt’s erst, wenn keiner mehr zuschaut.

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