So war Bayreuths größte Party Bürgerfest: Der Samstags-Check

Von Frank Schmälzle

Samstagabend am Bürgerfestwochenende: So viel ist in Bayreuth nur in dieser einen Nacht los. Mehr als 30.000 Menschen feierten ein entspanntes, ein schönes Stadtfest. Mit viel Musik, mit vielen Gesprächen, mit viel Essen und Trinken. Und ohne große Zwischenfälle. Ein wunderbarer Abend mit viel Flair. Hier der Bürgerfest-Check

 
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Die Stimmung: entspannt, friedlich, schön. Na klar, es war voll war es am Samstagabend in der Innenstadt. Aber schön voll. Wer vor Mitternacht unterwegs war, nahm das Bad in der Menge, kam trotzdem durch und stand nur selten im Stau. So richtig eng war es nur an der Kanzleistraße, wo sich das junge Publikum traf, rund um die Stadtkirche und an der Kneipenmeile Sophienstraße/Ecke von-Römer-Straße. An den üblichen Stellen also. Und irgendwo fand sich auch am späteren Abend immer noch ein Platz zum Hinsetzen, Gucken, Genießen. Das ist so, wenn das Bürgerfest nicht nur die Besucherzahl als Erfolgskriterium hat. Ziemlich pünktlich um 1 Uhr war die Musik aus, um zwei Uhr gab es das letzte Bürgerfest-Bierchen des Abends. „Das finden die späten Gäste natürlich schade“, sagt Jan Kempgens von der Bayreuth Marketing und Tourismus GmbH (BMTG). Aber das ist ja irgendwie auch ein gutes Zeichen.

Das Publikum: bunt gemischt und aus allen Altersgruppen. „Genau da wollen wir mit dem Bürgerfest hin“, sagt BMTG-Mann Andre´Reich. „Es soll ein Fest für alle Bayreuther sein.“ Auffallend: Viele Bayreuther haben sich in Schale geworfen. Jeans, das geht immer noch. Ein langes Kleid bei den Damen, ein schickes Hemd bei den Herren geht aber noch viel besser. „Man sieht, sagt Kempgens, „die Leute gehen aus und wollen sich zeigen.“ Und: Bayreuther sind freundliche Menschen. Ein unabsichtlicher Rempler, ein unbedachtes Auf-den-Fuß-Treten? Dafür gab es fast immer ein Lächeln, ein kurzes „Entschuldigung“. Schön.

Lautstärke: annehmbar. „Wir gehen nicht mit dem Messgerät über das Bürgerfest“, sagt Benjamin Birkner, der beim Ordnungsamt der Stadt für Großveranstaltungen zuständig ist. „Aber wir greifen ein, wenn es zu laut wird.“ Am Samstagabend hat Birkner keinen Anlass dazu, auch für ihn ist es ein ruhiger Abend. Was ihn freut: Die neue Taktik für die Szene-Meile an der Kanzleistraße geht auf. Diesmal kommt die Musik für die ganze Straße aus einer Quelle – vom Redbull-Tourbus, auf dessen Dach richtig gute Bands spielen. Damit sind die Zeiten vorbei, als jeder Standbetreiber im Laufe eines Bürgerfestabends seine Musik immer noch ein wenig lauter drehte, als es der Nachbar schon getan hat. Dennoch und um es zurückhaltend zu formulieren: Gut hörbar ist die Kanzleistraße trotzdem.

Die Szene-Straße: Sie ist es – und sie wird es bleiben. Die Kanzleistraße ist der Bürgerfesttreffpunkt für viele unter 40. Nächstes Jahr wird der Tourbus, von dem die Musik kommt, nicht mehr vor der Stadtkirche stehen können. Weil die dann keine Baustelle, sondern wieder Kirche ist. Eine von mehreren Möglichkeiten, die BMTG-Geschäftsführer Manuel Becher im Blick hat: Der Tourbus könnte 2015 auf dem Ehrenhof stehen, „wenn das schalltechnisch möglich ist“. Dann käme noch mehr Publikum an den Bus, dann kämen noch bekanntere Bands – und der Weg zur Szene-Meile an der Kanzleistraße bliebe kurz.

Essen und Trinken: gut und viel. Wer Döner mag, kommt beim Bürgerfest auf seine Kosten. Aber Döner ist nicht alles. Für verwöhntere Gaumen gibt es Garnelen oder auch mal Sau am Spieß. Und beim Internationalen Zirkel auf den Schlossterrassen und bei deutsch-türkischen Fest im Museumshof übt man sich im Crossover-Essen. Verhungert ist beim Bürgerfest definitiv keiner.

Bekannte treffen: der Grund schlechthin, aufs Bürgerfest zu kommen. Sagt zum Beispiel, Georg Schmitt, Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins. „Viele ehemalige Bayreuther kommen extra für dieses Wochenende in ihre Heimatstadt zurück.“ Die juristische Fakultät der Uni legt das jährliche Wiedersehen ihrer Absolventen aufs Bürgerfest-Wochenende.

BürSicherheit: kein Problem. Keine Frage. Wo so viele Menschen feiern, passiert was. Aber Freitag- und Samstagabend verlief das Bürgerfest aber sehr ruhig. Eine Rangelei und ein zerstörter Abfalleimer – mehr war nicht. „Die Stimmung ist familär“, sagt Enrico Kahlert, Einsatzleiter der Sicherheitsfirma GSB. Das war schon in den beiden Bürgerfest-Jahren zuvor so. Kahlert führt das auf die gute Planung der BMTG zurück. Die hat nicht nur die Sicherheitskräfte von acht auf 23 aufgestockt. Die hat auch die Bühnen und Programmpunkte so auf die Innenstadt verteilt, dass Bewegung auf dem Fest ist. Dass es nicht stockt. Richard Knorr hat 45 Leute aufgeboten – und eine Mini-Notaufnahme in der Turnhalle des Richard-Wagner-Gymnasiums eingerichtet. Schnittverletzungen und Insektenstiche, Asthmaanfälle und Kreislaufzusammenbrüche – das sind die häufigsten Diagnosen, die Helfer des Roten Kreuzes stellen. Überall in der Innenstadt sind Rotkreuzler unterwegs. In maximal drei Minuten sind sie vor Ort, wenn sie gebraucht werden. Eines aber fällt BRK-Einsatzleiter Knorr auf: Wenn am späten Abend die Patienten versorgt werden müssen, die zu tief ins Glas geschaut haben, sind das vor allem junge Leute. „14,15, 16 Jahre alt“, sagt Knorr. „Früher waren sie 40 und aufwärts.“ Aber das sei ja ja nicht nur beim Bayreuther Bürgerfest so.

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