Konstanter sind aber Kobayashi und Wellinger. Der sportlich vielseitig interessierte Bayer, der gern reist und im Urlaub die Sprungski gern gegen das Surfbrett tauscht, hatte in Oberstdorf zum Auftakt gewonnen. Seine Spitzenposition verteidigte er mit Platz drei beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen knapp.
Sein 15. Platz in der Qualifikation für die dritte Tournee-Etappe am Dienstag war ein kleiner Dämpfer. Auch der Probedurchgang lief für Wellinger nicht optimal. Im Wettkampf ließ er sich davon aber nichts anmerken. Als Wellinger sich kurz vor dem Start unter der Schanze warmlief, wirkte er bereits komplett im Tunnel.
Andreas Wellinger „für solche Situationen geboren“
„Wenn man ihn schon länger kennt, weiß man genau, dass er für solche Situationen geboren ist“, sagte Stephan Leyhe zum Druck, der auf seinem Zimmerkollegen lastet.
„Welli Fliag“ stand auf einer mit einem Adler versehenen schwarz-rot-goldenen Fahne, die am Zaun an der 130-Meter-Marke aufgehängt war. Nach seinem ersten Sprung auf 132 Meter sangen die zahlreichen deutschen Fans „Oh, wie ist das schön“.
Im zweiten Durchgang ließ Wellinger einen Versuch auf 126,5 Meter folgen. „Ich hab’ die Peitsche gekriegt oben“, sagte er direkt nach dem Sprung und ordnete anschließend ein: „Wir haben gewusst, dass es ein bisschen eine Windlotterie wird. Ich war nicht der Glücklichste im Zweiten“, sagte er.
Bei prächtigem Sonnenschein feierten 21 000 Zuschauer im Stadionkessel am Berg über der Innsbrucker Innenstadt eine große Skisprung-Party. La Ola schwappte über die Ränge, ein DJ heizte den Zuschauern mit Party-Hits von Abba und den Höhnern ordentlich ein. So gut war die Stimmung in der Arena mit Blick auf die schneebedeckte Nordkette lange nicht.
Auch von einer mehrminütigen Pause wegen schwieriger Bedingungen ließen sich die Fans nicht die Laune verderben. Einige von ihnen feierten mit Pyro-Fackeln.
Der finale Wettkampf findet am Dreikönigstag statt
Der Bergisel galt bislang als Schicksalsschanze der Deutschen. Auf der wegen ihrer exponierten Lage windanfälligen Anlage büßten in den vergangenen Jahren unter anderen schon Richard Freitag mit einem Sturz, Karl Geiger und Markus Eisenbichler Tournee-Chancen ein. Wellinger passierte das nicht.
Sein Konkurrent Kobayashi, der am Mittwoch auf Platz zwei sprang, ist allerdings ein absoluter Tournee-Profi. 2019 und 2022 sicherte sich der 27-Jährige bereits den Gesamtsieg. Bei seinem ersten Erfolg gewann er wie zuvor nur Hannawald und der Pole Kamil Stoch alle vier Springen.
Aus dem deutschen Team sprangen hinter Wellinger auch Leyhe als 18., Philipp Raimund auf Rang 20 und Geiger auf dem 26. Platz unter die besten 30 Athleten. Pius Paschke schied dagegen überraschend nach dem ersten Durchgang aus.
Nach einem Ruhetag geht es für die Springer am Freitag mit der Qualifikation in Bischofshofen weiter (16.30 Uhr/ARD und Eurosport). Der entscheidende Wettkampf findet dann traditionell am Dreikönigstag statt.