Skandinaviens wichtigste Verkehrsroute Erdrutsch zerstört Europastraße in Schweden

Markus Brauer/

Im Westen von Schweden gibt eine wichtige Straße in Folge eines Erdrutsches nach. Ein Hunderte Meter breites Gebiet wird völlig verwüstet. Betroffene berichten von unwirklichen Szenen mit riesigen Erdmassen und „fliegenden“ Autos.

 
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Mehrere Autos stürzten bei Stenungsund nahe Göteborg über die Kante der Europastraße 6. Drei Menschen kamen laut Polizei mit Verletzungen ins Krankenhaus. Foto: Imago/Hanna Brunlöf Windell/TT

Ein plötzlicher Erdrutsch hat einen Abschnitt der Europastraße 6 (E6) in Schweden zerstört und damit eine wichtige Verbindung in der Region für Monate unpassierbar gemacht. In der Nähe der westschwedischen Kleinstadt Stenungsund brachen Teile der Schnellstraße in Folge des nächtlichen Vorfalls zusammen.

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Mehrere Autos stürzten über die entstandene Abbruchkante, drei Menschen kamen nach Polizeiangaben mit leichteren Verletzungen ins Krankenhaus. Der Wiederaufbau dürfte mehrere Monate dauern, schätzen Behördenvertreter. Die Polizei sperrte das Gebiet umfassend ab und warnte Schaulustige davor, sich der Gegend zu nähern.

700 mal 200 Meter großes Gebiet abgesackt

Nach Angaben der Gemeinde Stenungsund ereignete sich der Erdrutsch in der Nacht zum Samstag (23. September) gegen 1.20 Uhr. Er erfasste demnach ein Gebiet mit einer Größe von etwa 700 mal 200 Metern.

Aufnahmen zeigten einen langen Riss durch die Gegend in der Nähe einer Tankstelle, bei einem Schnellrestaurant brach das Dach ein. Wohngebiete waren bisherigen Erkenntnissen zufolge nicht betroffen.

Bilder der zerstörten Europastraße

Nach Angaben der Gemeinde Stenungsund ereignete sich der Erdrutsch in der Nacht zum Samstag (23. September) gegen 1.20 Uhr. Foto: Imago/Hanna Brunlöf Windell/TT
Er erfasste demnach ein Gebiet mit einer Größe von etwa 700 mal 200 Metern. Foto: Imago/Börn Larsson Rosvall/TT
Aufnahmen zeigten einen langen Riss durch die Gegend in der Nähe einer Tankstelle, bei einem Schnellrestaurant brach das Dach ein. Foto: Imago/Hanna Brunlöf Windell/TT
Betroffene Auto- und Lkw-Fahrer berichteten von unwirklichen Szenen. Nach Feierabend in seinem Lokal sei er auf dem Heimweg auf den Autobahnzubringer abgebogen, sagt der Restaurantbesitzer Marko Mijatovic. Foto: Imago/Hanna Brunlöf Windell/TT
„Nach einer Weile hatte ich nur das Gefühl, dass das Auto fliegen würde.“ Kurz darauf sei der Wagen hinabgerauscht. Foto: Imago/Adam Ihse/TT
Das Erdloch habe man überhaupt nicht sehen können. „Es kam einfach aus dem Nichts.“ Foto: Imago/Adam Ihse/TT
Die Schwerlaster wurden wie Spielzeugautos durch die Luft gewirbelt und landeten in den Erdverwerfungen. Foto: Imago/Adam Ihse/TT
Die E 6 ist die längste durchgehende Straßenverbindung in Skandinavien. Foto: Imago/Hanna Brunlöf Windell/TT
Sie führt in Skandinavien über mehr als 3000 Kilometer von Kirkenes an der Barentssee nahe der norwegischen Grenze zu Russland über weite Teile Norwegens bis zur südschwedischen Hafenstadt Trelleborg. Etwa das südliche Viertel der Strecke ist als Autobahn oder autobahnähnlich ausgebaut. Foto: Imago/Hanna Brunlöf Windell/TT
Ein Auto liegt einige Meter tiefer als die ursprüngliche Straße. Foto: Imago/Adam Ihse/TT

Autofahrer: Erdloch kam aus den Nichts

Betroffene Auto- und Lkw-Fahrer berichteten von unwirklichen Szenen. Nach Feierabend in seinem Lokal sei er auf dem Heimweg auf den Autobahnzubringer abgebogen, sagt der Restaurantbesitzer Marko Mijatovic dem schwedischen Rundfunksender SVT. „Nach einer Weile hatte ich nur das Gefühl, dass das Auto fliegen würde.“ Kurz darauf sei der Wagen hinabgerauscht. Das Erdloch habe man überhaupt nicht sehen können. „Es kam einfach aus dem Nichts.“

Der Lastwagenfahrer Piotr Dietula hatte wie mehrere Kollegen über Nacht in seinem Fahrzeug an der Tankstelle übernachtet. Er berichtete bei SVT davon, dass sein Lkw bis zur Hälfte in der Erde eingesackt sei. Er habe nur durch die Fenster ins Freie gelangen können. Erst sei er nur verwirrt gewesen, habe dann aber realisiert, was passiert sei. Dann sei er verwundert gewesen, dass er noch lebe.

Tagelanger Regen könnte Ursache sein

Experten machten sich daran, die Ursache des Vorfalls herauszufinden. Er könnte mit tagelangem Regen und dem anfälligen Lehmboden in der Region zusammenhängen. Frühere Erdrutsche in Schweden hatten häufig mit kräftigem Niederschlag und der Bodenbeschaffenheit zu tun.

Die Polizei leitete zudem Ermittlungen zu den Arbeiten auf einer Baustelle in dem Gebiet ein. Dort seien Sprengungen vorgenommen worden. Ob es eine Verbindung zu dem Erdrutsch gebe, sei noch unklar.

E6 führt mehr als 3000 Kilometer quer durch Skandinavien

  • Die Europastraße 6 (E 6) ist die längste durchgehende Straßenverbindung in Skandinavien.
  • Sie führt in Skandinavien über mehr als 3000 Kilometer von Kirkenes an der Barentssee nahe der norwegischen Grenze zu Russland über weite Teile Norwegens bis zur südschwedischen Hafenstadt Trelleborg.
  • Von dort aus setzen auch Ostsee-Fähren nach Rostock und Travemünde über. Etwa das südliche Viertel der Strecke ist als Autobahn oder autobahnähnlich ausgebaut.
  • Stenungsund liegt knapp 40 Kilometer nördlich von Göteborg im Westen von Schweden. Der Verkehr in dem betroffenen Gebiet wird nun über Nebenstraßen umgeleitet.