Sing und Swing aweng: Chorprojekt singt Lieder von Santiano Chorverein lockt Männer mit Hits

Von Katharina Wojczenko
"Wir sind frei wie der Wind": Chorleiterin Heike Nitsche und ihre Männer bei der Probe. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Lieder von Liebe, Meer und Freiheit: Darum geht's beim neuen Chorprojekt des Gesangsvereins Concordia Laineck. Mit Klängen von der Band Santiano will Vorsitzende Heike Steinlein Männer fürs Singen begeistern. Das Motto: "Sing und swing aweng". Und die Herren machen ordentlich Wumms.

 
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Ran an die Männer: Nachwuchsprobleme hat die Concordia noch nicht, sagt Steinlein. Aber mehr Männer sind immer gut. Und vielleicht fallen dank des Männerchor-Projekts welche für den gemischten Chor ab. So ist zumindest die Erfahrung aus den vorherigen Projekten. Bei der Gründung 1886 war die Concordia übrigens ein reiner Männerchor. Aber: "Männer rauszulocken, ist ganz schön schwierig", sagt Steinlein.

Das Lockmittel: Lieder der Band Santiano. Die Herren von Santiano vermischen in ihren Liedern Volkslieder, Schlager, Irish Folk und Seemannslieder. Spätestens seit dem Duett mit Schlagerstar Helene Fischer sind sie bekannt. Außerdem sind sie im Herbst in Bayreuth aufgetreten. Deshalb proben die Männer im Vereinszimmer in der Schule unter anderem unter - einem Poster von Santiano.

Die Frau dahinter: Chorleiterin Heike Nitsche, Selbstbeschreibung in der Probe: "Ich bin die, die da vorne ist und die man nicht sieht." Man hört sie aber. Sie hat die Männer mit Augenzwinkern, einem erhobenen Zeigefinger und Selbstironie ("Wenn ich mitsinge, zerstöre ich mit meinem Gequietsche alles") im Griff. Mit Bambabadibambudibum und Hallohallohallohallo macht sie die Herren beim Einsingen fit, dass sich ihre Stimmen so hochschrauben, bis es wahrlich nicht mehr höher geht. Und dann: Ausseufzen! Später heißt es: "Das ist schwer, aber da müsst ihr durch." Geht doch. Als Hausaufgabe gibt sie ihren Jungs mit: Das Duett mit Helene Fischer googeln und anschauen.

So klingt es: Besser als das Original. Santiano verpoppen ihre irisch angehauchte Musik mit Synthesizern, wie geschaffen fürs Dauerschunkeln im Kölner Karneval. Die Männer in Laineck haben nur ihre Stimmen und das Klavier von Chorleiterin Heike Nitsche. Aber wenn 20 Männer in der allerersten Chorprobe a capella losschmettern, wummst der Bass im Bauch. Gänsehaut! Und die Texte klingen auf einmal nicht mehr kitschig, sondern berührend. "Wir sind frei wie der Wind" - fehlt nur noch das Schiff, um in See zu stechen.

Das muss Mann können: Hören und ein bisschen singen. Die Männer bekommen zwar Noten, aber sie singen vor allem nach Gehör.

Das große Ziel: Das Abschlusskonzert am 31. Juli auf der Seebühne der Landesgartenschau.

Info: Probe ist dienstags um 19.30 Uhr in der Schule Laineck. Infos bei Barbara Blocher unter Tel. 0921/98591 oder Gisela Sander unter Tel. 0921/93399.

Umfrage: Warum singen Sie mit?

Michael Hache (35), Prüfingenieur, ist ein Neuling: "Auf dem Richard-Wagner-Gymnasium habe ich in vier Chören gesungen. Aber seitdem nicht mehr. Liederkränze sind nichts nämlich für mich. Bei dem Männerchor-Projekt dachte ich mir: Das klingt jung und dynamisch, das schaue ich mir an. Ich singe richtig gern, sogar auf der Arbeit."

Marco Nitsche (26), Erzieher, ist der Jüngste: "Die Chorleiterin ist meine Mama. Ich bin es gewohnt, in ihren Chören mitzusingen. Aber Santiano höre ich auch privat gern. Wir haben heute das erste Mal zusammen gesungen. Was ich beeindruckend finde: Das klingt schon jetzt gut - obwohl wir es nicht überhaupt nicht können."

Stefan Wirth (38), Drucktechniker: "Ich singe seit anderthalb Jahren im gemischten Chor der Concordia Laineck. Seitdem kann ich besser atmen. Beim Santiano-Projekt mache ich mit, weil wir darüber hoffentlich mehr Männer für unseren gemischten Chor gewinnen. Santiano kannte ich vorher nicht. Schlager ist normalerweise nicht meins."

Ludwig Kasel (81), ist der Älteste: "Der Chor ist der Grund, weshalb mein Arzt sagt, dass ich wie 70 aussehe. Ich singe seit 1948 im Chor, mit Ausnahme einer Babypause. Aus Spaß an der Freude. Das trainiert die Gehirnzellen, den Atem und hält jung. In dem Chorprojekt singe ich denen, die neu sind, von hinten in die Ohren. Dann tun sie sich leichter."

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