Sieben Jahre Wartezeit auf die Aufenthaltsgenehmigung Gelungene Integration: Eine Familie aus dem Kosovo erzählt

Von Martina Bay
Die Familie hält zusammen (von links): Flamur, Hafije und Ramadan Pacolli. Foto: Harbach Foto: red

Familie Pacolli kam vor 21 Jahren nach Deutschland. Die Sprache haben sie sich selbst beigebracht. Bis sie die Aufenthaltsgenehmigung bekommen hatten, vergingen sieben Jahre. Deutschland ist ihre Heimat. Deswegen gehen sie jetzt noch einen Schritt weiter.

 
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Kikeriki. Mit diesem Wort schickte Ramadan Pacolli seine Frau zum Eierkaufen in den Supermarkt. Wenn man noch kein Deutsch kann, muss man einfallsreich sein. Das war 1993, als der Kosovo-Albaner gerade eben mit seiner Frau nach Deutschland gekommen war. „Wir haben uns die Sprache selbst beigebracht“, sagt Pacolli. Zwei Autodidakten, die ihr Schicksal und ihre Integration selbst in die Hand nahmen. Es blieb nicht bei Kikeriki. Deutschland wurde die neue Heimat der Familie Pacolli.

Glastisch, großer Fernseher, Regal - Pacolli sitzt mit seiner Frau und den beiden ältesten Kindern in einem Wohnzimmer, das wie die meisten in Deutschland aussieht. Auf einem Teller stapeln sich verschiedenen Kuchenstücke. Antigona, die jüngste Tochter, arbeitet in einer Bäckerei. Die Kinder sind in Deutschland zur Welt gekommen, sie wachsen zweisprachig auf. „Unsere Eltern haben es ohne Schulabschluss geschafft, Fuß zu fassen, dann schaffen wir das auch“, sagt der Sohn Flamur Pacolli. Der 18-Jährige macht eine Ausbildung zum Mechaniker. Die Schule beenden, Geld verdienen. Das setzen die Eltern voraus.

Bis zur Aufenthaltsgenehmigung vergingen sieben Jahre

Als der Krieg im ehemaligen Jugoslawien begann, wollte Ramadan Pacolli nur weg. Darüber sprechen möchte der heute 51-Jährige nicht. Deutschland aber war ihm vertraut. Die Verwandten waren in den siebziger Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen. Pacolli war öfters zu Besuch vorbeigekommen. „Mir hat das Land sehr gut gefallen.“ Pacolli ging zuerst nach Warmensteinach, arbeitete dort in einer Firma, die Autoteile herstellt. Später wechselte er in eine Druckerei in Weidenberg. Weil er nicht mehr pendeln wollte, zog er 2001 nach Weidenberg. Dort lebt Pacolli mit seiner Frau und den drei Kindern.

Die ersten Jahre in Deutschland waren unsichere Jahre. Alle drei Monate musste Pacolli eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen. „Sieben Jahre ging das. Man weiß nie, ob man zurück muss.“ Die Aufenthaltsgenehmigung haben sie bekommen. Arbeiten wollten die Eltern immer. Schufteten von morgens bis abends, um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. „Unsere kleine Schwester hat unserer Eltern manchmal gar nicht gesehen, weil sie so viel für uns gearbeitet haben“, sagt Liridona Pacolli, die älteste Tochter.

Die meisten Freunde kommen aus Deutschland

Alle drei Kinder wohnen noch bei den Eltern. Den Familienzusammenhalt beschreiben sie als sehr eng. „Wir sind wie eine Hand. Wenn man einen Finger abschneidet, dann schmerzen die restlichen Finger auch“, sagt die Mutter Hafije Pacolli. Die meisten Freunde kommen aus Deutschland. Für die Kinder ist das selbstverständlich. Was ihnen noch fehlt, ist der deutsche Pass. Den wollen sie demnächst beantragen. Klar, blöde Sprüche müssen sie sich auch manchmal anhören. „Ihr nehmt uns die Arbeitsplätze weg“, ist einer davon. Die älteste Tochter Liridona könnte sich darüber manchmal richtig aufregen. „Wir arbeiten, um uns Dinge leisten zu können“, sagt sie.

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