34-Jähriger wegen Anabolikabesitzes und Handels verurteilt – Bekannter Sportler wartet auf sein Verfahren Dopingszene vor Gericht

Von Manfred Scherer
Definierte Muskelberge bei einem Bodybuilingwettbewerb. Kann man solche Muskelberge ohne illegale Hilfe bekommen? In der Bayreuther Szene waren Anabolika im Umlauf, das zeigte sich jetzt in ienem Prozess um schwunghaften Handel mit Steroiden. Foto: Archiv dpa Foto: red

Sie machen mächtig Muskeln, aber die Leber kaputt und sie schrumpfen die Hoden. Anabole Steroide gelten als gefährlich und stehen als verbotene Dopingmittel auf dem Verbotsindex des Arzneimittelgesetzes. In einem Prozess um schwunghaften Handel mit Anabolika in der Bayreuther Bodybuilderszene hat sich am Mittwoch die Frage ergeben: Steckt ein mehrfacher Weltmeister hinter den illegalen Machenschaften? Er bestreitet das heftig.

 
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Unerlaubter Besitz von oder Handel mit unerlaubten Dopingmitteln im Sport wird in Bayern von einer einzigen Schwerpunktstaatsanwaltschaft bearbeitet. Damit sich die Reise für die Münchner Staatsanwältin lohnen sollte, hatte Richterin Kerstin Kayser zwei Prozesse angesetzt. Das erste Verfahren gegen einen 34-Jährigen, der zurzeit einen Shop für Bodybuilder betreibt – er verkauft Eiweißprodukte. Das zweite Verfahren sollte gegen einen 41-jährigen mehrfachen Fitnessmeister gehen – er hat ein bekanntes Sportstudio in Bayreuth.

Beide Herren gerieten im Februar 2012 ins Visier der Kripo: Bei einer Razzia beschlagnahmten die Ermittler in der Bodybuilderszene eine große Menge an verbotenen Substanzen, vor allem Anabolika. Die größten Mengen fanden sich bei dem heute 34-Jährigen, weshalb er nun als Angeklagter vor dem Schöffengericht stand. Hier legte er auf Rat seines Verteidigers Alexander Schmidtgall, der mit dem Gericht und der Staatsanwaltschaft einen zulässigen Prozessdeal ausgehandelt hatte, ein Teilgeständnis ab: Dass er die beschlagnahmten Dopingmittel tatsächlich in Besitz gehabt hatte, jedoch – bis auf eine Kleinmenge, die er an einem Sportkollegen im Tausch abgegeben habe – hauptsächlich nur zum Eigengebrauch: „Ich wollte Muskeln, ich wollte zur Meisterschaft.“ Er berichtete, dass es der 41-jährige mehrfache Weltmeister gewesen sei, der ihn in seinem Studio zum Doping gebracht und ihm auch Mittel beschafft habe. Und er beschuldigte den 41-Jährigen, die größte Menge aus dem Razziafund bei ihm gebunkert zu haben. Es handelte sich um zwei Kartons mit Anabolikasubstanzen und mit Vorrichtungen, mit denen man die Lösung selbst mischen konnte. Das Mittel war in großen Flaschen und konnte in kleinere Ampullen umgefüllt werden. Gefunden wurde die gefährliche Ware im Keller der Schwiegermutter des Angeklagten.

Die Behauptung, diese Anabolika gehörten dem Weltmeister, wurde von der Ehefrau der 34-Jährigen gestützt, die aussagte, der bekannte Sportler habe damals regelrechten Telefonterror bei ihr gemacht – er wolle endlich „seine Sachen“. Die Ehefrau war ursprünglich nicht als Zeugin vorgesehen und wurde von der Richterin während des Prozesses spontan geladen. Dass der Weltmeister möglicherweise Bezugsquellen auf dem Schwarzmarkt hatte, deutete ein Zeuge an, der im Studio des Weltmeisters lange Hausmeister gewesen war. Lange nach seinem Rausschmiss aus dem Studio will dieser Zeuge erfahren haben, dass der Weltmeister auf seinen, des Hausmeisters, Namen verdächtige Pakete geschickt bekommen habe.

Diese zwei Aussagen waren für das Schöffengericht der Grund, der Einlassung des angeklagten 34-Jährigen zu glauben. Der Mann bekam eine zweijährige Bewährungsstrafe.

Der anschließend angesetzte Prozess gegen den Weltmeister wurde ausgesetzt: Dessen Verteidiger Karsten Schieseck kündigte an, sein Mandant werde sich mit allen Mitteln gegen die Vorwürfe wehren und Entlastungszeugen zu benennen. Sechs bereits anwesende Zeugen wurden nach Hause geschickt. Der Prozess gegen den Weltmeister soll im Sommer oder im Herbst stattfinden.

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