Sicherheitswacht Wunsiedel Gute Seelen auf Wunsiedler Straßen

Der Leiter der Polizeiinspektion Wunsiedel, Hubert Schricker, lobt die Mitglieder der Sicherheitswacht, Erika Kestel (Mitte) und Ingrid Lederer. Foto: /pr.

Seit 20 Jahren gibt es in der Festspielstadt eine Sicherheitswacht. Die Frauen und Männer sind häufig nicht nur als Aufpasser gefragt, sondern als eine Art Streetworker.

 
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Wunsiedel - Wenn Ingrid Lederer oder Reinhard und Erika Kestel ihre blauen Funktionsjacken überstreifen, das Pfefferspray einpacken und losgehen, begeben sie sich auf eine Art modernes Abenteuer. So würden sie ihre Aufgabe zwar nie bezeichnen, doch auch auf den Wunsiedler Straßen lässt sich so manches erleben.

Die beiden Frauen und der Mann bilden momentan die Wunsiedler Sicherheitswacht. „Noch im November waren wir zu sechst, leider sind drei Kollegen inzwischen ausgeschieden“, sagt Ingrid Lederer, mit der die Frankenpost stellvertretend für ihre Kollegen gesprochen hat.

Seit zwei Jahrzehnten gibt es die Sicherheitswacht in Wunsiedel. Dabei handelt es sich um normale Bürger, die in ihrer Freizeit die Polizei unterstützen und allein mit ihrer Präsenz das Sicherheitsgefühl der Wunsiedler verbessern. Zuständig für die derzeit drei Sicherheitswächter und -wächterinnen ist die Polizeiinspektion Wunsiedel.

Ingrid Lederer läuft seit zehn Jahren im Namen der Sicherheit durch Wunsiedel. „Im Schnitt komme ich auf fünf Einsätze im Monat.“ Erst vor Kurzem war sie am Eisweiher unterwegs, als sie sah, wie Randalierer einen Rettungsring und andere Dinge ins Wasser warfen. „Ich habe dann die Großen verständigt“, die sich um die Angelegenheit kümmerten. „Die Großen“, wie die Sicherheitswachtler liebevoll sagen, sind die Polizisten. Diese sind es auch, die ihre ehrenamtlichen „Kollegen“ instruieren, auf neue Brennpunkte hinweisen und im Fall der Fälle jederzeit rufbereit sind und übernehmen.

Bank voller Wein- und Bierflaschen

16 Uhr, Busbahnhof Wunsiedel. Mehrere Jugendliche stehen um eine Bank, die mit Bier- und Weinflaschen vollgeschlichtet ist. Ingrid Lederer und Erika Kestel weisen die Mädchen und Jungen auf das Alkoholverbot auf dem Platz hin und ermahnen sie, die Sachen schnell wegzuräumen. „Klar, solange jemand nur Flaschen herumträgt, ist das erlaubt, aber wenn sich jemand vor mich hinstellt und aus einer Weinflasche trinkt, nehme ich die Personalien auf und gebe diese an die Stadt weiter“, so die in Röslau wohnende Ingrid Lederer. Wie ihre Kollegen kennt sie viele ihrer „Pappenheimer“ und versucht es häufig im Guten – mit Erfolg. Vor einiger Zeit – wieder am Eisweiher – sah sie eine Gruppe Jugendlicher, die auf dem ganzen Gelände Müll hinterließ. „Natürlich wollte es niemand gewesen sein. Aber nach einigem guten Zureden sammelten die jungen Leute freiwillig den Unrat auf und entsorgten ihn ordnungsgemäß. Dafür habe ich sie gelobt.“

Die drei Wunsiedler Sicherheitswachtler sind ein wenig wie Streetworker. „Zu einem gewissen Maß ist auch Zivilcourage gefordert, wenn man bei einem Streit vermittelt. Das funktioniert ganz gut, da wir viele der jungen Leute persönlich kennen.“

Das Recht, Täter festzuhalten

Die Mitglieder der Sicherheitswacht haben das Recht, Täter festzuhalten, die sie auf frischer Tat erwischen. Auch können sie Personalien feststellen. „Wir sind aber keine Hilfspolizisten und schon gar keine Bürgerwehr“, sagt Ingrid Lederer.

Dennoch wirkt ihre Arbeit, manchmal langfristig. So hat sich Ingrid Lederer über Jahre eines jungen Wunsiedlers angenommen. „Als ich ihn das erste Mal sah, war er 14 und sturzbetrunken. Ich habe ihn fortan ein wenig durch die Jugend begleitet und immer wieder mit ihm geredet. Heute ist er 20 Jahre alt und geht seinen Weg.“ Sie habe die Erfahrung gemacht, dass es besser sei, nicht immer den Moralapostel raushängen zu lassen und zu schimpfen. „Ich gehe lieber auf die Leute ein.“

Wer bei der Sicherheitswacht einsteigt, sollte sich gerne bewegen. Ingrid Lederer läuft pro Schicht fünf bis sieben Kilometer durch die Festspielstadt. So hält sich die ehemalige Frankenpost-Austrägerin mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit fit.

Arbeit hält fit

„Wir sind ja immer auch Ansprechpartner der Bürger. Vor einiger Zeit haben wir mit jemandem ein verlorenes Handy gesucht – leider haben wir es letztlich nicht gefunden.“ Ein Auge haben die Sicherheitswachtler stets auf die Gassi-Geher. „Wer das Häufchen seines Hundes auf dem Weg liegen lässt, den fordern wir auf, es einzutüten und mitzunehmen.“ Weigert er oder sie sich, muss der Hundehalter mit einem Ordnungsgeld von der Stadt Wunsiedel rechnen. Hier stehen 200 Euro im Raum.

Im Herbst fanden Ingrid Lederers Kollegen ein Fahrrad, das – wie sich herausstellte – gestohlen war. „Wenn auch der Dieb nicht ermittelt werden konnte, so hat zumindest der Eigentümer sein Rad wieder zurück.“ Der Frau aus Röslau gefällt ihre Aufgabe ungemein gut. „Mir ist der Kontakt zu den Bürgern und zur Polizei wichtig. Wir verstehen uns gewissermaßen als Bindeglied zwischen beiden.“ Nur eines macht ihr zu schaffen: „Wir benötigen dringend Verstärkung von jüngeren Leuten.“

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