Sexprozess: Tochter nicht vernehmungsfähig - Rechtsanwalt Schwenn zweifelt Attest an Zeugin in Klinik: Nur "Theater"?

Von Susanne Will
Foto: dpa Foto: red

In einer weiteren Runde im Sexprozess gegen einen Unternehmer, der wegen Vergewaltigung und sexuellem Missbrauch an seiner Tochter und seinen Enkelinnen vor dem Bayreuther Schwurgericht steht, schossen sich Verteidiger und Anwalt der Nebenklägerin aufeinander ein. Verteidiger Johann Schwenn  glaubt schon lange an ein Komplott aller Belastungszeuginnen. Jetzt meint Schwenn, einen echten Trumpf in der Hand zu haben, um die Glaubwürdigkeit der Hauptzeugin zu erschüttern. Jedoch, der Schuss traf ins Leere.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Es ging um ein Buch. Pola Kinski, die Tochter des Schauspielers Klaus Kinski, hatte es geschrieben und ihren Vater darin des sexuellen Missbrauchs bezichtigt. Und Schwenn präsentierte einen Kaufbeleg des Buches, welches die Tochter des Angeklagten gekauft hatte. 

Pola Kinskis Buch als "Beweismittel"

Schwenn scheint sich die Mühe gemacht zu haben und die Aussagen der Tochter und der Enkelin mit dem Inhalt des Buches verglichen zu haben. War er auf der Suche nach einer Art Anleitung zur Aussage? Eine Übereinstimmung mag es geben, Pola Kinski nennt ihren berühmten Schauspiel-Vater "Teufel", so wie es auch die Tochter einmal getan hat. Für Schwenn ist das Buch ein "Beweismittel", er hat eigens ein Exemplar besorgt.

Wind aus den Segeln genommen

Doch die Psychologin Gabriele Drexler-Meyer nimmt ihm schnell den Wind aus den aufgeblasenen Segeln. Sie sitzt allen Verhandlungstagen bei und soll Glaubwürdigkeitsgutachten erstellen. Sie schaltet sich ein und sagt, dass sie von dem Buch wisse. Die Tochter habe ihr bereits freiwillig von dem Werk erzählt und dass sie es gelesen hat, wie auch ein weiteres Buch, in dem es um sexuellen Missbrauch geht. 

Hauptzeugin nicht vernehmungsfähig

Die Hauptbelastungszeugin befindet sich derzeit in einer psychosomatischen Fachklinik. Und sie ist momentan nicht vernehmungsfähig. Das sagt ein Attest, das von der Oberärztin, dem Leitenden Psychologen und einer Psychologin unterzeichnet worden ist. Für Schwenn hat das Attest keine Substanz, außerdem sei das für ihn alles nur "Theater". Er will einen unabhängigen Sachverständigen, niemanden aus der Klinik, denn die Ärzte dort seien von "Empathie" geprägt für die Frau, die "erwiesenermaßen Falschaussagen" getätigt hat.

Das war das Stichwort für den Anwalt der Tochter. Er erinnerte daran, dass die Frau insgesamt etwa 14 Mal zu Vernehmungen erschienen ist, "sie hat sich während des Verfahrens immer gestellt". Und das "klaglos", fügte ein anderer Nebenklagevertreter an.

Woher kam der Revolver?

An diesem Prozesstag ging es auch um den Revolver, der, wie berichtet,  im Tresor des Angeklagten gefunden worden war. Woher der Unternehmer die Waffe hat, lässt sich nicht klären. Die Seriennummer auf der Smith & Wesson war zum Teil entfernt worden. Ein Kripobeamter hatte mit der Waffe auch Probeschüsse abgegeben. Die Projektile liegen nun zum Vergleich beim Bundeskriminalamt, um festzustellen, ob die Waffe in der Vergangenheit zu einem Verbrechen genutzt worden ist. Ob der Angeklagte einen Waffenschein dafür hatte, muss die Polizei noch klären.

Gegen Ende des Verhandlungstages begann Gabriele Drexler-Meyer mit dem Glaubwürdigkeitsgutachten über eine der Enkelinnen. Diese sagt bekanntlich, der Großvater habe auch sie sexuell missbraucht. Mit Drexler-Meyers Ausführungen geht es am Mittwoch weiter.

 

Die Vorgeschichte:

Opferanwalt misstraut Zeugen

Ersatzrichter muss bald ran

Tochter bezichtigt Vater der Serienvergewaltigung

Eine Zeugin unter Anklage

Zeugin kommt in Sexprozess das Kotzen

Man zieht sich hier selisch aus

Mögliches Alibi im Sexprozess

Ein verbotener Satz im Sexprozess

Eine Zeugin verschwindet im Sexprozess

Gericht hebt Haftbefehl auf

"Kümmerer" in der Schusslinie

Nacktfotos der Tochter im Safe

Bilder