"Die Chancen stehen bei 50:50 - optimistisch geschätzt", hatte Sommer vor der Partie gesagt. Gladbachs Torhüter behielt mit seiner Prognose recht: Die Schweiz begegnete dem großen Favoriten auf Augenhöhe, trat wie angekündigt mutig auf, riskierte damit aber auch immer wieder gefährliche Konter. Vor allem der in der Vorrunde nur selten überzeugende Mbappe war auf der linken Seite ein Unruheherd.
Nach einer Viertelstunde dann die Überraschung: Eine Flanke des Frankfurters Steven Zuber verwertete Seferovic gefühlvoll per Kopf zum 1:0. Im vierten Spiel geriet die Equipe Tricolore zum dritten Mal in Rückstand, die vielen Franzosen unter den 23.894 Zuschauern verstummten schlagartig.
Das Team von Trainer Didier Deschamps reagierte mit wütenden Angriffen und zog ein Powerplay auf. Sommer, der mit seinem 65. Länderspiel zum Rekordtorhüter der Eidgenossen aufstieg, rückte nun immer mehr in den Mittelpunkt. Von einem erhofften Spektakel waren die Franzosen aber wie schon in der Vorrunde weit entfernt.
Symptomatisch war der Auftritt von Mbappe. Der 22-Jährige war zwar auffälligster Spieler und ließ immer wieder sein Können aufblitzen, biss sich aber am Gladbacher Nico Elvedi die Zähne aus. Von Benzema und Antoine Griezmann war dagegen abgesehen von Fehlpässen nichts zu sehen. Zur Pause ging die Schweizer Führung in Ordnung, zumal Frankreich keinen einzigen Schuss aufs Tor verzeichnete.
Zur zweiten Halbzeit stellte Deschamps von der ungewohnten Dreier- wieder auf eine Viererkette um. Im gewohnten System lief es nun besser, auch die Hereinnahme von Bayerns Flügelstürmer Kingsley Coman zahlte sich aus.
Dennoch hatte Frankreich Glück: Nach einem Foul von Benjamin Pavard an Zuber trat Rodriguez zum Elfmeter an, Hugo Lloris parierte stark. Vier Minuten und drei Sekunden später war das Spiel komplett gekippt. Erst glich Benzema, der wegen einer angeblichen Verwicklung in einen Erpressungsskandal lange nicht zum Team gehört hatte, nach einer sensationellen Ballannahme aus.
Kurz darauf stellte der Torjäger von Real Madrid gar auf 2:1, Pogba legte sogar nach. Doch zwei Tore in den letzten zehn Minuten brachten die Schweiz in die Verlängerung.