Selb-Spielberg Initiative fordert umfassendes Gutachten vor Bikepark

Gisela König

Die Umweltverträglichkeitsprüfung darf keine Momentaufnahme sein. Naturschützer plädieren für ein ganzes Jahr.

 
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Das Bild zeigt den "harten Kern" der Initiative "Ruhe für den Kornberg" mit Fotos von noch intakten Fichtenbeständen auf dem Kornberg, die durch den Bikepark gefährdet oder in Mitleidenschaft gezogen werden. Foto: Gisela König Quelle: Unbekannt

Selb-Spielberg - Udo Benker-Wienands und Hans Popp, die Sprecher der Initiative "Ruhe für den Kornberg", haben beim Wunsiedler Landrat Peter Berek die Sorgen, die die Gruppenmitglieder angesichts des geplanten Bikeparks umtreiben, deutlich gemacht. Unter anderem ging es dabei um das Projekt "Goldener Scheckenfalter - Teufelsabbiss", das das Bundesamt für Naturschutz (BfN) über drei Jahre mit einer sechsstelligen Summe fördert. Dabei machte Benker-Wienands deutlich, dass er den Teufelsabbiss, die Futterpflanze des Scheckenfalters auf dem Kornberg vorgefunden und dokumentiert habe.

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Arbeitskreis klagt über fehlende Nachweise

Manfred Lang vom ökologischen Arbeitskreis Fichtelgebirge/Frankenwald ging bei dem Gruppentreffen auf die naturschutzgesetzlich vorgeschriebenen Gutachten SaP (Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung) und UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung) ein, die seiner Meinung nach manchmal den Ruf hätten, Gefälligkeitsgutachten zugunsten umweltschädlicher Projekte zu sein, zumal sie die Projektbetreiber selbst in Auftrag geben dürfen. Bei einer Überprüfung der SaP zum Tourismuskonzept "Großer Kornberg" habe er festgestellt, dass die beauftragte Firma für vom Projekt Bikepark betroffene Tier- und Pflanzenarten ausschließlich entwarnende Feststellungen getroffen habe wie zum Beispiel "kein Nachweis", "Prüfung kann entfallen", "nicht von Bedeutung", "keine Vorkommen", "Störungen nicht zu erwarten". Das Gutachten komme somit zu dem Fazit: Es gibt keine Verbots-Tatbestände.

Aus diesem Grund habe der Ökologische Arbeitskreis 2020 auf dem Kornberg ehrenamtlich mit großem Zeitaufwand sieben relevante Vogelarten kartiert und die Brutnachweise geliefert - "von der Dunkelziffer an Tier- und Pflanzenarten ganz abgesehen", sagte Lang. Die betroffenen Arten seien nach dem bayerischen Naturschutzgesetz besonders, beziehungsweise streng geschützt. "Den Gutachtern sind sie aber offensichtlich nicht bekannt", lautet Langs Fazit. Zudem seien auffällige Biotopbäume im zentralen Projektgebiet "übersehen" worden "und mussten von uns nachträglich kartiert werden." Die mit der SaP beauftragte Firma habe nun auch noch die weitaus bedeutsamere UVP machen dürfen, "die in den nächsten Tagen wohl der Öffentlichkeit für Einspruchsmöglichkeiten zugänglich gemacht wird. Leider nicht öffentlich ausgelegt, sondern nur im Internet," bedauert Lang.

Bei den bei der SaP nicht erwähnten, aber im Nachhinein vom Arbeitskreis nachgewiesenen Vögeln handelt es sich unter anderem auch um den Raufuß- und Sperlingskauz, den Uhu sowie Grau- und Grünspecht. Vielmehr habe das Gutachten nur Nachweise für vier Arten geliefert, davon zwei Allerweltsarten.

Benker-Wienands erläuterte beim jüngsten Treffen der Initiative in Spielberg, dass die Realisierung des Bikeparks auch das vom BfN geförderte Arnikaprojekt gefährde, zumal es auf der geplanten Downhill-Piste einen großen, autochtonen Arnika-Bestand gebe. Beide Sprecher bekräftigten, dass die ausstehende Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) keine "Momentaufnahme" darstellen dürfe, sondern einen Zeitraum eines ganzen Jahres und die gesamte Flora und Fauna umfassen müsse. "Bevor ein solches Gutachten nicht in voller Güte vorliegt, darf es keinen Baubeginn für die Trails geben", so die beiden Sprecher. Ferner fordert die Initiative, zur Veranschaulichung der künftigen Maßnahmen auf dem Kornberg noch vor Baubeginn einen der längeren Trails in Länge und Breite mit Trassierband abzustecken.

All diese Forderungen haben Popp und Benker-Wienands dem Landrat schriftlich übergeben und bei dem Sechs-Augen-Gespräch auch ihre negative Einstellung zum geplanten pädagogischen Bewegungspark erläutert. Dieser "Attraktion", die in einem Wohngebiet weit sinnvoller wäre, müsse eine Galerie von wertvollen Altbuchen geopfert werden, bedauern die Umweltschützer. Zudem sei es ihrer Meinung nach überflüssig, auf dem Kornberg einen weiteren Pumptrack zu errichten, zumal es im Landkreis ähnliche Einrichtungen zuhauf gebe. Auch befürchtet die Initiative, dass die Bikepark-Nutzer nicht mit Wanderern und Natur harmonieren werden. "Die suchen den ,Kick‘ und wollen schnell ins Tal ,brettern‘, wobei sie auch vor zertifizierten Wanderwegen nicht zurückschrecken." Wie es aktuell um das Verhältnis Wanderer-Mountainbiker bestellt sei, habe ein Leserbrief im Juli unter der Überschrift "Wahnsinnstempo" deutlich gemacht.

Benker-Wienands und Popp baten Berek nach eigenen Aussagen darum, die Sorgen der Initiative ernstzunehmen. "Der Kornberg soll in Zukunft nicht vollkommen der Bespaßung ausgeliefert werden, damit Wanderer und Touristen auch weiterhin dort Ruhe finden".

Zudem habe der Fund eines toten Wolfs im Landkreis Hof deutlich gemacht, dass das nördliche Fichtelgebirge durchaus eine Drehscheibe für Großsäuger sei. Wildschutzzonen müssten ausgewiesen und beachtet werden. Udo-Benker-Wienands betonte, dass das Waldsterben schlimme Ausmaße annehme. Am Kornberg hingegen gebe es noch intakte Fichtenbestände. Die seien durch den Bikepark gefährdet, denn die Verkehrssicherheit der Anlage erfordere das Fällen zahlreicher Bäume. Das sei beim Bau des neuen Kornberghauses deutlich geworden. "Wir müssen inzwischen jede vitale Fichte als kostbar betrachten und brauchen den Wald als CO2-und Wasserspeicher dringend", sagte Benker Wienands. Er forderte alle Naturfreunde auf, Bedenken und Einsprüche bei der UVP anzumelden.