Mitarbeiter müssen nicht mehr um ihre Jobs bangen Rosenthal hat wieder festen Boden unter den Füßen

Manfred Präcklein

SELB. Ein Jahr nach der Insolvenz hat der weltweit renommierte Porzellanhersteller Rosenthal wieder festen Boden unter den Füßen.

 
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Ein Jahr nach der Insolvenz hat der weltweit renommierte Porzellanhersteller Rosenthal wieder festen Boden unter den Füßen. Die Übernahme durch die italienische Sambonet Paderno Gruppe trägt erste Früchte. "Wir ergänzen uns gut und wir verlieren kein Geld", sagt Geschäftsführer Pierluigi Coppo, der zusammen mit seinem Bruder Franco seit dem 1. August 2009 das Sagen bei Rosenthal hat.

Mitarbeiter müssen nicht mehr bangen

Die verbliebenen rund 1000 Mitarbeiter in den Werken Selb und Speichersdorf müssen nicht mehr um ihre Jobs bangen. "Es gibt keinen Grund, weiter zu reduzieren", sagt der 61-Jährige aus Orfengo in der Nähe von Mailand.

Knapp 50 Millionen Euro hat das über 150 Jahre alte Familienunternehmen für die Übernahme der Rosenthal AG bezahlt. Die beiden Unternehmen passen aus Coppos Sicht gut zusammen und eröffnen zukunftsträchtige strategische Perspektiven.

Sambonet Paderno sieht sich als internationaler Marktführer bei Besteck, Töpfen und Küchenutensilien. Rosenthal zählt zu den renommiertesten Marken für Porzellan und Gläser. Beide sind im oberen Marktsegment platziert. "Wir setzen beide auf höchste Qualität und gutes Design", betont Pierluigi Coppo.

Gradmesser "Ambiente"

Sambonet ist stark im Hotelbereich, Rosenthal im Bereich Haushalt. Gemeinsam wollen sie für den Einzelhandel und die Gastronomie eine Marken- und Produktpalette bieten, die einzigartig in der Branche ist.

Erster Gradmesser für den Erfolg des Konzepts wird der erste gemeinsame Auftritt auf der "Ambiente", der weltweit größten Konsumgütermesse vom 12. bis 16. Februar in Frankfurt am Main. Die erste gemeinsam entwickelte Kollektion besteht aus dem von Walter Gropius entworfene Porzellanservice Tac und dem dazu passenden Besteck Skin.

Weltmarktschwemme

Mit dem Fall des "Eisernen Vorhangs" und der Globalisierung hatte billiges Porzellan aus Osteuropa und Asien die Weltmärkte überschwemmt. Rosenthal war es zwar immer wieder gelungen, sich dem negativen Branchentrend zu entziehen, wenn auch um den Preis mehrerer schmerzhafter Restrukturierungsprogramme.

Letztlich geriet auch die Premiummarke in den Sog der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise und der Insolvenz des Mehrheitseigners Waterford Wedgwood. "Unsere eigene Insolvenz im Januar 2009 war für uns die Chance, das Unternehmen auf eine vernünftige, dem Markt angepasste Größe zu bringen", blickt die langjährige Unternehmenssprecherin Sabine Schrenk zurück.

Nach der Entlassung von knapp 300 Mitarbeitern zum 30. Juni 2009 und der Reduzierung der Produktpalette um 20 Prozent schrieb Rosenthal vor der Übernahme bereits wieder eine schwarze Null. Mitte Juli 2009 unterschrieben Franco und Pierluigi Coppo nach langwierigen Verhandlungen schließlich den Kaufvertrag.

"Sehr modernes und sehr produktives Werk"

Straffungsbedarf sehen die Coppo-Brüder noch im Bereich der Organisation. Technisch ist zumindest das Werk in Speichersdorf (Landkreis Bayreuth) auf dem neuesten Stand. "Thomas am Kulm ist ein sehr modernes und sehr produktives Werk", betont der neue Rosenthal-Geschäftsführer.

In den Jahren 2010 und 2011 werden auch Rosenthal und Sambonet mit der allgemeinen Wirtschaftskrise zu kämpfen haben. Coppo sieht aber für beide Marken gute Perspektiven am Markt. "Langfristig werden wir gemeinsam wachsen", sagt der neue Rosenthal-Chef. Ein Beleg dafür ist die Lieferung von mehr als 15 000 Geschirrteilen für Giorgio Armanis Hotel im höchsten Gebäude der Welt, dem Burj Chalifa in Dubai.

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