Seit der Eröffnung wurden schon über 300 Hunde trainiert Horstis neues Leben: Aufsesser Saugatter läuft saugut

Von Sarah Bernhard

Im März hat das erste Saugatter Bayerns in Aufseß eröffnet. Jäger können dort testen, ob ihre Hunde für die Jagd geeignet sind. Vier Monate nach der Eröffnung hat der Kurier nachgefragt, wie es läuft. Und festgestellt: Entspannter können Wildschweine fast nicht sein. Selbst Dachsbracke Erna kann daran wenig ändern.

 
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Horsti überlegt. Lieber weiter die leckeren Maiskörner fressen? Oder doch auf den von rechts bellenden Hund reagieren? Er entscheidet sich für die Maiskörner, schubst sie noch ein bisschen in Position und macht sich dann genüsslich über sie her.

Erna hat viel gelernt

Erna ist die Alpenländische Dachsbracke von Georg Hostalka, einem der fünf Gattermeister. „Als sie anfing, konnte sie gar nichts“, sagt der 63-Jährige. Aber Erna hat gelernt: Wenn ich ein Wildschwein gefunden habe, belle ich so lange, bis es sich vom Fleck bewegt. Also bellt sie weiter. Bis es Horsti dann doch irgendwann zu dumm wird und er ein paar Schritte in Richtung Schlammloch trabt.

Unsicherheit oder Aggression drücken Wildschweine aus, indem sie ihren Schwanz, Bürzel genannt, aufstellen. Doch im Saugatter bleibt der Schwanz fast immer unten. Nur einmal geht er kurz hoch, als sich Horsti im Trab in Richtung Hund dreht. So als ob er angreifen will. Auch das hat die Dachsbracke gelernt: Umdrehen bedeutet Angriff. Also lieber etwas zurückziehen. „Ist gut“, ruft Hostalka, Erna dreht ab und Horsti kehrt zu den Körnern zurück.

Wildschweine sind stärker als Hunde

Was Georg Hostalka schon weiß, müssen andere Jäger noch herausfinden: Ob ihr Hund zu ängstlich oder zu aggressiv ist, um Wildschweine zu jagen: Zu ängstliche Hunde bringen nichts, zu aggressive Hunde bringen sich in Gefahr. Denn ein Wildschwein ist deutlich stärker als ein Hund.

Mehr als 300 Hundehalter haben das 100.000 Euro teure Gatter bereits genutzt, die meisten aus dem Freistaat, aber auch Jäger aus Österreich, der Schweiz und Holland. „Und wir haben von allen nur Lob bekommen“, sagt Adolf Reinel, Vorsitzender des Jägervereins Bayreuth, der das Gatter betreibt. „Es ist naturnah, die Tiere finden überall Deckung und sind artgerecht untergebracht.“ Im August wird das bisher einzige Gatter in Bayern von der Kompetenzgruppe Schwarzwildgatter offiziell zertifiziert.

Erna und Horsti finden einen Kompromiss

Dachsbracke Erna und die Sauen haben sich mittlerweile auf einen Kompromiss geeinigt: Die Sauen dürfen den Mais verdauen, dafür haben sie Erna das Schlammloch zur Abkühlung überlassen. „Es ist ein Genuss, mit den Sauen zu arbeiten“, sagt Gattermeister Hostalka. Weil sie lernfähig seien und mittlerweile genau wüssten, was sie zu tun hätten. Zum Beispiel, Erna nicht anzugreifen, sondern nur so zu tun. „Mit Futter kann man viel machen“, sagt er. Als er einem Wildschwein den Kopf tätschelt, grunzt es wohlig.

Fünf Minuten, selten zehn, sind die Hunde bei den Wildschweinen im sogenannten Arbeitsgatter. Dann haben die Schweine wieder eine Weile Ruhe, bis der nächste Hund kommt. Wenn der mal gar nicht weiß, was zu tun ist, darf manchmal auch Dachsbracke Erna mit ins Gatter. Dann zeigt sie dem fremden Hund, wie man richtig mit Horsti und seinen vier Bachen umgeht. Denn auch, wenn es kurz gedauert hat: Wie sie das Wildschwein zum Traben bringt, das weiß Erna mittlerweile ganz genau.

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