Schweres Erdbeben und Flutwelle treffen Chile - Acht Tote

Ein schweres Erdbeben mit 8,3 auf der Richter-Skala hat am Donnerstag Chile getroffen. Zusätzlich gab es eine Flutwelle; die Bewohner fürchten einen Tsunami. Foto: Mario Ruiz/dpa Foto: red

Überschwemmungen, eingestürzte Gebäude, Panik: In Chile hat es so stark gebebt wie lange nicht mehr. Dank eines Frühwarnsystems konnten die Behörden aber schnell reagieren.

 
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Bei einem der bislang schwersten Erdbeben in der Geschichte Chiles sind mindestens acht Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Die Erschütterungen erreichten eine Stärke von 8,4 und lösten in weiten Teilen des Pazifikraums eine Tsunami-Warnung aus - von Hawaii bis Neuseeland. Stunden nach dem Beben konnte der Tsunami-Alarm in Chile aufgehoben werden, wie der Katastrophenschutz des südamerikanischen Landes am Donnerstag mitteilte.

In Chile erreichten Wellen von bis zu fünf Metern Höhe einige Teile der Küste und setzten manche Orte unter Wasser. Rund eine Million Menschen entlang der weitläufigen Küstenregion waren in Sicherheit gebracht worden. Das erdbebengefährdete Land verfügt über ein umfassendes Frühwarn- und Evakuierungssystem. Rund 50 Nachbeben versetzten die Menschen im Land immer wieder in Angst und Schrecken, das stärkste davon soll eine Stärke von 7,6 erreicht haben.

Zunächst war die Tsunami-Warnung nur in einigen Regionen aufgehoben worden, darunter die berühmte Oster-Insel, wo nach einem Bericht des Portals «La Tercera» auch Touristen in Sicherheit gebracht worden waren.

Die Erschütterungen beschädigten zahlreiche Gebäude, betroffen waren vor allem einfache Häuser aus Adobe (Lehmziegeln), wie örtliche Medien berichteten. Zahlreiche Straßen seien durch Schlamm und Geröll blockiert, mancherorts seien der Strom und die Wasserversorgung ausgefallen. Der Schulunterricht am Donnerstag wurde abgesagt - am Freitag begeht Chile einen Nationalfeiertag.

Innenstaatssekretär Mahmud Aleuy sagte, es habe sich um das sechststärkste Beben in der Geschichte Chiles gehandelt. Es ereignete sich am Mittwoch um 19.54 Uhr Ortszeit vor der Küste der Region Coquimbo, nahe der Ortschaft Canela Baja und der Stadt Illapel, die rund 280 Kilometer nördlich der Hauptstadt Santiago liegt. Der Erdbebenherd lag nach Angaben der Behörden in rund 16 Kilometern Tiefe. Das Beben war bis in die argentinische Hauptstadt Buenos Aires zu spüren.

Eine Frau starb durch eine umstürzende Mauer, eine andere bei einem Erdrutsch. Drei Männer erlagen Herzinfarkten. Die Todesursache der übrigen Opfer war zunächst nicht bekannt. Mindestens ein Mensch werde noch vermisst, meldeten Medien unter Berufung auf das Innenministerium.

Präsidentin Michelle Bachelet erklärte die am stärksten getroffenen Gegenden zum Katastrophengebiet, um die Hilfe für die Bevölkerung zu beschleunigen. Die Staatschefin wollte im Laufe des Donnerstags nach Coquimbo reisen. «Wir haben sehr schnell Maßnahmen ergriffen, das Wichtigste war der Schutz der Bevölkerung», sagte sie.

Auf TV-Bildern waren in Panik aus Gebäuden rennende Menschen zu sehen. «Bei vielen Häusern sind Mauern eingestürzt», sagte der Chef der Feuerwehr von Illapel, Fabián Olivares Hidalgo. «Die Feuerwehrleute sind in einem Altersheim, und es ist ein enormes Chaos. Es gibt viele Schäden an Gebäuden und Stromausfälle.»

Erdbeben sind in Chile keine Seltenheit, zu einer Katastrophe war es 1939 gekommen. Nach einem Beben der Stärke 7,8 starben 28 000 Menschen. Auch das stärkste je gemessene Erdbeben geschah in Chile: 1960 registrierten Geologen die Stärke 9,5 - 1655 Menschen starben. Im Februar 2010 waren bei einem schweren Erdbeben der Stärke 8,8 mehr als 520 Menschen getötet worden.

Um den Pazifischen Ozean herum liegt ein Gürtel aus etwa 450 aktiven Vulkanen, der als Pazifischer Feuerring bezeichnet wird. Hier treffen verschiedene Platten der Erdkruste aufeinander. Es kommt zu tektonischen Verschiebungen und Verwerfungen. Das Land hat auf frühere schlimme Beben mit dem Aufbau eines umfassenden Frühwarn- und Evakuierungssystem reagiert.

Der Nationale Wetterdienst der USA gab ebenfalls Tsunami-Warnungen für die Insel Hawaii, den Westküstenstaat Kalifornien und Amerikanisch-Samoa aus. Zerstörerische Kraft würden die Wellen dort nicht entwickeln, könnten am Donnerstag aber zu Überschwemmungen oder ungewöhnlichen Strömungen führen. Die Behörde warnte Bewohner in Küstenregionen, sich vom Wasser fernzuhalten. Schwimmer und Bootsführer könnten durch Strömungen und sich verändernde Meeresspiegel überrascht werden.

Kleinere Wellen mit bis zu einem Meter Höhe wurden zunächst auch an den Küsten von Mexiko, Japan, Neuseeland und Russland erwartet.

dpa

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