Schulstreit: Das Bürgerbegehren ist riskant

Von Thorsten Gütling
 Foto: red

Der Haager Gemeinderat hat das Bürgerbegehren der Schreezer angenommen. Einen Gefallen haben sie sich mit ihrer Forderung, künftig alle Kinder in Bayreuth zur Schule zu schicken, nicht getan.

 
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Die Schreezer hätten leichtes Spiel haben können, aber sie haben den schweren Weg gewählt. Anstatt im Bürgerbegehren zu fordern, dass künftig alle Kinder der Gemeinde Haag in Bayreuth beschult werden, hätten sie die Beibehaltung des Status quo fordern können. Dass also die Kinder aus Schreez weiter nach Bayreuth und die aus Haag weiter nach Creußen gehen. So ging das Jahrzehnte lang, aber so soll es ab dem übernächsten Schuljahr nicht mehr sein. Der Gemeinderat will alle Grundschüler nach Creußen schicken. Um die Gemeinde 40 Jahre nach der Gebietsreform endlich zu vereinen. Und um den Schulverbund Creußen zu stärken, zu dem Haag zählt.

Hätten die Schreezer gefordert, dass alles beim Alten bleibt, hätte das die allermeisten Haager nicht von den Sitzen gerissen. Es hätte all die Prinzipienreiter, die schon lange keine schulpflichtigen Kinder mehr haben, die aber der Meinung sind, dass Haag schon immer zu Creußen gehörte, kaum ins Wahllokal gelockt. Sie hätten nichts zu verlieren gehabt. Haager Kinder wären, egal wie der Bürgerentscheid ausgegangen wäre, weiter nach Creußen gegangen.

Jetzt aber geht es auch für die Haager um viel. Die Forderung, dass sie sich erstmals nach Bayreuth orientieren sollen, weil die Schreezer das wollen, könnten die Haager als Provokation empfinden. Leichter wird es für die Schreezer dadurch sicherlich nicht. Zur Begründung heißt es: Man habe halt der Anfrage einiger weniger Haager, ihre Kinder auch in Bayreuth zu beschulen, Rechnung tragen wollen.

Dazu kommt: Ein Weg, bei dem sich keiner der beiden früher eigenständigen Gemeinden der Meinung des anderen unterordnen muss, ist keine Option mehr.  Überhaupt nicht mehr repräsentiert werden mittlerweile also die, die mit der Teilung der Gemeinde in zwei Schulsprengel jahrzehntelang gut zurecht kamen.

Wenn die Haager am Ende die Nase vorne haben, dann liegt das daran, dass die Schreezer sie mobilisiert haben. Wozu das führt, zeigt ein Blick auf den Gemeinderat. Dort stellen die Haager, obwohl nach Schreez ständig neue Familien ziehen, immernoch zwei Gemeinderäte mehr als Schreez – und mit Robert Pensel den Bürgermeister. Und auch wenn der nicht müde wird, zu betonen, dass jeder Rat auf das Wohl der Gemeinde vereidigt wurde, so ist innerhalb weniger Wochen gleich zweimal deutlich geworden: Wenn es ums Eingemachte geht, stimmt jeder für seinen Heimatort. Das war bei der Frage so, wo die Schüler künftig beschult werden sollen. Und das war wieder so, als es darum ging, dem Bürgerbegehren ein Ratsbegehren entgegen zu stellen.

Insofern ist der Vorstoß der Schreezer vielleicht gut gemeint. Erfolgversprechend ist er nicht.

thorsten.guetling@nordbayerischer-kurier.de