Für die Pegnitzer Schüler in Frankreich reichlich ungewohnt waren die längeren Schulstunden: 55 Minuten. Sagt Lehrer-Pensionistin Schmidt. Statt der Dreiviertelstunde hierzulande. Nichts geändert hat sich am häufigen Nachmittagsunterricht. Mit Ausnahme vom Mittwochnachmittag dauert der Unterrichtsbetrieb in Frankreich jeweils bis 16.30 Uhr, erklärt der aktuelle Betreuer der Schulpartnerschaft, Michael Keckl.
Andere Länder, andere Sitten: Für einiges Aufsehen hatte bei der allerersten Begegnung in Frankreich gesorgt, dass einer Schülerin – vielleicht als französische Delikatesse – Kuh-Euter vorgesetzt worden war.
Das löste bei der Pegnitzer Austauschbetreuerin Madeleine Schmidt zufolge nur wenig Begeisterung aus. Und rief selbst im damaligen Zeitalter ohne Internet kurze Zeit später einige empörte Pegnitzer Schüler-Eltern auf den Plan. Lehrerin Schmidt weiß noch: „Wir mussten bei jedem Pegnitzer Austauschschüler persönlich die Unterkunftsverhältnisse kontrollieren und haben das auch getan.“ Solcherlei Anlaufprobleme änderten an den späteren, oft Jahrzehnte langen Beziehungen und Freundschaften von Pegnitz ins Land der Gallier rein gar nichts. So logiert die französische Partnerschaftsbetreuerin Silvie Lapauze selbst im Ruhestandsalter nach wie vor bei gelegentlichen Pegnitz-Visiten im Haus des vormaligen Pegnitzer Partnerschafts-Betreuers Rudi Mense.
Die Unterschiede zwischen Franken und Franzosen brachte Mense folgendermaßen auf den Punkt: „In Frankreich gibt es weniger Bürokratie, weniger sichtbare Ordnung, dafür aber gutes Essen.“ Und die Bereitschaft, dafür auch einiges auszugeben. In Pringy aßen einige Pegnitzer Schüler erstmals Raclette, weiß Madeleine Schmidt. Mense lobt rückblickend die „herzliche Aufnahme“ der Pegnitzer Gäste bei Frankreich-Aufenthalten.
Das Gymnasium Pegnitz unterhält ja Partnerschaften nach Pringy und nach Guyancourt. Mense: „In Pringy, das sind die Bergler.“ Bergsteigen und Wandern stünden dort hoch im Kurs. Bis zum Montblanc-Massiv seien es nur 80 Kilometer Distanz.
Ganz im Gegensatz dazu Guyancourt. Dieses verströmt wegen seiner unmittelbaren Nähe zu Paris großstädtisches Flair.
Französische Schüler in Deutschland sind laut Mense oft angetan von der hohen technischen Kompetenz der Deutschen. Nur zu gerne unternehmen sie Fahrten in Großstädte mit Automobilwerken wie Audi oder BMW. Beim München-Tripp wurden sie gerne an den tollen Fußballclub Bayern München oder die Olympischen Spiele – siehe Olympia-Stadion – erinnert. Zweimal in Menses Betreuerphase reichte die Zeit auch für Fahrten nach Berlin.
Kein Gerücht ist, dass in mindestens ein oder zwei Fällen beim Schüleraustausch mit Pringy zwischen Schülern und Schülerinnen diesseits und jenseits der Grenze zarte Bande geknüpft wurden, die später in eine lebenslange Verbindung mündeten – Hochzeitsglocken inklusive.
Die Sprachbarriere war dabei offenbar kein Problem. Nach Menses Einschätzung lernen allerdings „weniger Franzosen Deutsch als Deutsche französisch.“ Denn nach wie vor gelte die Sprache im Land der Dichter und Denker „als elitär und schwer“.
Das merkte auch Madeleine Schmidt, wenn sie die französischen Gastschüler bei deren Pegnitz-Visiten in Deutsch unterrichtete. „Die Franzosen haben sich sehr hart getan damit.“ Statt zu reden bevorzugten diese lieber den schriftlichen Ausdruck im Deutschen.
Und so boten – und bieten – solche Schüleraustausche nach wie vor für Schüler (und vielleicht auch Lehrer) jede Menge Lernpotenzial.