Schützenfest: Tradition seit 125 Jahren

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Ein donnernder Schuss ertönt. Und lässt einige der Zuschauer am Straßenrand zusammenzucken. Dann setzt sich der Festzug vom Marienplatz aus in Bewegung. Für die Hollfelder Schützen ist das ein ganz besonderer Tag: Sie feiern ihr 125-jähriges Bestehen.

 
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Im Jahr 1891 war es, als die Schützengesellschaft Hollfeld gegründet wurde. Schon 1892 baute man ein eigenes Schützenhaus, ist in der Jubiläumsfestschrift  zu lesen. Erster Schützenmeister war damals Stadtförster Hans Heil. Geschossen wurde mit Büchsen und Zimmerstutzen. Die Vereinsliesl, ein prunkvoller Bierkrug, stifteten im Jahr 1893 die Ehrenjungfrauen Margarete Lunz und Margarete Pitteroff. Nach der Königskrönung ist sie mit Wein für den Umtrunk der Vereinsschützen zu füllen. Zahlen müsse dies der neugekrönte Schützenkönig, so steht es in der Vereinschronik. Die geweihte Vereinsfahne führen die Schützen seit 1900.

Frauen bei den Schützen auf dem Vormarsch

Waren es von den fünfziger bis in die achtziger Jahre noch meistens Männer, die die Königswürde verliehen bekamen, so kamen seit den Neunzigern immer mehr Frauen zu Ehren. Amtierende Schützenkönigin ist Janina Degen, kein Wunder, waren doch ihre Eltern Robert Degen (1971) und ihre Mutter Cornelia (1984) ebenfalls Schützenkönig und Schützenkönigin. Ob sie es in diesem Jahr noch einmal gepackt hat, weiß Janina Degen noch nicht. Die Proklamation ist erst am Montagabend. "Die Hoffnung ist schon da, aber ich kann es nicht einschätzen", sagt die 31-Jährige. "Man schießt verdeckt und weiß nicht, wo der Schuss gelandet ist." Seit gut 20 Jahren ist sie bei den Schützen dabei und hat schon früh in der Jugendgruppe angefangen. Am Samstag war die Abholung der Könige - Janina ließ sich allerdings nicht von zu Hause, sondern vom Biergarten aus abholen. "Das haben jetzt schon einige so gemacht. Danach sind wir ins Festzelt marschiert."

Statt Krone ein weißer Hut mit Feder

Vor dem Umzug am Sonntag hat sie die langen Haare an der Seite zu Zöpfen geflochten und hochgesteckt. Die Schützenkette mit ungefähr 50 Münzen hängt vor ihrer Brust. "Meine eigene Münze fehlt leider noch." Sie muss noch vom Juwelier geprägt werden. Flankiert wird sie von Wolfgang und Roland Wunder, in den Händen hält sie einen Blumenstrauß. Den trägt auch Jugendkaiserin Antonia Stenglein und dazu einen weißen Hut mit einer Feder. "Ich wollte keine Krone und außerdem bekomme ich so leicht einen Sonnenbrand", sagt die 19-Jährige. Es sei ihre fünftes Schützenfest, an dem sie teilnehme, erzählt sie. Drei Mal hintereinander wurde sie Jungschützenkönigin und darf sich deshalb jetzt Kaiserin nennen. Eine ihrer Vorgänger ließ Barack Obama auf eine Gedenkmünze prägen. Für ihre Münze wählte sie den Anfang des Nelly Sachs Gedichts "Kommt einer von Ferne".

Wird es ein König, eine Königin oder ein Kaiser?

Acht Schützenvereine, sechs heimische Vereine und drei Kapellen begrüßt Schützen-Vorsitzender Robert Degen in Hollfeld. Festzüge und Schützenfeste in der Art des Hollfelders werden immer seltener. "Aber so lange es geht und die Leute mitmachen, wollen wir es hier feiern." Vor einem Vierteljahr etwa hätten die Vorarbeiten fürs Schützenfest begonnen. Zuletzt hätten 20 Mann das Festzelt aufgebaut, in dem 1000 Besucher Platz finden. Am Festplatz kann man auch draußen sitzen, Buden locken Kinder und Erwachsene. "Uns Schützen geht es um den Sport, die Geselligkeit und die Tradition", sagt Degen. Gauschützenmeister Rudi Bock würdigte die lebendige Vereinsarbeit der Hollfelder Schützen und ihren Mut zum Querdenken, woraus wieder neue Ideen entstünden. So seien eine neue  Bogenschützenabteilung gegründet und die Schießanlage umgebaut worden. Ob die Hollfelder Schützen ein weiteres Jahr von einer Frau regiert werden, wird sich heute Abend herausstellen. Mit Richard Spreuer (vier Mal Schützenkönig) gibt's auch noch einen Anwärter auf den Schützenkaiser.

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