Schützen und Jäger empört Oberfranken contra EU-Waffenrecht

Von Detlef Drewes und Elmar Schatz
Kein Terrorist schießt mit einer Flinte, sagen die Jäger. Foto: dpa Foto: red

Die EU will das Waffenrecht verschärfen, die Schützen und die Jäger - auch in Oberfranken - sind dagegen. Warum?

 
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"Wir haben schon eines der schärfsten Waffengesetze in Europa beziehungsweise der Welt", sagt Adolf Reinel, erster Vorsitzender des Jägervereins Bayreuth, "wer bei uns in den Besitz einer legalen Waffe gelangen will, muss einiges auf sich nehmen", so Reinel, "um diese auch zu behalten, muss er seine Zuverlässigkeit bewahren - und die kann schnell verloren gehen, wenn man sie nicht pflegt." Er spricht von einer "unsinnigen Verschärfung, welche unter dem Strich nichts bringt".

Schützen verwenden Druckluftwaffen

Volker Gottfried, Ehrenbezirksschützenmeister Oberfranken, wehrt sich dagegen, den legalen Waffenbesitz oder den Schießsport der gesetzestreuen Sportschützen weiter zu erschweren.

"Aktuelle, schreckliche Fälle von Terrorismus dürfen nicht zu unsinnigem Aktionismus führen", erklärt Gottfried unter Hinweis auf die Pariser Terroranschläge mit 130 Toten.

"Terroristen und Straftäter werden sich - wie bisher - an kein Gesetz in keinem Land halten." Schützen verwendeten zudem vor allem Druckluftwaffen.

Halbautomatische Waffen für olympische Disziplinen

Gottfried betont ebenfalls: "Bereits jetzt haben wir ein sehr strenges Waffengesetz, welches von Sportschützen auch eingehalten wird." Mit einem Verbot von halbautomatischen Waffen, "welche ich grundsätzlich als Sportgeräte bezeichne, wären viele Disziplinen eingeschränkt oder nicht mehr möglich. Solche werden im Übrigen seit den Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 bis heute im olympischen Programm durchgeführt".

Sportschützen brauchten für den Erwerb ihrer Waffen umfangreiche Prüfungen zur Sachkunde. Die Zuverlässigkeit werde geprüft. Ein Bedürfnis, Waffen zu besitzen, müsse nachgewiesen werden.

Verbot des Internethandels mit gefährlichen Waffen

Die EU will gegen den Verkauf "gefährlicher Waffen" im Internet vorgehen. Gottfried erklärt: "Ich meine, das ist bei uns bisher schon nicht möglich. Er fragt: "Was ist gefährlich? Eine Pistole, ein Gewehr, ein Messer, ein Speer, ein Bogen oder auch ein Kraftfahrzeug? Gefährlich ist meines Erachtens der Mensch, der so etwas missbraucht."

"Illegalen Waffenbesitz verhindert kein Gesetz der Welt

Die EU verlangt, nicht mehr schussfähige Waffen sollte nicht mehr in Einzelteilen verkauft werden dürfen. Gottfried erklärt: "Ich verstehe den Sinn der Forderung nicht. Soll damit verhindert werden, dass aus Einzelteilen eine illegale Waffe hergestellt wird? Wer eine solche haben will, wird diese leichter bekommen. Den illegalen Waffenbesitz verhindert im Übrigen kein Gesetz der Welt."

Nur eine Straftat mit einer legalen Jagdwaffe

Die Bürger dürften nicht angstgepeinigt und oberflächlich informiert werden, warnt Reinel, und erklärt: "Seit etwa 30 Jahren bin ich im Vorstand im Jägerverein Bayreuth. In dieser Zeit ist mir eine Straftat mit einer legalen Jagdwaffe bekannt geworden." Suizidale Taten mit Jagdwaffen habe es hingegen etliche gegeben.

Reinel stimmt zu, dass schussunfähige Waffen nicht mehr in Einzelteilen verkauft werden dürfen; denn Einzelteile könnten unter Umständen wieder aktiviert werden. Wer dieses praktiziere, sei nicht unverdächtig. Kaufe allerdings ein Büchsenmacher oder Waffenhändler solche Waffen auf, stehe das auf einem anderen Blatt.

EU-Gipfelrunde am Donnerstag

An diesem Donnerstag werden die Staats- und Regierungschefs der EU über das neue Waffenrecht beraten. Der Deutsche Schützenbund betont, er unterstütze eine "wirksame Bekämpfung des Waffen- und Sprengstoffhandels", wehre sich jedoch gegen eine "Gleichsetzung von Sportschützen und Terroristen".

Und das Forum Waffenrecht kritisiert: "In den Kommissionspapieren werden in unzulässiger Weise legale Waffen und rechtmäßiger Waffenhandel mit illegalen Waffen und kriminellem Handel gleichgesetzt."

Deutscher Waffenhändler lieferte Sturmgewehre nach Paris

Die SPD-Europaabgeordnete Evelyne Gebhardt erklärt jedoch: "Wenn ein deutscher Waffenhändler ungehindert Sturmgewehre nach Paris liefern kann, dann zeigt dies, dass die Zusammenarbeit der Behörden in Europa noch stark verbesserungswürdig ist."

EU will Waffenbesitz-Erlaubnis auf fünf Jahre beschränken

Die EU-Kommission sieht eine zeitliche Beschränkung der Erlaubnis zum Waffenbesitz von fünf Jahren vor und greift damit in Deutschland in die Zuständigkeit der Länder ein. Vor allem Sportschützen wenden sich gegen eine Bestimmung, die halbautomatische Waffen verbieten würde, wenn diese - wie es heißt - "wie Kriegswaffen aussehen". Eine rechtlich zweifelhafte Formulierung, sagen Juristen.

Das geplante Verbot des Internethandels von Schusswaffen und deren Einzelteilen rügen Fachverbände, weil dort bereits heute die gleichen Kontroll- und Sicherheitsbestimmungen wie in normalen Geschäften gelten.

Dem hält die EU-Binnenmarktkommissarin Elzbieta Bienkowska das Beispiel des Überfalls im Thalys-Zug von Amsterdam am 21. August entgegen: "Wir wissen, dass dafür Waffenteile im Internet gekauft wurden."

Im Europaparlament zeichnet sich eine Mehrheit für das neue Waffenrecht ab. Eine Regel wollen die Abgeordneten allerdings streichen: Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, selbst Notsignal-Geräte für Wassersportler und Startpistolen für Sportwettkämpfe unter strengere Kontrolle zu stellen. Das sei "maßlos übertrieben", hieß es jetzt.

Wie funktioniert eine halbautomatische Waffe?

Die EU will halbautomatische Waffen verbieten. Damit seien Waffen gemeint, die eine Patrone nach einem Schuss in den Lauf beziehungsweise die Patronenkammer nachladen, erläutert Reinel. Der Vorteil liege darin, dass schnell ein zweiter Schuss abgegeben werdem könne. Gesetzlich seien hier nur zwei Patronen im Magazin erlaubt. Sollte jemand ein Magazin mit fünf Schuss einsetzen, verstoße er gegen das Gesetz. Automatische Waffen - wie sie von Verbrechern oder Terroristen verwendet worden sind - könnten dreißig, vierzig oder noch mehr Patronen in kürzester Zeit abfeuern. Solche würden sonst vom Militär oder von Sicherheitsorganen eingesetzt.

Schützen und Jäger in Oberfranken

Der Schützenbezirk Oberfranken hat rund 32000 Mitglieder in 303 Schützenvereinen. Aktiv am Schießbetrieb nimmt etwa ein Drittel teil. 60 Prozent schießen nur mit Druckluftwaffen.

Rund 1500 Jäger gibt es in Oberfranken. Ein Jäger hat durschnittlich fünf Waffen. Das ergibt grob geschätzt 7500 Waffen.

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