Schön aber teuer Eine neue Brücke für die A 70

Von Thorsten Gütling
185 Tonnen schwer ist der Koloss aus Stahl, der die Orte Zettmeisel und Altenreuth (Landkreis Kulmbach) über die Autobahn 70 verbindet. Nach aussage der Autobahndirektion Nordbayern wurde viel Geld in die Hand genommen, um eine möglichst schöne Brücke zu bauen. Foto: red

Für fast 20 Stunden ist die Autobahn 70 zwischen Bayreuth und Bamberg voll gesperrt. In der Nacht wird die Baustelle zum Anziehungspunkt für etliche Schaulustige. Riesige Kräne heben ein Monstrum aus Stahl in den Nachthimmel. Eine neue Autobahnbrücke - 50 Meter lang, 185 Tonnen schwer, 1,8 Millionen Euro teuer. Die Brücke zwischen Zettmeisel und Altenreuth ist schon jetzt ein echter Hingucker.

 
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Vier Fahrspuren überspannt die Brücke - und kommt dabei ganz ohne Stützpfeiler aus. Das geht auch anders, erklärt Georg Müller von der Autobahndirektion Nordbayern. Und vor allem günstiger. Mit Beton zum Beispiel. Dann aber nicht ohne Stützpfeiler. „Wir wollten uns an dieser exponierten Stelle einfach etwas leisten“, sagt Müller und meint mit exponierter Lage den Ausblick auf das Maintal, das sich dem Autofahrer bei Harsdorf bietet.

Neben der Brücke bei Waldau, nur fünf Kilometer entfernt, könnte diese hier die Schönste werden, sagt Müller. Genügend Vergleiche hat er ja. Als Sachgebietsleiter Brücken bei der Autobahndirektion Nordbayern hat er in den vergangenen zwei Jahrzehnten den Bau von rund 300 Brücken betreut. „Diese hier ist auch mein Baby“, sagt er stolz. Und sie ist für ihre Länge relativ teuer, das gibt er zu. Dafür wirkt sie aber auch rank und schlank.Ein Fachwerk sorgt dafür, dass man an mehr als nur einer Stelle durch die Brücke hindurch schauen kann. Und obwohl sie nicht im rechten Winkel zur Fahrbahn verläuft, wirkt alles sehr aufgeräumt. Weil die Widerlager, also die zwei Bauwerke, auf der die Brücke lastet, trotzdem parallel zur Fahrbahn stehen - und so mit dem Erdwall neben der Autobahn verschmelzen. Umso aufwendiger aber die Brückenkonstruktion: Die Brücke ist nicht symmetrisch. „Der schräge Kreuzungswinkel macht sehr viel Arbeit“, sagt Müller.

Verkehrsbehinderungen seit zwei Jahren

Etwa eine Stunde brauchen die Kräne, um die Brücke über die Autobahn zu heben. Für den letzten Meter dauert es etwa nochmal so lange. Maßarbeit ist angesagt. Wo der Stahlträger auf die Widerlager trifft, sprühen die Funken, weil die Bauarbeiter mit der Flex nachbessern müssen. Dann senkt sich die Brücke auf die nur vier Auflagepunkte. Jede nicht viel größer als vier Bierkisten. Über sie drückt das gesamte Gewicht der Brücke auf den Boden. Elf Stunden später fahren die ersten Autos unter der Brücke hindurch.

Fertig ist die Brücke noch lange nicht. Mindestens bis Weihnachten wird das noch dauern. Der Stahl bekommt noch eine dicke Schale aus Beton. Am Ende wird die Brücke 8,4 Meter breit und in zwei Richtungen befahrbar sein. Unter ihr soll der Verkehr schon Ende November wieder auf vier Spuren rollen. Nach zwei Jahren wäre der Ausbau der A70 dann endlich abgeschlossen.

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