Schnelles Internet: Noch viel zu tun

Von Mathias Mathes
 Foto: red

Oberfranken ist bei der Versorgung mit schnellem Internet gut dabei. Doch die Wirtschaft warnt: Ausruhen darf  man sich nicht. Vor allem der Mobilfunk müsse besser werden.

 
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Die gute Nachricht: Bayern und insbesondere Oberfranken sind im deutschlandweiten Vergleich führend bei der Versorgung von Haushalten mit schnellen Internetanschlüssen.

Dennoch betonte Andreas Engel, Vorstandsmitglied der Bezirksgruppe der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW), beim jüngsten Kongress des Verbandes zum Thema digitale Netze im Kaisersaal von Kloster Banz: „An einem Hightech-Standort wie Bayern müssen wir schnell deutlich besser werden.“

Vorreiter Coburg und Kreis Kulmbach

77 Prozent der Gemeinden in Oberfranken könnten mittlerweile „eine relativ gute Versorgung“ bieten, schilderte Hanno Kempermann, der eine von der VBW in Auftrag gegebene Studie zum Breitbandausbau vorstellte. Vorreiter seien die Stadt Coburg und der Landkreis Kulmbach, wo schnelles Internet und Datenübertragung via Glasfaser weiträumig etabliert seien. Coburg hebe sich zudem durch ein leistungsfähiges Netz zur Übertragung mobiler Daten hervor.

Außerhalb der größeren Städte im Bezirk gebe es – ganz besonders aus Sicht der Unternehmen – noch genügend Handlungsbedarf, sagte Engel. „Von einer flächendeckenden Übertragungsrate von 100 Megabit pro Sekunde sind wir noch weit entfernt.“

Gleiches gelte für Glasfaseranschlüsse. Eine leistungsfähige digitale Infrastruktur sei darüber hinaus Grundlage, um 5 G, den kommenden Mobilfunk-Standard, zu installieren. Gerade für ländliche Regionen sieht Engel in der Digitalisierung eine große Chance. Denn gut ausgebaute Datennetze machten sie als Unternehmensstandorte attraktiv, nicht zuletzt für neue Geschäftsmodelle der Digitalwirtschaft.

Anschluss nicht verlieren

Die Entwicklung solcher Geschäftsmodelle vom Online-Handel bis zur Daten-Cloud sei ein schnell voranschreitender Prozess, in dem Oberfranken in einem weltweiten Wettbewerb stehe. Deshalb sei die entsprechende Infrastruktur „in den nächsten drei bis fünf Jahren“ auszubauen, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Teil der Veranstaltung war eine von Christopher Michael, Wirtschafsredakteur von "Frankenpost" und "Neue Presse", moderierte Podiumsdiskussion. Bei diesem Diskurs waren sich Andreas Engel und Hanno Kempermann einig, dass in Sachen Digitalisierung alle Interessengruppen von den Bürgern über die Unternehmen bis zu Kommunen und Staat an einem Strang ziehen sollten.

Gewaltige Aufgaben seien zu bewältigen. „Allein für Mobilfunk nach 5 G-Standard müssen wir Glasfaser weit in die Fläche verlegen“, betonte Annette Schumacher vom Breitbandbüro des Bundes.

Dass der Netzausbau den Kommunen aufgebürdet wird, sah Stefan Frühbeißer, Bürgermeister der Stadt Pottenstein, kritisch. Trotz staatlicher Förderung könnten Kommunen mit großer Fläche damit überfordert sein. Vor diesem Hintergrund sei es kaum zu verstehen, dass der bayerische „Höfebonus“ für die Vernetzung abgelegener Anwesen nicht gleichzeitig mit Fördermitteln des Bundes in Anspruch genommen werden könne.

Es braucht weitere Funkmasten

Hanno Kempermann wies darauf hin, dass ein 5G-Mobilfunknetz Grundlage für das als Zukunftstechnologie angesehene autonome Fahren sei. Um dies zu realisieren, müssten enorme Datenmengen transportiert und verarbeitet werden. Dazu Klaus Adelt, der in der SPD-Landtagsfraktion für die kommunale Daseinsvorsorge zuständig ist: „Ohne weitere Funkmasten kein 5G.“

Dies den Menschen in den Kommunen zu vermitteln, hält der Abgeordnete für eine schwierige Aufgabe. Auf Akzeptanz über kurz oder lang setzte Annette Schumacher: „Der Ruf nach schnellem Internet und lückenlosem Mobilfunk ist ja deutlich zu vernehmen.“

Auch Uwe Meyer, Geschäftsführer des Coburger Internetversorgers SÜC/Dacor, berichtete von der Akzeptanz neuer Technologien, wenn sie offensichtliche Vorteile für private Haushalte wie für Unternehmen bringen.