Uni Bayreuth Mit 33 Jahren Deutschlands jüngste Uni-Kanzlerin

Nicole Kaiser, die neue Kanzlerin der Universität Bayreuth. Foto: UBT

Spitzenpositionen werden auch an Universitäten oft mit Männern besetzt. Bayreuth bildet dabei jedoch eine Ausnahme.

 
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Bayreuth - Mit Nicole Kaiser hat die Universität Bayreuth erstmals eine Kanzlerin. Die Kulmbacherin ist Mitglied der Hochschulleitung – und hat in vielen Fällen ein gewichtiges Wort mitzureden.

Sie sind erst 33 Jahre alt. Hätten Sie sich früher vorstellen können, einmal Kanzlerin an einer Universität zu werden?

Nicole Kaiser: Man weiß nie, welche Türen sich öffnen. Ich begegne dem Ganzen offen und habe mich schon relativ früh dafür entschieden, ins Wissenschaftsmanagement zu gehen. Das war mein berufliches Ziel und wo es einen dann genau hinträgt, das zeigt die Zeit. An der FAU war ich in der Studierendenvertretung, als Lehrende, als Wissenschaftlerin und als Studiengangskoordinatorin tätig, da habe ich die Universität aus verschiedenen Perspektiven kennen und schätzen gelernt. Ich habe in Nürnberg vier Jahre gearbeitet und promoviert und bin anschließend 2017 hierhin nach Bayreuth gewechselt.

Als Kanzlerin haben Sie eine große Verantwortung über den Haushalt und viele Personalstellen. Haben Sie da nicht eine große Portion Respekt vor diesen Aufgaben?

Kaiser: Als Kanzlerin bin ich die Haushaltsbevollmächtigte, wie es juristisch im Gesetz festgelegt ist. Auch bin ich die Dienstvorgesetzte des nichtwissenschaftlichen Personals. Ja, das ist eine große Verantwortung und eine große Aufgabe und ich habe davor Respekt, das ist auch notwendig. Aber ich glaube, dass ich mir da ein gutes Rüstzeug erworben habe in den letzten Jahren. Wir haben im Haus ein gutes Team, mit dem sich das gut schaffen lässt.

Was gehört noch zu ihrem Aufgabengebiet?

Kaiser: Das sind Themen wie Finanzen und Personal, aber auch Themen wie Bau und Organisation im Verwaltungsbereich. Mir liegt auch die Digitalisierung am Herzen. Da möchte ich noch einiges voranbringen. Gemeinsam mit der Hochschulleitung habe ich die Aufgabe, die Gesamtentwicklung der Universität im Blick zu behalten, mitzuwirken und mitzugestalten.

Gibt es Dinge, die Sie als Kanzlerin neu oder anders machen möchten?

Kaiser: Digitalisierung ist nicht nur ein Modewort, sondern muss wirklich mit Leben gefüllt werden. Da möchte ich Akzente setzen. Ich kann anknüpfen an das, was ich schon die letzten Jahre gemacht habe. In meiner bisherigen Funktion als Leiterin der Haushaltsabteilung habe ich Digitalisierungsprozesse mit angestoßen und vorangebracht. Das möchte ich weiter so betreiben und noch einige Schritte weitergehen. Wir haben bereits gute Voraussetzungen, an die ich anknüpfen kann. Durch die Corona-Pandemie haben wir alle extrem viel gelernt und uns weiterentwickelt.

Welches ganz persönliche Anliegen haben Sie?

Kaiser: Gute, gelungene und transparente Kommunikation, den Austausch zwischen Wissenschaft und Verwaltung stärken und weiterentwickeln. Das zeichnet für mich die Universität Bayreuth aus, dass wir hier ein sehr familiärer Campus mit kurzen Wegen sind. In einer Zeit von Wachstum und Wandel, denn wir haben die Hightech- Agenda und viele neue Professuren, den neuen Standort in Kulmbach, woran wir aktiv arbeiten werden müssen.

Welche Rolle haben Sie bei der Besetzung neuer Stellen?

Kaiser: Da gibt es zwei Bereiche: Da ist der Bereich der wissenschaftlichen Stellen, da ist neben der Wissenschaft die Hochschulleitung bei Berufungsverfahren an den Prozessen beteiligt. Ein zentrale Aufgabenbereich von mir sind hier zudem die Berufungsverhandlungen, welche Präsident und Kanzlerin mit den Rufinhaberinnen und Rufinhabern führen. Dann gibt es das nichtwissenschaftliche Personal, insbesondere in der Verwaltung bin ich an der Besetzung von Schlüsselstellen maßgeblich beteiligt.

Sie verfügen über einen 180 Millionen Haushalt.

Kaiser: Ja, das beinhaltet Drittmittel und staatliche Finanzierung. Davon wird zum Beispiel der laufende Betrieb bezahlt, ebenso das Personal. Die Universität ist bei ihrer Ausgabenpolitik stark vom Personal geprägt. Das ist ein Block der nicht so beweglich ist. Es geht darum, alle Mittel effizient einzusetzen. Es geht darum, kluge Akzente zu setzen und die Besten zu gewinnen und eine zukunftsfähige Finanz- und Personalplanung zu machen.

Überhaupt gibt es nicht viele Frauen in Ihrer Position. Sie sind nach unseren Informationen die jüngste Kanzlerin an einer deutschen Universität.

Kaiser: Das könnte sein, ich weiß es nicht genau. Ich bin auf jeden Fall die erste weibliche Kanzlerin in Bayreuth. Und das wird wahrgenommen. Besonders aus der Gruppe der Wissenschaftlerinnen haben sich einige bei mir gemeldet. Sie finden meine Ernennung ein tolles Zeichen für die Universität. Ich denke, es passt einfach und gibt an dieser Stelle ein bisschen Auftrieb. Wenn es kein Thema wäre, würden wir es nicht so oft thematisieren.

Sie sind in Zukunft auch für alle wichtigen Bauvorhaben der Universität zuständig. Gibt es schon Neuigkeiten zum Campus-Bau in Kulmbach?

Kaiser: Wir sind weiter dran, den Campus in Kulmbach insgesamt voranzubringen. Dabei hoffen wir auf die starke Unterstützung der Kulmbacher und Kulmbacherinnen und der örtlichen Kulmbacher Politik, damit wir Räume für die Übergangszeit haben. Wir sind da weiterhin mit Nachdruck dran. Unsere Studiengänge werden sehr gut angenommen und wir freuen uns sehr, dass das Konzept so gut ankommt. Demnächst wird die Immobilien Freistaat Bayern die Grundstücksverhandlungen aufnehmen.

Viele Kulmbacher wünschen sich, mehr von der Kulmbacher Universität zu sehen. Können Sie mit einem konkreten Zeitplan Hoffnung machen?

Kaiser: Die Sichtbarkeit wird größer sein, wenn die Corona-Zeit vorbei ist. Dann sieht man die Studierenden vor Ort und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Wir haben zwei Masterstudiengänge dort mit einer soliden Anzahl an Studierenden. Es sind schon fünf Professoren und Professorinnen mit ihren Teams da. Wenn die Anmietflächen im Fritz-Areal in den nächsten Jahren belebt sind, wird auch mehr zu sehen sein. Die Naturwissenschaften sind stark vertreten in Kulmbach und da brauchen wir Laborgebäude mit einer entsprechenden Planungstiefe. Das dauert natürlich.

Ich bitte wirklich darum, den Fokus nicht immer auf Bauten zu legen. Das Wichtige ist: Wir haben die Studierenden da und wir haben die Forschenden und Lehrenden da. Den Mehrwert für Kulmbach generieren wir nicht durch einen Bau, sondern dadurch, dass wir die Stadt beleben. Wenn sich alle mehr Gedanken machen, ob die Vereine oder die Stadt: Was können wir tun, um die Studierenden willkommen zu heißen, sie zu integrieren, dass sie bleiben, dass sie Praktika bekommen, dass sie Wohnungen und Kindergartenplätze finden. Unsere Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen Professoren kommen mit ihrer Familie, mit gut ausgebildeten Partnern und Partnerinnen nach Kulmbach. Eine Willkommenskultur ist ganz wichtig.

Wie geht es voran mit den geplanten Neubauten in Bayreuth?

Kaiser: Die Grundsatzentscheidung für einen Mensa-Neubau ist gefallen. Aktuell sind wir in der Phase, in der wir den sogenannten Projektantrag erstellen. Wesentlich schneller sichtbar werden unsere nächsten beiden Forschungsgebäude. Der Afrika-Forschungsbau kommt gut voran, diesen begleite ich, seit ich hier in Bayreuth bin. Da sind wir kurz vor der Ausschreibung für einen sogenannten Totalunternehmer.

Der Forschungsbau umfasst eine Fläche von 2500 Quadratmetern, die Gesamtkosten in Höhe von 23,2 Millionen Euro werden jeweils zur Hälfte vom Freistaat Bayern und vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BMBF) übernommen. Der Neubau soll in der Zeit von 2020 bis 2024 geplant und auf dem zentralen Campus der Universität Bayreuth errichtet werden.

Wir freuen uns auch darauf, ein tolles, neues Gebäude mit vielen Funktionen zu bekommen. Der Standort wird zwischen dem RW- und dem GW-Gebäude sein. Für die Doktoranden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wird es überfachlich Open Space Räume, sogenannte Creative Labs, geben.

Das E&I der Uni und das RIZ der Stadt werden jetzt nicht parallel entwickelt, sondern getrennt voneinander.

Kaiser: Das gemeinsame Konzept bleibt weiterhin bestehen. Der Grundgedanke, dass danach die Gebäudeteile gemeinsam miteinander funktionieren und belebt werden sollen, bleibt erhalten. Wo man sich in Teilen löst, ist die Abstimmung des Baufortschritts der Gebäudeteile. Aber wir haben durch die Beschleunigung mit der Hightech- Agenda eine ein wenig andere Zeitleiste, als sie die Stadt hat. Die Gesamtidee E&I und RIZ bleibt weiterhin bestehen. Ein kommunaler Bau funktioniert mit den Beteiligungen der Gremien anders als unser Bau, der nun sehr schnell voranschreiten soll. Was den Baufortschritt anbelangt, kamen wir zu der Erkenntnis, dass es besser ist, wenn man die Prozesse teilweise voneinander löst. Wir bekamen im März die Information, dass unser Projektantrag genehmigt wurde. Da sind wir dran, die Projektunterlagen für den Planungsauftrag weiterzumachen und haben das Staatliche Bauamt an unserer Seite. Nach unserer Zeitleiste streben wir an, 2024/2025 damit fertig zu sein.

Womit werden Sie voraussichtlich in den nächsten Monaten noch beschäftigt sein?

Kaiser: Aktuell und noch länger beschäftigt uns natürlich die Corona-Situation. Es wurde ein neues Bundesinfektionsschutzgesetz verabschiedet, das es gilt, bis Montag umzusetzen. Das wird für die Hochschulen noch einmal eine große Herausforderung. Die Lehre muss pandemiekonform sein und immer wieder an neue Regularien angepasst werden. Die Beschäftigten sollen sicher am Campus arbeiten können. Mit der Hightech- Agenda haben wir viele Professuren, die wir ausschreiben und besetzen können. Beim Batteriezentrum soll es weitergehen. Gleichzeitig wollen wir den Campus nicht aus den Augen verlieren. Das wird sicherlich alles viel Aufmerksamkeit benötigten.

Nicole Kaiser, geboren am 19. Februar 1988 in Kulmbach, wo sie 2007 am Caspar-Vischer-Gymnasium Abitur machte. Es schloss sich ein Studium (2007 bis 2013) der Sozialökonomik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg an. 2018 promovierte Nicole Kaiser an der FAU. Im Dezember 2017 wechselte sie an die Universität Bayreuth, wo sie persönliche Referentin des Kanzlers wurde.

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