Schneearmes Jahr beschert Bergwacht weniger Einsätze

Lawinenhundeführer Franz Schreiber Mitte Januar 2014 nahe der Alpspitze bei Garmisch-Partenkirchen während eines Lehrgangs mit Lawinenhund Aico. Foto: dpa Foto: red

Die Bergwacht Bayern ist 2014 zu deutlich weniger Einsätzen gerufen worden als im Vorjahr. Der schneearme Winter spielte dabei eine wesentliche Rolle. Die Schneesituation löst einen neuen Trend bei Wintersportlern aus. Genauso wie Taschenlampen.

 
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Für die Bergwacht in Bayern stand im vergangenen Jahr ein Einsatz im Mittelpunkt des Geschehens: die aufwendige und spektakuläre Rettung eines Höhlenforschers aus der Riesending-Höhle bei Berchtesgaden. 700 meist ehrenamtliche Retter aus mehreren europäischen Ländern waren an der Aktion im Juni beteiligt. Doch auch in der übrigen Zeit des Jahres hatten die bayerischen Bergretter alle Hände voll zu tun. 5830 Mal mussten sie ausrücken, um in Not geratenen Bergsportlern zu helfen. Das geht aus dem Jahresrückblick der Bergwacht hervor. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Einsatzzahlen allerdings deutlich gesunken.

7076 Einsätze wurden gezählt

Im Jahresbericht 2014 sind die Einsätze von Dezember 2013 bis November 2014 berücksichtigt. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren die Helfer weitaus häufiger unterwegs: 7076 Einsätze wurden damals registriert. «Diese Schwankungen sind nichts Ungewöhnliches, die haben wir immer», sagte Bergwacht-Sprecher Thomas Griesbeck der Nachrichtenagentur dpa. Verschiedene Faktoren wie Wetter, die Lage der Feiertage und Schulferien spielten dabei eine Rolle. «Wenn das Wetter passt und die Feiertage günstig liegen, sind mehr Menschen in den Bergen unterwegs.» Frühlingshafte Temperaturen im Winter und wenig Schnee - so wie Anfang 2014 - schmälerten dagegen die Lust aufs Skifahren.

Die Art der Verletzungen oder Erkrankungen, mit denen es die Bergretter zu tun haben, hängt von der Jahreszeit ab. Während im Sommer bei Hitze häufig Wanderer mit Kreislaufproblemen Hilfe brauchen, überwiegen im Winter die Verletzungen von gestürzten Skifahrern, Snowboardern oder Rodlern. Am häufigsten seien bei Wintersportlern Verletzungen an der Hand sowie am Ellenbogen, Knie und Kopf. 80 Menschen konnten im vergangenen Jahr nur noch tot aus den Bergen geborgen werden, im Jahr zuvor waren es 73.

Trotz des schneearmen Winters ist auch 2014 am meisten auf der Skipiste passiert. Weit mehr als die Hälfte aller Bergwacht-Einsätze (3537) betraf Unfälle mit Skifahrern und Snowboardern. «Das liegt daran, dass Skifahren eine sehr dynamische Sportart ist. Bei höheren Geschwindigkeiten passiert einfach mehr», sagte Griesbeck. Im Vergleich: 1084 Mal kümmerte sich die Bergwacht im zurückliegenden Jahr um Wanderer.

Bergsportler seien nicht mehr ausschließlich am Wochenende und tagsüber aktiv

Vergleichsweise wenig passiert beim Schneeschuhwandern - einer Sportart, die nach Angaben des Experten derzeit stark boomt. «Wir erkennen hier einen neuen Trend, der sicherlich mit der Schneesituation zu tun hat.» Immer mehr Menschen würden mit Schneeschuhen die Berge erkunden, weil sie bei dieser Art der Fortbewegung auf keine durchgängige Schneedecke angewiesen seien. Zehn Einsätze mit Schneeschuhwanderern wurden 2014 registriert.

Griesbeck hat noch einen weiteren Trend ausgemacht: Bergsportler seien nicht mehr ausschließlich am Wochenende und tagsüber aktiv. «Die Menschen sind sportlicher und Taschenlampen leistungsfähiger geworden», sagte er. Immer häufiger seien Mountainbiker, Skitourengeher oder Cross-Country-Läufer nach Feierabend bei Dunkelheit unterwegs. «Diese Verschiebung ist sehr auffällig.»

Die Bergwacht in Bayern mit Hauptsitz in Bad Tölz hat 3200 ehrenamtliche Einsatzkräfte und 300 Stützpunkte in den Bergen - davon 90 Rettungswachen im Talbereich. Die Bergwacht gehört zum Bayerischen Roten Kreuz.

dpa

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