Die Broschüren kamen frisch aus der Druckerei. Und so entschied sich Wolfgang Krebs, die Produktionen des erstens Viertels des Jahres 2024 gleich an Neujahr vorzustellen.
Eine Diagnose, die manch’ einen umhaut. Nicht so Wolfgang Krebs, der selbst mit Parkinson lebt. Und in „Kleine Schritte“ einen Mann mit Parkinson spielt.
Die Broschüren kamen frisch aus der Druckerei. Und so entschied sich Wolfgang Krebs, die Produktionen des erstens Viertels des Jahres 2024 gleich an Neujahr vorzustellen.
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Der Gründer und Leiter des Schlosstheaters Thurnau, erst jüngst mit dem Kulturpreis des Landkreises Kulmbach ausgezeichnet, wirkt regelmäßig selbst als Regisseur und Schauspieler mit. Ab dem 14. April steht ein Stück auf dem Spielplan, das ihm besonders am Herzen liegt. Die Uraufführung des Schauspiels von Petra Wintersteller, das den Titel „Kleine Schritte“ trägt und den Umgang mit Parkinson thematisiert.
Darin trifft der an Parkinson erkrankte Alfons, gespielt von Wolfgang Krebs, auf die frustrierte Ruth, verkörpert von der Münchner Schauspielerin Petra Auer. Einmal in der Woche, am Donnerstag, treffen sie an der Bushaltestelle aufeinander. Eines Tages kommen sie ins Gespräch miteinander. Es entwickelt sich eine Freundschaft, durch die beide lernen, einen neuen Sinn in ihrem Dasein zu entdecken.
Eine besondere Herausforderung für Wolfgang Krebs, der selbst vor drei Jahren die Diagnose Parkinson erhalten hat. Die Parkinson-Krankheit von der laut Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) aktuell etwa 400 000 Menschen betroffen sind, wurde für Wolfgang Krebs zum Lebensthema.
Gemeinsam mit Petra Wintersteller entwickelte er das Zwei-Personen-Stück, das Mut machen soll, das eigene Leben anzunehmen, wie es kommt. „Das ist mir ein ganz persönliches Anliegen“, sagt Krebs. „Bisher hat es keine Stücke als Vorlage dafür gegeben.“ Daher nahm sich Petra Wintersteller, mit der Wolfgang Krebs seit langem zusammenarbeitet, als Autorin des Themas an.
Das Risiko an Parkinson zu erkranken, liegt laut DPG bei Männern bei zwei und bei Frauen bei 1,3 Prozent. Meistens wird die Krankheit zwischen dem 55. und 60. Lebensjahr diagnostiziert. Aber auch Jüngere können betroffen sein. Bei jedem Zehnten treten die ersten Symptome vor dem 40. Lebensjahr auf. Müdigkeit, Schlafstörungen, Unruhe und Zittern gehören zu den ersten Anzeichen. Später können Bewegungs- und Gleichgewichtsstörungen, Sprach- und Schluckbeschwerden, Depressionen und Demenz hinzukommen.
Für einen Schauspieler sicherlich nicht einfach. „Ich finde, es hat keinen Sinn nur zu sagen, wie furchtbar alles ist“, sagt Wolfgang Krebs. „Die Deutschen jammern gerne und machen sich viele Probleme selbst. Wir erkennen nicht, wie gut es uns eigentlich geht.“ Dies alles wolle das Stück zeigen, für das die Proben im März beginnen. Danach möchte Wolfgang Krebs damit auf Tournee gehen, zum Beispiel in Kliniken oder vor Selbsthilfegruppen spielen. In „Kleine Stücke“ seien eine Frau und Mann zu sehen, von denen die eine nur glaube, Probleme zu haben. Der andere habe zwar ernsthafte, gesundheitliche Schwierigkeiten, gehe aber dennoch optimistisch durchs Leben. „Beide lernen voneinander und entwickeln sich dadurch weiter.“ Denn es gehe darum, das Beste aus allem zu machen und das Leben zu genießen, findet Wolfgang Krebs. Er verbringt viel Zeit in Italien, wo er einige Jahre gelebt hat. Dort herrsche ein ganz anderes, leichteres Lebensgefühl als hierzulande.
Der Künstler geht ganz offen mit seiner Erkrankung um. „Ich versuche es zu akzeptieren, wie es ist.“ Sport sei eine gute Möglichkeit, dem Fortschreiten der neurologischen Erkrankung entgegenzuwirken. Daher gründete Krebs eine Gruppe des Vereins Ping Pong Parkinson in Thurnau. „Tischtennis ist gut für den Gleichgewichtssinn, die Beweglichkeit und die Reaktionsfähigkeit.“
Bei Parkinson sterben bestimmte Nervenzellen, die den Botenstoff Dopamin produzierenden Neuronen, ab. Dagegen gibt es eine medikamentöse Therapie, die auch Wolfgang Krebs hilft. Wie sich die Proben entwickeln, wie das Lernen von Texten und das Sprechen gelingen, weiß er selbst noch nicht. Einige Beeinträchtigungen spürt er dennoch bereits. „Die Stimme wird leiser, brüchiger, geradeaus sprechen wird schwieriger.“ Er habe auch Mühe, schön vorzulesen, räumt er ein und lässt sich aber nicht entmutigen. „Ich werde in Zukunft mehr Regie führen und organisatorische Aufgaben übernehmen“, sagt der Schlosstheaterleiter, der auf alle Fälle die Fäden seines Projekts in der Hand behalten will. Im Sommer wird ja tatsächlich im Schlosshof im Freien gespielt. Die Sommerspiele und das Schlosstheater sind längst feste, kulturelle Größen in Thurnau und weit darüber hinaus.
Den Auftakt des Programms 2024 bildet die Komödie „Shirley Valentine“ am Samstag, 24. Februar, die am Schlosstheater bereits gespielt wurde. Diese Rolle übernimmt die Münchnerin Petra Wintersteller. In dem Ein-Personen-Stück von Willy Russell dreht sich alles um Shirley, Ende 40, Hausfrau, Mutter zweier erwachsener Kinder. Ihr Leben ist eintönig und langweilig geworden, die Ehe zur Routine geworden. Ihrer Freundin Jane ergeht es nicht besser: Sie erwischt ihren Ehemann mit einem anderen Mann, einem Tennislehrer, im Bett. Auf einer Reise nach Griechenland legt Shirley ihre Selbstzweifel endgültig ab und verliebt sich neu. Wolfgang Krebs verspricht eine heitere, tiefgründige und lebhafte Komödie, in der seine Kollegin ihr vollstes schauspielerisches Talent zeigen könne. Die Geschichte wurde auch verfilmt. Der britische Autor Willy Russell wurde dafür für einen Oscar nominiert.
Und am Sonntag, 7. Januar, gibt es einen Zusatztermin von „Honigmond“, einer Komödie von Gabriel Barylli über drei Frauen, Freundschaft, Liebe und Beziehungen.
INFO: Schlosstheater Thurnau, Kartenreservierung unter Telefon 09203/9738680 oder per E-Mail an info@schlosstheater-thurnau.de.