Schießlärm: Proteste zeigen Wirkung

Von Peter Engelbrecht
Stryker-Radpanzer bei einer Übung auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Foto: Udo Meixner/Archiv Foto: red

Der Schießlärm aus dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr sorgt seit Wochen für massive Beschwerden der Anwohner. Sogar in Creußen – 25 Kilometer Luftlinie entfernt – war regelmäßig nachts starker Schießlärm zu hören. Nun hat das zuständige Bundesamt bis zum kommenden Jahr eine neue Lärmmessung angekündigt. Anhand der Messung könnten passgenaue Lärmschutzmaßnahmen getroffen werden, sagte eine Sprecherin.

 
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Am intensivsten war der Lärm nach Angaben von Anwohnern in Kirchenthumbach vor drei bis vier Wochen. Besonders stark waren Artillerie-Übungen zu vernehmen. Auch Schießlärm aus den 20-Millimeter-Bordkanonen der amerikanischen Bradley-Panzer nervte die Anwohner. Geschossen wurde teilweise bis 1 Uhr am Morgen.

Lärm bis 4 Uhr früh

Werner Dier aus Bernreuth bei Auerbach kämpft dagegen. Er ist Vorsitzender des Bürgerforums Umwelt und Truppenübungsplatz (BUT). „Der Lärm ist unerträglich“, sagt Dier. Die Schießbahn 213 auf dem Übungsplatz liegt 500 Meter von seinem Haus in Bernreuth entfernt. Dort sei in den vergangenen Wochen mit Panzerhaubitzen geübt worden, die Lärmbelastung habe mehr als 150 Dezibel betragen. Zum Vergleich: Ein Presslufthammer ist 120 Dezibel laut, ein Kampfflugzeug 140. Bei 120 Dezibel liegt die Schmerzgrenze des menschlichen Ohres.

Längere Zeit sei auf der Schießbahn 213 Ruhe gewesen, nun sei der Übungsbetrieb mit schweren Geschützen wieder aufgenommen worden. Geschossen wird laut Dier bis 2, 3 oder 4 Uhr früh. Er verweist auf die Zusatzvereinbarungen zum Nato-Truppenstatut, wonach an Sonn- und Feiertagen auf dem Übungsplatz überhaupt nicht geschossen werden darf, wochentags bis 1 Uhr und Samstag nur bis 14 Uhr.

Das Bürgerforum fordert das Ende von Übungen mit Haubitzen in Häusernähe, den Verzicht auf Übungen von Stryker-Brigaden und Panzerverbänden und das Aus für die Schießbahn 213. Dier wirft dem Militär vor, deutsche Lärmschutzgesetze nicht einzuhalten.

Bundesamt zeigt Entgegenkommen

Unsere Zeitung fragte beim Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr in Bonn nach. Das Nato-Truppenstatut lege fest, dass Gaststreitkräfte das deutsche Recht achten müssen, sagt eine Sprecherin. Die Schießzeiten seien in einer Verwaltungsvereinbarung geregelt.

Im April habe es eine Ausnahmegenehmigung für drei Werktage gegeben. Demnach war es den US-Streitkräften erlaubt, mit dem Schießen um 4.30 Uhr zu beginnen.

Aufgrund der Beschwerden soll bis 2019 eine Schießlärmmessung an ausgewählten Orten um den Übungsplatz durchgeführt werden. Anhand der Messung könnten dann passgenaue Lärmschutzmaßnahmen durchgeführt werden, erklärt die Sprecherin. Auch die Gespräche zwischen der Bundeswehr und den US-Streitkräften, die es bis 2011 regelmäßig gab, sollen wieder aufgenommen werden.

US-Armee: Nachtschießen wichtig

Was sagen die Amerikaner? Bei größeren Übungen seien manchmal große Artillerie- und Panzergeschosse sowie Flugzeuge im Einsatz, erklärt Franz Zeilmann, Pressesprecher der US-Armee-Garnison Bavaria, in Grafenwöhr. Manchmal verursache dies je nach Wetterlage größere Lärmentwicklung.

Vom 4. bis 11. Mai hätten Einheiten mit Artilleriegeschossen und Panzern geübt. Diese Übungen würden regelmäßig in der Presse bekanntgegeben, auch Bürgermeister, Landräte und Behörden würden informiert.

Es gebe verschiedene Maßnahmen zur Lärmreduzierung, wie Erdwälle oder dichte Baum- und Strauchbepflanzungen, erläutert Zeilmann.

Das 7th Army Training Command auf dem Truppenübungsplatz sei sich „der Auswirkungen der militärischen Übungen auf die Bevölkerung bewusst und stets bestrebt“, die Anwohner über Übungen zu informieren. Wann immer möglich, würden diese tagsüber und an Wochentagen durchgeführt. Gemäß dem Nato-Truppenabkommen ist die offizielle Schießzeit von Mai bis Juli von 8 bis 2 Uhr für die Nutzung von Munition 20 Millimeter und höher festgelegt.

Munition unter 20 Millimeter kann demnach täglich rund um die Uhr verschossen werden. Im Sommer könnten Nachtübungen manchmal „bis nach Mitternacht gehen“, von November bis Januar würden die Schießübungen bereits um 23 Uhr abgeschlossen. Nachtschießen sei ein wichtiger und unverzichtbarer Teil der militärischen Ausbildung, sagt Zeilmann.

Auf dem 23.000 Hektar großen Truppenübungsplatz werden Soldaten des US-Militärs, der Bundeswehr, der Nato und anderer Partner ausgebildet.

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