Die Staatsanwaltschaft wirft dem damals 54 Jahre alten Triebwagenführer nun neben der vorsätzlichen Gefährdung des Bahnverkehrs fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung in 51 Fällen vor. Wann der Prozess beginnt, ist noch offen.
Die Ermittlungen dauerten vergleichsweise lange, weil eine unglaublich große Datenmenge analysiert werden musste - ähnlich wie nach einem Flugzeugabsturz, schilderte einmal eine Staatsanwältin. Noch in der Nacht nach dem Crash im Berufsverkehr wurde damals ein auf Bahnunfälle spezialisierter Sachverständiger mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt, der Unfallort wurde mit Drohnen abfotografiert, an die 100 Zeugen wurden vernommen.
Beinahe-Unfall ein Jahr vorher
Zudem wurden aufwendige Reparatur- und Bergungsarbeiten nötig. Die beschädigten Gleise mussten auf einer Länge von 120 Metern instandgesetzt werden, erst nach zwei Wochen konnte der reguläre Zugverkehr wieder aufgenommen werden. Der Sachschaden betrug rund sieben Millionen Euro.
Schon im Sommer zuvor hatte es einen Beinahe-Unfall nur eine Station von Schäftlarn entfernt gegeben: Bei Icking waren im August 2021 zwei Bahnen der S7 aufeinander zugefahren, die Zugführer konnten aber noch rechtzeitig bremsen. Außerdem weckt das Unglück von Schäftlarn Erinnerungen an Bad Aibling: Im Februar 2016 waren bei dem schweren Unfall im oberbayerischen Landkreis Rosenheim ebenfalls aufgrund menschlichen Versagens zwei Züge frontal zusammengestoßen. Zwölf Menschen starben, Dutzende wurden verletzt. Dort hatte ein Fahrdienstleiter mit dem Handy gespielt und davon abgelenkt falsche Signale gesetzt. Er wurde wegen fahrlässiger Tötung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt und kam nach zwei Drittel der Zeit frei.