Sabeth Perez: Das Zeug zur Songwriterin

Von Wolfgang Karl
Auf einem guten, eigenen Weg: Das Sabeth-Perez-Quartett um die junge Songwriterin Sabeth Perez. Foto: red Foto: red

Künstlerkinder haben es oft schwer – gerade, wenn ihre Eltern Erfolg haben. Schafft es Sabeth Pérez aus dem Schatten ihres Vaters? im Bechersaal machten wir die Probe aufs Exempel.

 
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Eine junge Stimme des deutschen Jazz  zu Gast in Bayreuth: Sabeth Pérez eröffnete die Jazz-Saison 2016/17. Pérez? Ja, sie kommt aus gutem Hause in Sachen Jazz. Ihr Vater ist niemand Geringerer als der Argentinier Gabriel Pérez, Träger des WDR-Jazzpreises 2008. Als ein Leiter des Jugend-Jazz-Orchesters NRW hat Pérez seine Tochter schon früh an das Thema Big Band herangeführt – als Sängerin.

Nun sucht sie sich einen eigenen Weg im Jazz. Ist der bekannte Vater viel in Big Bands unterwegs, sucht sich Sabeth eine kleinere Form. So hat sie sich ein Quartett mit drei hochbegabten jungen Musikern aufgebaut – eben das Sabeth Pérez Quartet.

Nun brauchen kleine Formationen ja immer starke Individuen, die sie tragen. Schlagzeuger Leif Berger ist so jemand. Wobei: Schlagzeuger ist ein schon zu brutales Wort für ihn. Er streichelt die Becken und Toms geradezu. Er ist einer jener Jazzer, die in guten Momenten Stücke in ein heilloses Chaos stürzen können – um in aller Lässigkeit dann neue, komplexe Strukturen aus der kalkulierten Unordnung zu schaffen. Ein großes Talent, dessen Soli im Publikum immer wieder für spontanen Applaus sorgten.

Eine Kunst, fern vom Stil ihres Vaters

Ein ebenso großes Potential wie Berger am Schlagzeug entwickelt Sabeth Pérez in ihrer Kunst, Songs zu schreiben. Das könnte den großen Arrangements ihres Vaters nicht ferner liegen. Kleinteilige Stücke mit zahlreichen Brüchen und Wendungen. Die Lieder leben von der Reduktion, dem Weglassen. Die Musik kommt ruhig daher, unaufgeregt. Das alles strahlt eine erstaunliche Reife aus.

Ihre Stimme schwebt über dem Geschehen wie eine einsame Möwe an wolkenlosem Himmel – präsent, aber auch ein wenig verloren in der Weite. Das volltönende Timbre einer Johanna Borchert zum Beispiel erreicht sie – noch – nicht. Aber das Talent zu einer guten Songwriterin hat sie allemal.

Es ist ein ruhiger Auftakt zum zweiten Jazz-Halbjahr 2016 – aber einer, der schon Lust auf mehr macht. Sabeth Pérez, die Sängerin und Musikerin, wirft jedenfalls jetzt schon einen unübersehbaren Schatten.