Nawalnaja träumt von Rückkehr nach Russland
Nawalnaja kündigte in dem dpa-Interview am Tegernsee erneut einen entschlossenen Kampf gegen Putin an - und forderte eine möglichst starke Unterstützung des Westens. Sie selbst habe keine Angst, betonte sie - auch wenn sie natürlich mit einem gewissen Risiko lebe. "Und dieses Risiko wird noch steigen, wenn ich gute Arbeit leiste", fügte sie hinzu.
Die 47-Jährige träumt davon, eines Tages nach Russland zurückzukehren. "Ich möchte in Russland leben. Meine Kinder träumen davon, nach Russland zurückzukehren. Ich möchte zum Grab meines Mannes gehen. Das ist mir sehr wichtig. Und ich hoffe, dass ich das sehr, sehr bald tun kann. Ich träume davon, so schnell wie möglich dorthin zu kommen."
Ihr Mann, Alexej Nawalny, starb am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen "Polarwolf" in der sibirischen Arktisregion Jamal. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Totenschein von "natürlichen" Ursachen die Rede. Nawalnys Angehörige sprechen von Mord. Seine Ehefrau wurde am Freitag am Tegernsee mit dem "Freiheitspreis der Medien" geehrt, der alljährlich beim Ludwig-Erhard-Gipfel vor Spitzenvertretern aus Politik und Wirtschaft verliehen wird.
Nawalnaja betont: Russland ist nicht Putin
Eine Lösung des Ukraine-Konfliktes sieht Nawalnaja derzeit nach eigenen Worten nicht. "Die ganze Welt versucht, einen Weg zu finden, um dieses Problem zu lösen, und niemand hat bisher einen Weg gefunden." Es werde deshalb keine einfache Lösung geben. Sie hoffe auf eine Versöhnung zwischen Russen und Ukrainern. "Aber Putin hat beide Länder in eine Situation gebracht, in der es sehr schwierig sein wird, die Beziehungen wieder aufzubauen."
Wann die Opposition in Russland groß genug sein könnte, um Putin zu destabilisieren, vermochte Nawalnaja nicht vorherzusagen. "Ich hoffe wirklich und glaube, dass es viel früher passieren wird, als wir erwarten." Niemand wisse, wann und warum dies passieren könnte. Aber viele Menschen seien schon jetzt müde vom Krieg. "Sie unterstützen den Krieg nicht, aber sie haben große Angst, dies laut auszusprechen, weil sie dies noch am selben Tag ins Gefängnis bringen könnte." Sie hoffe deshalb, dass das russische Volk weitere Mobilisierungen von Soldaten nicht unterstütze. "Wenn die Regierung versucht, immer mehr Menschen für den Krieg zu mobilisieren, wird der Widerstand dagegen zunehmen."
Nawalnaja betonte: Russland sei nicht Putin. "Es gibt viele Anti-Kriegs-Aktivisten und Anti-Putin-Aktivisten." Und diese bräuchten "die Unterstützung aus dem Westen".