Rhythmus-Vorgeber Schlenz Der Junge mit der Trommel

Amelie Wollny berichtet einmal die Woche von Geschichten um und über Medi Bayreuth. Foto: Wittek Foto: red

Michael Schlenz hat schon einiges erlebt im Bayreuther Basketball: die Meisterschaft 1989. Den Wiederaufstieg 2010. Seit zwölf Jahren geht er zu jedem Spiel in die Oberfrankenhalle. Und da trommelt er, was das Zeug hält. Warum?

 
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Weil's ihm Spaß macht. Das Bad in der Menge, die Gemeinschaft, das rhythmische Donnern der sieben Trommeln, das Spiel. „Am Anfang hatte ich Muskelkater vom Trommeln", sagt Schlenz. „Jetzt aber nimmer." Er ist so was wie der Dirigent, gibt den Takt an, hört neue Rhythmen, probiert die aus, sagt sie an, wenn sie gefallen. Manchmal schreit er auch – gegen die Schiedsrichter. Bei manchen Auswärtsspielen sagen die Heimfans zu ihm, dass die Trommler zu laut seien. Sie sagen das eher erstaunt, nicht böse.

Die Bayreuther Trommeln sind etwas Besonderes in der Bundesliga. Und die Bayreuth-Spiele sind etwas Besonderes für Schlenz. Die Spieler, sagt der 35-Jährige, hätten ihm schon öfter gesagt, dass das Trommeln Einfluss auf das Spiel habe. Andere Clubs loben ihn und seine Trommelkumpane. So was zu hören, macht natürlich auch Spaß.

Aber momentan macht der Bayreuther Basketball Schlenz keine Freude. Überhaupt nicht. Sauer sei er nicht, „eher traurig". Vor der Niederlage in Bonn am vergangenen Wochenende sagte er noch, dass er nicht bedrückt sei, sondern optimistisch. Optimistisch ist er immer noch, aber eben auch traurig und vor allem enttäuscht. „Irgendwas stimmt da nicht", sagt er, und meint damit das Team. Aber was? Das wüsste er gerne. Er würde gerne mit den Spielern reden, über die aktuelle Situation, um zu verstehen. Wie eine Mannschaft mit solchen Namen und diesem Trainer so schlecht sein kann. Aber die Spieler sind weit weg. Kurz nach dem Spiel bedanken sie sich bei den Fans, dann verschwinden sie. Ruhig würde er sich mit ihnen unterhalten, sagt er.

Schlenz macht weiter. Am Wochenende wird er nach Quakenbrück fahren, mit seiner Trommel natürlich. An einen Sieg glaubt er: 82:78, „nach Verlängerung. Ich bin mal Optimist". Er würde Beckham Wyrick statt Kevin Hamilton bringen, Sead Sehovic auf Position eins schieben. Und dann einfach spielen lassen. Vorher mal auf den Tisch hauen. Nach dem Heimspiel gegen den MBC (da könnte Bayreuth gewinnen, sagt Schlenz) fliegt er für drei Wochen nach Thailand. Zum Spiel gegen Bamberg ist er wieder da, nur Tübingen verpasst er. Hat er extra so gebucht. Er legt seinen Urlaub immer so, dass er fast kein Bayreuther Spiel verpasst.

Info: In dieser Kolumne wirft Amelie Wollny jede Woche einen Blick auf die Ereignisse rund um Medi Bayreuth.

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