In Rheinland-Pfalz haben Prüfer im Jahr 2021 insgesamt 134 Prüflinge entlarvt, die mit einer in einer FFP2-Maske versteckten Minikamera bei der theoretischen Führerscheinprüfung geschummelt haben. Wie viele möglicherweise mit diesem Trick durchgekommen sind, lasse sich nur schwer abschätzen.
Prüfer bemerkt Unstimmigkeiten zwischen Person und Ausweisdokument
Mit Hilfe des „Stellvertreter“-Tricks haben im Jahr 2021 mindestens acht Personen versucht, sich durch die Theorieprüfung in Stuttgart zu mogeln. Nach Angaben der Polizei sollen sie die entscheidende Prüfung nicht selbst abgelegt, sondern andere Personen geschickt haben. Diese wurden demnach mit vierstelligen Geldbeträgen dafür bezahlt, die Prüfung unter falschem Namen abzulegen. Die falschen Prüflinge legten den Prüfern die Ausweise der echten Führerschein-Anwärter vor.
Auch in Lörrach wurde im Februar 2023 offenbar ein „Doppelgänger“ von einem Mann zur schriftlichen Führerscheinprüfung geschickt. Ein Prüfling wies sich mit den Papieren eines anderen Mannes aus. Die Polizei geht davon aus, dass er für diesen die Prüfung ablegen wollte. Dem Prüfer fielen Unstimmigkeiten zwischen der vor ihm stehenden Person und dem vorgelegten Ausweisdokument auf. Auf Nachfrage rannte der Mann weg. Am Nachmittag erschien der „richtige Prüfling“ und wollte seine Unterlagen abholen. Der Tüv informierte daraufhin die Polizei, die die Ermittlungen aufnahm.
Täuschungsversuch mit angeblicher Schönheitsoperation
Eine Frau aus Emmendingen wollte im Juni 2023 einen Prüfer bei der theoretischen Führerscheinprüfung täuschen. Als sie dem Prüfer ihre Ausweisdokumente vorlegte, fiel diesem sofort auf, dass das Foto nicht ihrem tatsächlichen Aussehen entsprach. Die Frau behauptete zunächst, sie habe sich mehreren Schönheitsoperationen unterzogen. Deshalb sehe sie etwas anders aus. Später gab sie jedoch zu, dass sie die Prüfung für eine Bekannte ablegen wollte.
Im September 2023 flog in Lörrach der Betrugsversuch eines 22-jährigen Führerschein-Anwärters bei der theoretischen Führerscheinprüfung auf. Dem Prüfer war das auffällige Verhalten des Prüflings aufgefallen. Er sprach den 22-Jährigen darauf an. Der Prüfling habe sofort die Flucht ergriffen und dabei einen Tisch gegen den Prüfer gestoßen. Ein weiterer Mitarbeiter, der zu Hilfe eilte, konnte den Flüchtenden nicht mehr aufhalten. Die Flucht des Prüflings endete jedoch im Treppenhaus. Herbeigeeilte Polizeibeamte nahmen den jungen Mann dort vorläufig fest.
22-jähriger Prüfling war komplett verkabelt
Wie sich später herausstellte, war der 22-Jährige komplett verkabelt. Auf seinem Rücken klebte ein Handy, in seinem Oberteil befand sich eine eingenähte Knopfkamera. In seinem Ohr steckte ein „In-Ear-Kopfhörer“. Im Vorraum des Prüfungsraumes fand die Polizei einen Rucksack, in dem sich ein Signalverstärker befand. Die Beamten gehen davon aus, dass der Rucksack von einem Mittäter dort abgestellt wurde.
Bevor die Beamten den 22-Jährigen mit auf die Wache nehmen konnten, mussten sie noch einen Abstecher ins Krankenhaus machen. Offenbar steckte der „In-Ear-Kopfhörer“ wohl so tief im Ohr des 22-Jährigen, dass er ihn selbst nicht mehr herausbekam.
Ausgerüstet mit Kopfhörern und einer Minikamera hatte auch ein Führerscheinbewerber in Titisee-Neustadt im Oktober 2023 einen Täuschungsversuch bei der schriftlichen Führerscheinprüfung unternommen. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Prüfling die Prüfungsfragen von einer außenstehenden Person beantworten ließ. Der Täuschungsversuch fiel einer Aufsichtsperson auf, die daraufhin die Polizei verständigte.
Doch was passiert, wenn man beim Schummeln erwischt wird? Im Frühjahr 2022 hat die Bundesregierung härtere Strafen für das Täuschen bei der Führerscheinprüfung eingeführt. Seither droht bei Täuschungsversuchen eine Sperre von bis zu neun Monaten, bis die Prüfung wiederholt werden darf.