Reithofbesitzer wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht Kuscheln mit dem Täter vor dem Fernseher

Manfred Scherer
 Foto: red

Sie schämten sich und wollten nicht drüber sprechen: Erst über das Internet konnten die Opfer eines sexuellen Missbrauchs auf einem Pferdehof bei Thurnau miteinander sprechen. Und sie einigten sich: Wir zeigen den Täter an.

 
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Man mag über das soziale Netzwerk Facebook denken, was man will: Im Fall zweier pferdenärrischer Mädchen war der Facebook-Chat eine Hilfe. Sie tauschten sich aus und entschlossen sich zur Anzeige gegen ihren Reitlehrer.

Zeugin: Übergriffe waren "nicht ungewollt"

Der Reithofbesitzer hatte, wie berichtet, zum Prozessauftakt vergangene Woche nach langem Hin und Her ein Geständnis abgelegt. Allerdings: Das Geständnis war zu pauschal und nicht detailliert genug. Dem Mann liegen insgesamt 35 Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern zur Last – einige davon sind als Fälle des schweren sexuellen Missbrauchs angeklagt. „Schwer“ deshalb, weil die Fälle weit über Begrapschen und Befummeln hinausgehen: Es geht darum, dass der Angeklagte mit einem Finger in den Körper seines Opfer eingedrungen sein soll. Eine derartige Tathandlung könnte beispielsweise als eine Vergewaltigung gewertet werden, falls das Opfer sich gewehrt hätte.

Im Fall der gestern vernommenen Zeugin war das nicht der Fall: Sie erklärte, dass die sexuellen Übergriffe des Angeklagten für sie „nicht ungewollt“ waren: „Ich habe nach Aufmerksamkeit und Liebe gesucht.“

Mehr als ein Freund

Aus den Schilderungen der Zeugin ergab sich ein Bild von der Atmosphäre auf dem Pferdehof: Die Mädchen kamen fast jedes freies Wochenende und in den Ferien von weit her, um ihren Pferdetraum zu leben. Der Angeklagte war der väterliche Freund, der, so ganz anders als Jungs, viel Verständnis hatte und mit dem man beim Fernsehschauen des Abends schon mal kuscheln konnte.

Symbolbild: pa


Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Dienstagsausgbe (17. Juli) des Nordbayerischen Kuriers.

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