Regierungspräsident ehrt drei Lebensretter und zwie langjährige Ehrenamtliche Regierung zeichnet Lebensretter aus

Von Sarah Bernhard

Sie haben Menschen das Leben gerettet, ohne an ihr eigenes zu denken. Und fühlen sich nicht einmal als Helden. Für den Freistaat sind sie es trotzdem. Deshalb ehrte Regierungspräsident Wilhelm Wenning drei Lebensretter für ihr beherztes Eingreifen. Und zwei Ehrenamtliche für ihr langjähriges Engagement. Hier lesen Sie ihre Geschichten.

 
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Bayreuth: Frank Oertel

Frank Oertel wacht auf, noch bevor sein Wecker klingelt. „Ich hatte gleich diesen Geruch in der Nase“, sagt der 49-Jährige. Als er ins Wohnzimmer rennt, ist es schon dunkel von beißendem Rauch. „Ich habe aus dem Fenster geschaut und gesehen, dass der Rauch von unten kommt.“ Der Industriekaufmann zieht sich Hose, T-Shirt und Schlappen an, rennt nach unten und hämmert gegen die Tür. Keine Reaktion. „Ich wollte die Tür am liebsten eintreten, aber das ging mit meinen Schlappen nicht.“

Der Nachbar ist ein guter Bekannter, „wir haben uns wunderbar verstanden, er hat sich immer so gefreut, dass wir ein gutes Verhältnis hatten“. Oertel alarmiert die Feuerwehr. Dann rennt er wieder ins verrauchte Treppenhaus, um die beiden anderen Nachbarn zu warnen, die noch schlafen.

Bevor die Feuerwehr kommt, fährt er noch schnell sein Auto weg, um ihr Platz zu machen. Dann geht er mit einem Feuerwehrmann zurück ins Haus, um nach dem Nachbarn zu sehen. Doch es ist zu spät, der Nachbar stirbt im Rauch. „Jedes Mal, wenn ich zu meiner Wohnung gehe, denke ich: Was ist jetzt mit dir?“, sagt Oertel. Die anderen Nachbarn überleben unverletzt.

Er denke oft an den Tag im vergangenen September, sagt Oertel. Auch, weil er selbst am giftigen Rauchgas hätte sterben können. Warum er mit der Bayerischen Rettungsmedaille geehrt wird, versteht er trotzdem nicht. „Ich hab‘ doch nur mein Ding gemacht.“

Kirchenpingarten: Albert Vogl

Sein 44. Geburtstag wird Albert Vogl immer als der Tag in Erinnerung bleiben, an dem er seine Nachbarin vor dem Tod bewahrt hat. Der Betriebsschlosser ist mit seinem Traktor unterwegs in den Wald, als er sieht, wie der Mops der 82-Jährigen aufgeregt hin und her läuft. „,Was in der Welt will ein Mops stellen?‘, hab‘ ich gedacht. Dann habe ich gesehen, wie sein Frauchen im Wasser liegt.“

Er bremst scharf, springt vom Traktor und rennt die Böschung hinunter, wo die Gemeinde gerade einige Erlen gefällt hat. „Sie lag auf dem Rücken, mit dem Kopf im Wasser“, sagt Vogl. „Ich nehme an, sie ist ohnmächtig geworden und die Böschung hinuntergefallen.“ Er zieht die 82-Jährige aus dem im April noch eiskalten Wasser der Heidenaab und will sie die Böschung hinauftragen, „aber da kam ich an meine Grenzen“. Weil die Frau beim Sturz vermutlich über mehrere Baumstümpfe fiel. „Sie hat geschrien vor Schmerzen.“ Erst als ein weiterer Nachbar dazukommt, können sie die Nachbarin nach Hause bringen.

Sie kommt ins Krankenhaus, erholt sich. „Wir treffen uns öfter, das ist wieder ganz normal“, sagt Vogl. Seine Auszeichnung hält er für etwas übertrieben. „Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das war meine Bürgerpflicht und das Normalste auf der Welt. Ich sehe das echt nicht als Heldentat.“

Kemnath/Pegnitz: Sven Hofmann

Er wollte nur eine kurze Pause machen. Doch als er sein Auto an der B 85 bei Pegnitz hinter einem weiteren Wagen abstellt, fällt Sven Hofmann (47) auf, dass die Fugen mit Isolierband abgeklebt sind. Ein Schlauch führt vom Auspuff zum rechten Fenster. Auf dem Gaspedal liegt ein Pflasterstein.

Sofort ruft Hofmann die Polizei. Dann schlägt er die Scheibe des Autos ein. Und retten damit einem jungen Mann das Leben. Dafür spricht ihm Wilhelm Wenning die öffentliche Anerkennung für die Rettung eines Menschen aus Lebensgefahr aus.

Für ihr ehrenamtliches Engagement wurden geehrt:

Peter Schamel: Wenn der Christkindlesmarkt bald wieder stimmungsvoll leuchtet, hat Peter Schamel großen Anteil daran: 34 Jahre lang war der Eckersdorfer für die Finanzen der „Schutzgemeinschaft Bayreuther Innenstadt“ zuständig – und für die mit 16.000 Birnen längste Lichterkette Frankens.

Angelika Schnappauf: Ihre eigene Krankheit hat ihren Willen nicht gebrochen: Seit 18 Jahren engagiert sich Angelika Schnappauf für muskelkranke Frauen und Männer. Die Mistelgauerin gründete die Bayreuther Kontaktgruppe und ist oft die erste Ansprechpartnerin nach der Diagnose.

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