Regierung von Oberfranken: Solche Verstöße kommen leider vor Illegale Gülle-Aktion offenbar kein Einzelfall

Von Peter Engelbrecht
ARCHIV - Mit einem Traktor wird am 05.04.2013 ein Güllewagen über ein Feld bei Jacobidrebber (Niedersachsen) gezogen. Ein neuer Kataster soll die Kontrolle ermöglichen, auf welchen Feldern wie viel Gülle landet. Foto: Ingo Wagner/dpa (zu lni "Nitrat belastet Grundwasser: Kataster soll Gülle-Probleme stoppen" vom 13.05.2014) +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: red

Die illegale Gülleausbringung eines Unbekannten auf einer Wiese im Wasserschutzgebiet zwischen Lehen und Emtmannsberg ist offenbar kein Einzelfall. „Verstöße, wie in diesem Fall, kommen leider vor. Vor allem dann, wenn die Lagerkapazität von Gülle auf dem Hof erschöpft ist oder auch wenn allgemeine Sperrfristen zum Ausbringen von Gülle vor der Tür stehen“, erklärte die Regierung von Oberfranken auf Anfrage.

 
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Amtliche Informationen über den jüngsten Vorfall lägen noch nicht vor, sagte Pressesprecher Oliver Hempfling. Es handle sich um ein Wasserschutzgebiet der Zone 2, hier sei Gülleausbringung verboten. „Ein Verstoß dagegen muss verfolgt und geahndet werden.“

Wie groß ist die Gefahr? Primär gehe es bei Gülle um pathogene Keime, die ins Trinkwasser gelangen und die Gesundheit der Menschen gefährden können. Hinzu komme der psychisch belastende Eindruck, wenn Gülle in einem Wasserschutzgebiet, aus dem ja Trinkwasser gewonnen wird, wahrgenommen werde. Ob und wie schnell Gülle oder Bestandteile davon ins Grundwasser sickern, hänge von der Beschaffenheit der Böden ab. Es gibt Böden, die wenig durchlässig und daher mit guter Filterwirkung ausgestattet sind, aber auch Böden mit schlechten Filtereigenschaften, wo die Gülle sehr schnell nach unten dringt.

Eine generelle Bedrohung des Trinkwassers in Oberfranken durch die Landwirtschaft gebe es nicht, sagte Hempfling. Es gebe viele positive Beispiele der Zusammenarbeit von Wasserversorgern und Landwirten in Wasserschutzgebieten. Vorfälle wie der aktuelle behinderten enorm das notwendige weitere gemeinsame Vorgehen und gegenseitige Vertrauen von Wasserversorgern und Landwirten.

Erst Ende Oktober 2014 hatte die Bayreuther Landtagsabgeordnete Ulrike Gote (Grüne) die Antwort auf eine Landtagsanfrage zur Situation des Grundwassers in Oberfranken erhalten. Sie zeigte sich über die Ergebnisse „beunruhigt und alarmiert“. Die Bewertung der Risikoanalyse des oberfränkischen Grundwassers von 2013 ergebe eine immer höhere Nitrat- und Pestizidbelastung, lautete ihr Fazit. 2004 gab es laut Umweltministerium nur zwei Grundwasservorkommen (Oberer Main bei Coburg und Regnitz südwestlich von Bamberg), bei denen man davon ausging, dass sie das Ziel, einen „guten Zustand des Grundwassers“ bis 2015 herzustellen, nicht erreichen würden. Dieses Kriterium verlangt die Einhaltung der Nitrat- und Pestizidgrenzwerte der Trinkwasserverordnung. „Mittlerweile hat sich die Situation nicht verbessert, sondern deutlich verschlechtert“, betonte Gote. Sie verwies darauf, dass inzwischen große Gebiete um Hof sowie zwischen Bamberg und Bayreuth dazugekommen seien, deren Nitrat- und Pestizidwerte so schlecht sind, dass sie das Ziel wohl selbst im Jahr 2021 nicht erreichen werden. Nitratprobleme entstehen dann, wenn die Bauern weit mehr Gülle auf die Äcker fahren, als die Pflanzen aufnehmen können. Der überschüssige Stickstoff wird in Nitrat umgewandelt und sickert ins Grundwasser. „Hauptverursacher für die Nitrat- und Pestizidbelastung ist die Landwirtschaft“, betonte Gote. Sie forderte deshalb eine grundwasserschonende Bewirtschaftung der Flächen.

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