Rätselhafter Tod auf dem Übungsplatz

Von Andreas Gewinner
Woran starb Michael Martinez? Der US-Unteroffizier war vor einer Woche leblos auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr aufgefunden worden. Sein Tod gibt der Army Rätsel auf. Foto: US Army Foto: red

Der Tod eines amerikanischen Soldaten auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr gibt der US-Armee weiter Rätsel auf. "Die Sache wird noch untersucht", so auf Nachfrage Hauptfeldwebel Brent Williams von der Einsatzführung der Operation "Atlantic Resolve". Es ist nicht der einzige rätselhafte Todesfall, der die US-Armee in Europa beschäftigt.

 
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Am Mittwoch vergangener Woche um 6 Uhr früh wurde der Unteroffizier Michael Martinez leblos aufgefunden und später in einem deutschen Krankenhaus für tot erklärt worden, heißt es in einer Mitteilung des Pressebüros von Fort Carson, Colorado, der Kaserne von Martinez' Einheit.

Martinez war 22 Jahre alt und gehörte der Armee seit vier Jahren an, er diente in einer Artillerieeinheit. Er hatte mehrere Auszeichnungen erhalten, darunter die "jump wings" für eine erfolgreiche Fallschirmausbildung. Der Aufenthalt in Europa war seine erste Mission außerhalb der USA gewesen.

Üben in Osteuropa

Martinez' Einheit, eine gepanzerte Brigade mit 3500 Männern und Frauen, war bereits im Januar nach Deutschland verlegt worden. Sie ist Teil der "Operation Atlantic Resolve", mit der in den USA stationierte Einheiten vorübergehend nach Europa kommen, um gemeinsam mit Nato-Bündnispartnern vor allem in Osteuropa zu üben, insbesondere in den drei Baltikumstaaten Estland, Lettland, Litauen, in Polen, Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien sowie Deutschland. Am Mittwoch vergangener Woche, als Martinez leblos aufgefunden wurde, sollte seine Einheit auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr das Schießen mit Panzerhaubitzen üben. Es war die letzte Übung vor der Rückkehr in die USA, wie die Zeitung "Stars & Stripes" am 23. August berichtete.

"Atlantic Resolve" ("Atlantische Entschlossenheit") soll der Stärkung der Ostflanke der Nato dienen, sie ist eine Antwort auf das zunehmend aggresive Auftreten Russlands mit Truppenverlegungen und vermehrt großen Manövern der russischen Streitkräfte nahe der Westgrenze Russlands. Besonders in den baltischen Staaten, die unterschiedlich große russische Minderheiten haben, ist die Furcht groß vor einem "Krim-" beziehungsweise "Ukraine-Szenario" -- also vor Subversion und Destabilisierung oder gar einer gewaltsamen Besetzung von Teilen des Landes unter dem Deckmantel des "Minderheitenschutzes". Insbesondere das Baltikum hat eine lange und leidvolle Geschichte sowjetischer Besatzung.

Tod in Italien

Der ungeklärte Tod von Unteroffizier Martinez auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr ist nicht der einzige rätselhafte Todesfall, der die US-Armee in Europa beschäftigt. In Vicenza, Italien, wurde ein Fallschirmjäger der 173. US-Luftlandebrigade vor wenigen Tagen leblos in seiner Unterkunft entdeckt.

Aber auch die deutsche Bundeswehr muss sich mit rätselhaften Sterbefällen auseinandersetzen. Vor einigen Wochen war ein junger Offiziersanwärter bei einem Marsch im Rahmen der Ausbildung schon nach wenigen Kilometern zusammengebrochen und später gestorben. Laut einem Kameraden habe er zuvor Aufputschmittel genommen, berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit Bezug auf eine interne Untersuchung.

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