Eiking ist von solchem Pech bisher verschont geblieben. Das verdankt er auch seiner cleveren Fahrweise. Gänzlich unbekannt war er der Fachwelt nicht. In seiner Juniorenzeit holte er Top-10-Platzierungen bei Friedensfahrt und Tour of Berlin. Er wurde U-23-Meister seines Landes, bekam einen Vertrag bei Norwegens Eliteausbildungsteam Joker.
Eiking nimmt die Führungsrolle an
In diesem Jahr deutete er mit Platz 7 beim schweren Klassikerrennen in San Sebastian gewachsene Stärke und auch das Hineinwachsen in eine Führungsrolle in seinem Rennstall an. Das Rote Trikot bei der Vuelta holte er sich dank einer Massenflucht auf der zehnten Etappe. Der damalige Gesamtführende Primoz Roglic ließ die Gruppe an der ganz langen Leine und schonte seine Jumbo-Visma-Mannschaft für die nun anstehende dritte Woche.
Spätestens am Mittwoch bei der Bergetappe zu den Lagos de Covadonga will der Slowene aber die alte Ordnung wieder herstellen. Eiking schätzt realistisch ein, dass das wohl auch passieren wird. „Ich bin jetzt schon einige Tage in Rot. Ich nehme die Aufgabe auch sehr ernst und würde gern noch weitere Tage in dem Trikot verbringen. Aber gegen Leute wie Roglic, Mas oder Bernal komme ich auf Dauer nicht an. Vor allem am Lagos de Covadonga wird es schwer gegen sie“, meinte er. Ganz gibt er die Hoffnung nicht auf. Auch den Respekt der Konkurrenten hat er sich erworben. „Er ist in Rot, weil er stark ist und solide fährt“, sagt der ehemalige Tour-Sieger Egan Bernal, mit über vier Minuten Rückstand.
Das neue norwegische Sommer-Hoch
Eiking kam auf dem für Norweger typischen Weg zu Radsport. „Wie alle bei uns begann ich mit dem Skilaufen. Wer da nicht so gut ist, versucht dann etwas anderes. Bei mir war das erst Fußball und dann Radsport“, erzählte er am Ruhetag. Vielleicht ist so überhaupt der Sommersportboom der Norweger mit Olympiasiegern wie dem Mittelstreckler Jacob Ingebrigtsen oder dem 400-m-Hürden-Matador Karsten Warholm zu erklären. Eiking könnte der nächste Sommerheros aus dem hohen Norden werden.