"Wir brauchen eine Innovationskultur"

Von Norbert Heimbeck
Kultusminister Ludwig Spaenle im nahezu vollbesetzten Audimax der Universität Bayreuth: „Die Zusammenarbeit der vier oberfränkischen Hochschulen stärkt den Wissenstransfer zwischen regionaler Wirtschaft und Wissenschaft.“Foto: Peter Kolb Foto: red

"Wer in einer globalisierten Welt Geschäfte machen will, muss sich in der Heimat auskennen.“ Gut 700 Zuhörer im Audimax der Universität Bayreuth applaudierten der Unternehmerin Stephanie Czerny für diese Aussage.

 
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Beim 10. Wissenschaftstag der Metropolregion Nürnberg auf dem Bayreuther Universitätscampus war Vieles neu: Statt einer großen Rede gab es eine Podiumsdiskussion zum Thema „Die Kunst der Vernetzung“. Statt erfolgreicher Männer saßen ebensolche Frauen auf dem Podium. Und die Fachvorträge waren mit jeweils einem Wissenschaftler und einem Unternehmer besetzt.

Netzwerkplattform

Der Wissenschaftstag der Metropolregion ist Leistungsschau und Netzwerkplattform zugleich für Wissenschaft, Politik und Wirtschaft. Nach 2008 fand er gestern zum zweiten Male in Bayreuth statt. Mit Ludwig Spaenle (Bildung) und Melanie Huml (Gesundheit) hatten gleich zwei Staatsminister den Weg nach Bayreuth gefunden. Und Spaenle moserte über seine Anreise auf der Autobahn A9: „Das ist die größte Verkehrsverhinderungsroute in Bayern.“

Vorbild TAO

Alle Redner – außer den Ministern noch Uni-Präsident Stefan Leible und Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe – beschworen die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in Nordbayern und verwiesen darauf, dass Innovationen nötig seien, um den Aufgaben der Zukunft gewachsen zu sein. Melanie Huml verwies darauf, dass die Erweiterung der Technologie-Allianz Oberfranken (TAO) um das Thema Medizin eine Zusammenarbeit zwischen Bayreuth und Erlangen möglich machen könnte.

„Die Kunst der Vernetzung“ schilderten Stephanie Czerny, Geschäftsführerin der internationalen Burda-Digitalkonferenz DLD, und Laura Krainz Leupoldt, Geschäftsführerin beim Weißenstädter Vollkornhersteller Pema. Die Journalistin Anja-Maria Meister moderierte das Gespräch. Warum sich viele Unternehmer schwer tun, auf Hochschulen zuzugehen, fragte sie. Krainz-Leupoldt sagte, Unternehmer bräuchten schnelle Lösungen, Wissenschaftler würden dagegen langfristig orientiert sein. In Oberfranken gebe es vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die sich Kooperationen oft nicht leisten könnten.

Menschen mögen

Sie sagte: „Wir brauchen eine Innovationskultur in den Unternehmen. Eine Grundeigenschaft erfolgreicher Führungskräfte ist es, sich selber und andere zu mögen.“ Stephanie Czerny, die in der Liste der 100 einflussreichsten Menschen in der Wired World auf Platz 30 steht, ergänzte: „Wir brauchen Führungskräfte, die erkennen, wenn junge Leute für eine Idee brennen, und diese fördern.“

Beide gaben Tipps zur Pflege des persönlichen Netzwerks. Czerny: „Das Wichtigste ist es, das eigene Netzwerk mal zu verlassen, aus der Komfortzone herauszugehen.“ Man müsse Menschen überraschen und den Mut haben, Neues zu wagen. Krainz-Leupoldt: „Für mich ist am wichtigsten die direkte Kommunikation mit den Menschen.“ Ob man Kreativität lernen könne, fragte Meister. Die Pema-Chefin: „Kinder müssten von klein auf lernen, ihre Persönlichkeit auszudrücken. Dazu bräuchten wir aber eine Schulreform,“ wandte sie sich unter Applaus direkt den Kultusminister. Ansätze aus der Montessori- und Waldorf-Pädagogik müssten „in den normalen Schulbetrieb“ übernommen werden.

Fachvorträge

Im weiteren Verlauf des Wissenschaftstages gab es Fachvorträge zu den TAO-Themen Energie, Mobilität, Gesundheit und IT. Die Referenten aus Wissenschaft und Wirtschaft gingen unter anderem der Frage nach „Was treibt uns an?“, beleuchteten alternative Fahrzeug-Konzepte für die Lebenswelt von morgen, zeigten Möglichkeiten der Tumorzell-Diagnostik und schilderten Einsatzmöglichkeiten intelligenter Software.

Zum Ausklang des Wissenschaftstages feierte die Metropolregion den Auftakt ihrer neuen Imagekampagne „Platz für ...“, die die regionale Identität stärken soll.

Info: Zur Metropolregion Nürnberg gehören 23 Landkreise und elf Städte. 3,5 Millionen Einwohner erwirtschaften ein Bruttoinlandsprodukt von 115 Milliarden Euro pro Jahr. Sie gehört damit zu den größten Wirtschaftszentren Deutschlands.