"Trump wird ein guter Präsident"

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Der oberfränkische CSU-Chef Hans-Peter Friedrich (Hof) bleibt nach der US-Wahl gelassen. Er sieht Veränderungen auf das Verhältnis zu den USA zukommen – aber nicht wegen des neuen Staatsoberhauptes.

 
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Herr Friedrich, Sie wirken nicht so, als hätte Sie Trumps Sieg sehr überrascht?

Hans-Peter Friedrich: Nein, das hat mich wirklich nicht sonderlich überrascht. Ich hatte von vornherein Trump große Chancen eingeräumt.

Ein Erfolg trotz vieler umstrittener Auftritte und eines harten Wahlkampfes – das wundert Sie nicht?

Friedrich: So wie Trump in Deutschland dargestellt wird, nimmt ihn der Beobachter vor Ort doch gar nicht wahr. Die deutsche Sichtweise auf Wahlkämpfe in den USA hat mit der Realität vor Ort sehr wenig zu tun. Ich habe das selbst miterlebt, 1984 in Washington beim Wahlkampf von Ronald Reagan gegen Walter Mondale. Als ich vier Monate später wieder daheim in Deutschland war und einen ganzen Stapel deutscher Wochenzeitungen nachgelesen hatte, dachte ich: Du musst doch während des Wahlkampfes in einem anderen Land gewesen sein.

Und Sie meinen, in diesem Wahlkampf gingen Realität und Wahrnehmung auch auseinander?

Friedrich: In amerikanischen Wahlkämpfen wird halt mit brutalen Botschaften gearbeitet, dort ist es noch viel schwieriger als bei uns, dem wenig politisch interessierten Teil der Bevölkerung eine politische Botschaft rüberzubringen. In Amerika muss man eine Botschaft mit Wucht setzen, in Deutschland kann man noch argumentativ einen Wahlkampf führen. Aber die harten Auseinandersetzungen beherrschen am Ende nicht mehr die Szene. Das weiß auch Donald Trump. Ein CNN-Kommentator hat heute gesagt: Das Amt des amerikanischen Präsidenten macht jeden Präsidenten demütig, es zwingt jeden Präsidenten auf die Knie. Ich bin mir sicher, dass auch Donald Trump ab heute wissen wird, dass er der Präsident des amerikanischen Volkes ist – und nicht mehr der Wahlkämpfer. Allerdings lassen sich die zunehmenden Spannungen in der amerikanischen Gesellschaft nicht leugnen.

Bleiben da keine Wunden übrig nach dem Wahlkampf?

Friedrich: Das ist vielleicht in Deutschland so. Bei uns werden Wahlkämpfe noch nach den Wahlen weitergeführt, in Amerika nicht. Das zeigt doch schon der Umstand, dass Trump sich bei Hillary Clinton für ihren Einsatz für das Land heute bedankt hat.

Sie haben also keine Angst vor der Person Trump als Präsident der Vereinigten Staaten?

Friedrich: Nein. Wer ist denn der Präsident? Der Präsident ist die Funktion und Trump ist jetzt das Gesicht dazu. Dahinter stehen aber Hunderte von klugen Beratern, die dafür sorgen, dass alles seinen Gang geht. Der Präsident bewegt sich wiederum in Strukturen, die ihm weniger Spielräume lassen als man glaubt. Ich bin mir sicher: Donald Trump wird für Amerika ein guter Präsident sein. Und auch in Deutschland wird man in einigen Jahren sagen, der war doch gar nicht so schlecht, wie wir am Anfang dachten.

Werden die Beziehungen zwischen Europa und den Vereinigten Staaten jetzt schlechter?

Friedrich: Wir werden bei den Wirtschaftsbeziehungen einen stärkeren Protektionismus zu spüren bekommen. Die USA wollen ihre eigene Industrie schützen. Das wäre aber auch bei einer Präsidentin Hillary Clinton so gekommen. Gut vorstellen kann ich mir aber, dass es vorübergehend zu einer Entspannung der russisch-amerikanischen Beziehungen kommt. Ich glaube, da müssen wir in Europa sogar gewaltig aufpassen, dass es nicht so sein wird, dass wir Sanktionen umsetzen – und andere dann die Geschäfte mit Russland machen.

Das Gespräch führte Thomas Scharnagl.

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