Und so sind es Nadine Weissmann und Günter Groissböck, Erda und Fasolt, die mit großen, vielfarbigen Stimmen, die Worten auch singend einen Sinn und emotionale Tiefe verleihen, was hier heute sonst leider niemandem gelingt. Ein Abend auf den Schultern eines muskelbepackten Proleten, der sich herzensweich übers Ohr hauen lässt, und einer lebensklugen Edelhure mit goldener Stimme und im weißen Pelz, die allein weiß, dass sie am Ende mit allem recht behalten wird – keine schlechte Bilanz für einen Castorf-Abend. Für den nächsten „Ring“ 2020 ist Groissböck als Wotan engagiert, er hat schon diesmal auf jeden Fall bewiesen, dass er den Abend alleine tragen kann.
Irgendwas pfeift aus dem letzten Loch
Dazu muss er gegen eine ganz eigene Geräuschkulisse ankämpfen: Die Drehbühne ächzt, die Nebelmaschine röchelt unüberhörbar, zu Beginn der vierten Szene pfeift irgendwas minutenlang ziemlich penetrant aus dem letzten Loch.
Und natürlich ist es richtig, dass Theater, so alt und vergangenheitsbezogen es auch sein mag, ausschließlich aus Gegenwart besteht, aus dem Hier und Jetzt auf der Bühne. Aber dennoch darf man es als Zuschauer wenigstens kurz bedauern, dass „Das Rheingold“ 2017 szenisch und vor allem musikalisch mit dem „Rheingold“ von 2013 kaum mehr etwas zu tun hat. Die Werkstatt Bayreuth funktioniert, wenn man nicht aufpasst, auch andersherum.
Für den Status Quo war am Ende der Jubel groß und beinahe einhellig. Es wird in guter Erinnerung bleiben, dieses „Rheingold“. Und hoffentlich nicht allzu schmerzlich vermisst werden.