"Der Walter": Buch über Ringarzt Wagner

Von Jürgen Schott

Der Gong zur ersten Runde erklang diesmal als A-capella-Lied: „Happy Birthday“, wünschten die sechs Sänger von Belcanto Vocale im Restaurant Zur Sudpfanne einem Mann, der unwidersprochen als Deutschlands bekanntester Ringarzt bezeichnet wird: Professor Walter Wagner.

 
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Das Besondere am 65. Geburtstag des Unfallchirurgie-Chefarztes im Bayreuther Klinikum: Er ist seit Mittwoch in einem Buch verewigt. In „Der Walter“ aus der Feder von Autorin Andrea Queck, einer gebürtigen Bayreutherin, erzählen Familie und Freunde, Mitschüler und Lehrer, Kollegen und Koryphäen (aus dem Sport) „Geschichten über einen außergewöhnlichen Menschen“.

Außergewöhnlich war es gewiss auch, wie Gerd Schönfelder Wagner kennen lernte und wie ihm erst viel später klar wurde, was die beiden verbindet. „1989 habe ich mich bei meinem Unfall, als ich auf dem Bahnhof in Hersbruck unter einen Zug geriet, schwer verletzt. Walter Wagner war in Erlangen der Chirurg, der mir quasi mein Leben rettete, auch wenn er meinen rechten Arm nicht retten konnte“, erzählte der 16-malige Paralympics-Sieger aus Kulmain dem Kurier-Reporter. „Dass der Mediziner, der mich behandelt hatte, später nach Bayreuth ging, wir also nur 30 Kilometer voneinander entfernt lebten, wusste ich nicht. Erst 18 Jahre später stellte mir in der Münchner Allianz-Arena ihn jemand als denjenigen vor, der mich operiert hatte.“

Positive Resonanz

Logisch, dass Schönfelder diese Story auch Andrea Queck erzählt hat und dies nun im Buch – das für 20 Euro in den Kurier-Geschäftsstellen zu beziehen ist – noch ausführlicher nachzulesen ist. „Ich war zuerst skeptisch, als ich von Andreas Idee hörte, andere etwas über mich erzählen zu lassen. Aber die Resonanz war dann eher positiv, und ich freue mich, was dabei herausgekommen ist“, sagte Walter Wagner.

„Die Bandbreite ist groß“, macht der Mediziner dann Werbung in eigener Sache. „Familie, Sportler und auch meine sozialen Projekte, als wir etwa in Sarajevo Hunderte kriegsverletzter Kinder betreut haben oder uns im Irak und Libyen um den Aufbau kümmerten, kommen zur Sprache.“

Von Schloder bis Weller

Apropos kommen: Gestern kamen zu Empfang und Buchvorstellung neben Familien, Freunden und Kollegen auch viel Prominenz aus dem Sportlager. „Das Kommen von Graf Werner von Moltke hat mich sehr gefreut“, erwähnte der Jubilar das frühere Zehnkampf-Ass speziell. Auch Eishockey-Legende Alois Schloder war da, neben Maske noch Ex-Boxer René Weller. Hansi Dorfner, Mediziner Reiner Wirsching (Wagner: „Er hat bei mir seine Doktorarbeit gemacht“), Peter Stocker und der frühere Präsident Gerd Schmelzer standen für den 1. FC Nürnberg.

Wagner: „Ex-Nationalspieler Stefan Reuter und Fußballtrainer Hermann Gerland konnten wegen des Bundesliga-Spieltages mit Augsburg und den Bayern leider nicht.“ Ähnliches galt für Michael Wiesinger. Und auch der als Moderator des Geburtstagsempfangs und Buch-Rezitator vorgesehene Reporter Waldemar Hartmann sowie Graciano Rocchigiani, der Henry Maske zweimal im Ring gegenübergestanden hatte, mussten absagen; sie liegen beide im Krankenhaus.

Dort wäre womöglich auch so mancher Boxer gelandet, wenn er nicht auf das Urteil von Professor Wagner gehört hätte. „Wenn einer sagt, Boxen ist eine ungefährliche Sportart, dann hat er keine Ahnung oder er lügt“, sagt der Bayreuther Experte. „Aber man kann das Risiko durch ausführliche Kontrolluntersuchungen minimieren.“

Maskes ausführlicher Medizin-Check

Maske etwa ließ sich nach einer zehnjährigen Boxpause vor seinem Comeback für einen Kampf (gegen seinen einzigen Profi-Bezwinger Virgil Hill) 2006 in Bayreuth bei Wagner durchchecken. Fast noch wichtiger als das medizinische Grüne Licht war für den damals 42-Jährigen, dass ihm der Doc zutraute, das Comeback zu schaffen.

Wagner hebt noch hervor, dass er mit Beginn seiner Tätigkeit am Ring Dopingkontrollen initiiert habe. Nur so habe sich eine kritisch beäugte Sportart behaupten können.

Und nun? „Ob ich beruflich weitermache, liegt nicht in meiner Hand“, sagt der Chefarzt der Unfallchirurgie, dessen Stelle neu ausgeschrieben wird. „Wenn es vom Klinikum-Träger gewünscht wird, bleibe ich gerne! Unter Langeweile werde ich im anderen Fall aber sicher nicht leiden.“ Maskes Schlusswort: „Die Idee zu diesem Buch ist großartig. Wenn damit noch ein paar Euro für einen guten Zweck aufgebracht werden, ist es ein Grund mehr, den Walter zu lieben.“