"Der EHC war Ende März pleite"

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Der neue starke Mann beim EHC Bayreuth: Matthias Wendel (links) ist ab sofort kommissarischer Vorsitzender der Tigers. Prof. Ralf Schwarz (rechts) übernimmt die Aufgaben des Schatzmeisters. Foto: red Foto: red

Der EHC Bayreuth hat einen Nachfolger für den zurückgetretenen Vorsitzenden Michael Rümmele gefunden. Zumindest übergangsweise. Matthias Wendel steht bis Ende der Saison kommissarisch an der Vereinsspitze des Oberligisten – und übt auch Kritik am bisherigen Vorstand.

 
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Bisher stand Wendel dem Verein als Sponsor und externer Berater des Vorstands zur Seite. So hatte der 59-jährige selbstständige Unternehmer tiefen Einblick und berichtet von erheblichen finanziellen Problemen des Oberligisten: „Ende März glich die Lage des Vereins einem Desaster, Bilanzen fehlten, da lief einiges schief. Im Endeffekt war der Verein pleite. Der Verein ist an meine Frau und mich herangetreten und hat um finanzielle Unterstützung gebeten.“

So gab Familie Wendel dem EHC Bayreuth eine „sofortige Liquiditätsspritze“, die sich in den darauf folgenden Monaten auf 220 000 Euro ausweitete. „Doch der Verein war noch nicht gerettet. Es bestanden noch alte Verbindlichkeiten“, sagt Wendel. „Wir haben dann Sponsoren an Land gezogen, die weitere Finanzlöcher stopften.“ Insgesamt sei so ein weiterer sechsstelliger Betrag an den EHC geflossen.

Gleichzeitig wuchs der Einfluss von Familie Wendel im Verein, so dass sich das Ehepaar zu den Taktgebern beim EHC entwickelte. Für Matthias Wendel ist das eine logische Folge: „Wenn wir so viel Geld investieren, dann wollen wir auch wissen, was damit passiert. Die Kontrolle war uns wichtig.“ Er betont, dass der Verein nun auf gesunden Füßen stehe. „Es gibt keinen Liquiditätsengpass mehr, die Saison ist gesichert. Der Verein hat keine Gläubiger mehr – außer uns“, erklärt Wendel.

Abhängig von einem Großsponsor

So entwickelt sich der Verein allerdings in eine Richtung, der die bisherigen Vereinsoffiziellen entgegen wirken wollten. Sie setzte auf viele kleinere Sponsoren, so dass der Wegfall von einzelnen Unterstützern nicht existenzbedrohend ist. Aktuell ist der Verein aber von einem Großsponsor abhängig.

Befürchtungen, dass der EHC in die Insolvenz gehen muss, falls sich Familie Wendel zurückzieht, sind für Matthias Wendel aus der Luft gegriffen: „Wir sanieren ja nicht einen Verein, um ihn dann sofort wieder fallen zu lassen. Unser Engagement ist langfristig angelegt. Und außerdem sehe ich mich nicht als Sponsor, sondern eher als Darlehensgeber.“

Sein Ziel als kommissarischer Vorsitzender ist es, den Verein bis zu den Neuwahlen im Mai/Juni komplett zu sanieren und für die Zukunft fit zu machen. „Wer dann Vorsitzender wird, ist nicht wichtig, Hauptsache, der Verein ist durch strukturelle Veränderungen für kommende Aufgaben gerüstet.“

Rümmele kartet nicht nach

Dieses Ziel sei aus Wendels Sicht mit den bisherigen Strukturen nicht möglich gewesen, weshalb der Rücktritt Rümmeles die logische Folge gewesen sei. Der ehemalige Vorsitzende bestreitet die Finanzprobleme Anfang des Jahres und die Ausführungen Wendels nicht: „Es gab und gibt nichts zu beschönigen, noch zu verbergen.“

Rümmele hat auf das Finanzloch bei der Hauptversammlung hingewiesen und auch später in einem Kurier-Interview Mitte September kein Blatt vor den Mund genommen: „Die Fehlbeträge gehen noch auf Bayernligazeiten zurück. Und wie es sich leider herausgestellt hat, waren Altforderungen der Berufsgenossenschaft aus diesen Zeiten teilweise noch offen. Insofern konnte man von einer bedrohlichen Situation sprechen, als wir vollumfänglich Einblick bekommen haben.“

Warum Wendel nun öffentlich Kritik an der Arbeit des Ex-Vorstands übt, kann Rümmele allerdings nicht nachvollziehen: „Matthias Wendel war ja bei der Hauptversammlung und hat gemeinsam mit uns, dem Vorstand, die Finanzlage analysiert und den Bericht mit mir verfasst. Als Mitglied des Vereins und als Berater des EHC hätte er ja damals gegen eine Wiederwahl stimmen können.“ Auch das Wort habe er nicht ergriffen. „Wenn er meint, jetzt öffentlich nachtreten zu müssen, steht ihm das frei. Ich werde das nicht machen.“

Spielbetriebs-GmbH als Ziel

Aber es gibt auch einen Punkt, in dem sich ehemaliger und neuer Vorsitzender einig sind: Das Konzept für die Zukunft des EHC Bayreuth muss eine Spielbetriebs-GmbH für die erste Mannschaft und eingetragener Verein für die Nachwuchsteams sein. „Gelingt die vollständige Sanierung bis Mai, ist die GmbH-Gründung eine echte Option“, sagt Wendel. „Das reine Ehrenamt gerät an seine Grenzen, wenn ein Verein nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten arbeitet. Das mussten einige Ehrenamtliche im Verein bereits jetzt erkennen, da wir einige Veränderungen eingeleitet haben.“

Dass er auf diese Weise Ehrenamtliche vergrault, glaubt Matthias Wendel nicht. Es seien bereits einige positive Gespräche mit ehrenamtlich tätigen Vereinsmitarbeitern geführt worden.

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