"Arte Noah“ soll Ausflugsziel werden

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Geschwungene Linien, Dynamik und Solidität in einem: Das Zentrum für Biodiversität „Arte Noah“, soll sich an die Natur am Neuhausener Wagnersberg anschmiegen. Illustration: EMBT Foto: red

Die Vorarbeit für das Projekt ist aus Sicht der Verantwortlichen geleistet. Jetzt braucht es einen Träger, der das Konzept in die Hand nimmt. Die Stadt Rehau wird das nicht sein.

 
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Alle reden nur über die Hängebrücken im Frankenwald; ein noch deutlich größeres Projekt am anderen Ende des Landkreises ist für viele hingegen noch recht abstrakt. Dabei wird das anvisierte Zentrum für Biodiversität „Arte Noah“ immer greifbarer. In Kürze steht die Entscheidung an, ob das Projekt Wirklichkeit wird oder nicht.

Nachdem kürzlich bekannt geworden war, dass das weltweit renommierte Architektenbüro EMBT aus Barcelona den Architektur-Wettbewerb für das Multimillionen-Projekt gewonnen hatte, stellte dessen Chefin Benedetta Tagliabue nun in Rehau die Grundzüge der aufwendigen und in ihrer vordergründigen Extravaganz auch sehr einfachen Architektur vor. Die Preisrichter des Wettbewerbs haben den Entwurf aus Spanien vor allem deswegen ausgewählt, weil er einerseits die Vorgaben sehr passgenau erfüllte, andererseits den inhaltlichen Geist des Projekts einfing.

Gebäude und Umgebung im Einklang

Wird „Arte Noah“ gebaut, dann findet sich die Ausstellung in einem Gebäude wieder, das sich an die geschwungene Landschaft auf dem Wagnersberg in Neuhausen anschmiegt und Teil der Natur werden soll. Die Verwendung von Naturmaterialien und die Form, die die Dynamik eines Vogelschwarms aufnimmt und weiterführt, sollen den Gedanken der Nachhaltigkeit architektonisch übersetzen. Benedetta Tagliabue und Projektleiter Stefan Geenen sprachen von einem einzigartigen Projekt. „Zwar gibt es schon einige Zentren für Biodiversität, aber sie beschränken sich sehr auf regionale Gegebenheiten. In dieser Konsequenz ist dieses Projekt in Rehau einzigartig“, sagte Geenen gestern.

Das Thema Artenvielfalt beschränkt sich in Neuhausen nicht auf die regionale Natur, sondern nimmt die globalen Aspekte dieses Themas auf. „Wir präsentieren ein Weltthema auf lokaler Ebene“, sagte der Rehauer Bürgermeister Michael Abraham. Benedetta Tagliabue betonte, dass das Gebäude eigentlich aus der Natur heraus entstanden sei. Es gehe um die Achtung der Natur, darum, in Harmonie mit der Erde zu leben. „Wir haben uns an dem Projekt beteiligt, weil wir uns schon immer sehr darum bemüht haben, Gebäude und Umgebung miteinander in Einklang zu bringen“, sagte Tagliabue. Und genau das sei auch das Anliegen gewesen, das das Büro mit seinem „Arte Noah“-Entwurf verfolgt hat.

Ein Träger fehlt noch

Jetzt steht an sich alles, um „Arte Noah“ aus dem Abstrakten in die Wirklichkeit zu holen. Seit fünf Jahren arbeiten Ideengeber Raimund Böhringer vom Wunsiedler Büro „Ideen finden“ und der Rehauer Bürgermeister mit mehreren Beteiligten daran. Es gibt ein Ausstellungskonzept, nun auch eine Architektur, in dem dieses Konzept Platz fände. Das Förderszenario steht ebenfalls mit Mitteln von unterschiedlichen Stellen. Es gibt ein Betriebskonzept, das sich trägt, wenn jährlich 80 000 Besucher nach Neuhausen kommen. Was noch fehlt, ist ein Dach, unter dem alles zusammenläuft: ein Träger.

„Die Stadt Rehau alleine kann und wird es nicht machen“, sagt Michael Abraham. Dafür, das hat er schon mehrmals betont, sei „Arte Noah“ eine Nummer zu groß. Mit der Trägerschaft verbunden ist auch, „Finanzierung und Förderung zu vervollständigen“, wie Böhringer sagt. Denn, das ist auch klar: Jede Förderung bedarf auch der Eigenmittel des Trägers.

Ein allwettertaugliches Ausflugsziel

Und dieser Eigenanteil liegt bei einem Projekt mit einem aktuell geplanten Volumen von rund 15 Millionen Euro ebenfalls im siebenstelligen Bereich. Wen die Verantwortlichen gerne als Träger sähen, lassen sie offen. „Dafür braucht es jetzt einen sensiblen Gesprächsleitfaden“, sagt Abraham vieldeutig. Man will also keinen potenziellen Träger verprellen. „Die Vorarbeit ist geleistet, die Umsetzung muss jemand anders stemmen“, sagt Raimund Böhringer. Deshalb wolle man jetzt in die Offensive gehen und für „Arte Noah“ werben.

Mit „Arte Noah“ und dem vorliegenden Konzept könne man ein allwettertaugliches, 365 Tage im Jahr besuchbares Ausflugsziel schaffen. Das gebe es in der Region nicht, sagt Abraham. „An keiner Stelle haben wir bisher ablehnende Worte vernommen. Es geht um ein schönes, ein positives Thema“, sagt der Rehauer Bürgermeister. Raimund Böhringer ergänzt: „Es ist politisch nicht umstritten.“

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