Publikumsliebling in Bayreuth Wagnersänger Graham Clark gestorben

Stephan Müller
Die Meistersinger von Nürnberg, Szenenbild, 3. Akt, 1987,von links: Reiner Goldberg als Stolzing,Lucy Peacock als Eva, Bernd Weikl als Hans Sachs, Graham Clark als David, Marga Schiml als Magdalene. Foto: Archiv/Rauh

Der Mime im Siegfried war seine Paraderolle. Der britische Tenor Graham Clark trat bei den Bayreuther Festspielen in über 120 Vorstellungen auf und zählte zu seiner Zeit zu den Publikumslieblingen.

 
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Mit seiner schönen, umfangreichen Stimme, die sich durch eine glänzende Höhe auszeichnete, seinem engagierten Schauspiel und seine humorvolle Art gehörte er von 1981 bis 2004 zu den großen Publikumslieblingen der Bayreuther Festspiele. Am Donnerstag ist der Opernsänger Graham Clark gestorben. Der englische Tenor wurde 81 Jahre alt.

Der Name Graham Clark ist untrennbar mit den Werken Richard Wagners verbunden. Ab 1981 sang er am Grünen Hügel zunächst mehrere Jahre an der Seite von Bernd Weikl (als Hans Sachs) den Lehrbuben David in den „Meistersingern von Nürnberg“ und glänzte als Steuermann im „Holländer“ und als Melot und Junger Seemann im „Tristan“. Im Jahr 1988 übernahm er auf Wunsch von Dirigent Daniel Barenboim neben dem Loge im „Rheingold“ den Mime im „Siegfried“ und wurde im „Ring“ von Harry Kupfer zum Charaktertenor.

„Ich habe vor Festspielleiter Wolfgang Wagner für den Balthasar Zorn, einen der kleinen Meister in den ‚Meistersingern’ vorgesungen“, erzählte er, „doch dann kam Barenboim und ich ging mit einer Hauptrolle im ‚Siegfried’ nach Hause“.

Insgesamt trat er in Bayreuth in 16 Festspielsommern in über 120 Vorstellungen auf. An der Metropolitan Opera New York war er in 15 Spielzeiten in 82 Vorstellungen auf der Bühne zu sehen.

Der Tenor wurde 1941 im englischen Lancashire geboren. Er studierte in London Gesang und begann 1975 seine Sängerlaufbahn an der Scottish Opera in Glasgow.

Seine erste Wagner-Rolle sang er 1977 als Balthasar Zorn in den „Meistersingern“ in Glasgow, seine letzte 2019 mit 77 Jahren ebenfalls in den „Meistersingern“ als Kunz Vogelgesang in Berlin.

Graham Clark trat in allen führenden Opernhäusern auf. Er sang an der Met in New York, an der Scala in Mailand, in Barcelona, Paris, Madrid, San Francisco, Tokio, an der Bayerischen Staatsoper und an seinem langjährigen Stammhaus, der Staatsoper Unter den Linden, in Berlin.

Insgesamt hat er den Loge und Mime in „Der Ring des Nibelungen“ in über 275 Vorstellungen gesungen.

Seit 20 Jahren kämpfte er beharrlich gegen eine Krebserkrankung an. Während seines Bayreuther Engagements als Mime im „Ring“ von Jürgen Flimm wurden zwei Blasentumore diagnostiziert. Es folgten mehrere Operationen, von denen er in kämpferischer Heiterkeit erzählte: „Meine künstliche Blase funktioniert sehr gut.“

Er war immer für einen Spaß zu haben und natürlich auch immer wieder im Städtischen Stadion dabei, wenn er im Fußball-Team des „FC Walhall“ an der Seite von Siegfried Jerusalem, Peter Hofmann und den „eingeflogenen“ Ex-Profis Uwe Seeler, Gerd Müller, Sepp Meier oder Paul Breitner gegen eine Bayreuther Promi-Auswahl spielte.

Die Bayreuther Festspiele verabschieden sich auf ihrer Homepage von einem „herausragenden Sängerdarsteller, dessen Wirken auf zahlreichen Aufnahmen für die Nachwelt erhalten bleibt. Danke für alles, lieber Graham Clark!“

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