Zweifel in der Rettungsleitstelle
Tatsächlich traf der Anruf von Daniel S. in der Rettungsleitstelle zuerst auf Zweifel. Anhand des Gesprächsprotokoll ist feststellbar, dass Kevin S. mehrfach sagt: „Bitte kommen sie her, ich habe jemand abgestochen!“ In der Leitstelle wird mehrfach nachgefragt, wo der Tatort ist, wie der Name des Anrufers ist. Daniel S. droht zwischendrin damit, dass er den anderen „nochmal absticht“, wenn niemand kommt. Und als die Leitstelle ihm sagt: „Irgendwie glaube ich ihnen nicht“, wird er wütend: „Mir ist das scheißegal, ob der im Leichensack endet!“ Als die Leitstelle daraufhin ankündigt, jemanden vorbei zu schicken, sagt der Anrufer: „Nehmen sie einen Sanka mit, vielleicht überlebt er es ja. Kommen sie schnell, ich will nicht, dass der stirbt!“
Der Hilfe-Anruf wird noch wichtig werden
Dieses Gespräch, so deutet es der Gerichtsvorsitzende Michael Eckstein an, wird noch wichtig werden: Welche mildernden Umstände es darstellt, ist noch nicht klar – es könnte aber im besten Fall einen Rücktritt des Messerstechers vom Tötungsversuch bedeuten.
Zigarette mit flüssigem Cannabis getränkt
Dass Daniel S. synthetische Drogen im Blut hatte, bestätigte sein Kumpel Kevin: Der Joint, den Mitinsassen des Bezirkskrankenhauses vom Balkon herabgeworfen hatten, soll mit flüssigem Cannabis getränkt gewesen sein. Auch eine Untersuchung des Blutes von Daniel S. erbrachte hohe Werte entsprechender Stoffe. Auf den später Niedergestochenen wirkte das Gift schnell und durchschlagend: „Ich kann mich kaum an etwas erinnern.“ Die Entschuldigung des Angeklagten: „Es tut mir leid, was ich dir angetan habe“, akzeptierte er im Gerichtssaal.
Das Opfer erlitt mindestens zwei potenziell tödliche Stiche: Einen hinten in den Brustkorb, einen in den Hals. Er verfehlte jedoch die Schlagader.
Im weitern Prozessverlauf muss das Gericht klären, wie weit die Schuldfähigkeit des Angeklagten zum Tatzeitpunkt eingeschränkt war.