„La Niña“ heißen die Temperaturanomalien an der Oberfläche des tropischen oder äquatorialen Pazifiks. Diese Anomalien sorgen für ein Wasserdefizit in der südlichen Region Südamerikas – und hier ist Uruguay betroffen. Santayana nennt noch einen zweiten Faktor, die natürliche Variabilität der Atmosphäre. Diese habe im vergangenen Sommer einen Effekt erzeugt, bei dem nördlich von Zentralbrasilien kontinuierliche Niederschläge auftraten, die die Niederschläge im Süden verringerten: Brasilien litt unter Regenfluten, während in Uruguay und Argentinien Frühling und Sommer mit einem deutlichen Regen-Defizit endeten.
Leitungswasser ist salzig und riecht nach Chlor
Der wegen mangelnder Investitionen in die Kritik geratene Wasserversorger namens OSE mischt das letzte Restwasser aus dem Stausee mit dem Wasser des gewaltigen Rio de la Plata an dessen Ufern Montevideo und – auf der südlichen Gegenseite – Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires liegen. Doch dadurch erhöht sich der Salzgehalt des Trinkwassers und auch der Gehalt an Chlor, mit dem das Wasser desinfiziert wird.
Das Thema „Salzgehalt“ ist inzwischen politisch wie emotional aufgeladen. Die Stadtverwaltung Montevideos warnt Schwangere vor der Gefahr von Missbildungen. Bürgermeisterin Carolina Cosse kündigte die kostenfreie Verteilung von Trinkwasserflaschen an werdende Mütter an. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es dagegen, der Gebrauch des Wassers sei gesundheitlich unbedenklich.
Die Kirche ruft Uruguayer zum Beten auf
So kommt es im Großraum Montevideo zu bizarren Momenten: Eine Autowaschanlage ließ Schilder aufstellen: „Wir waschen nicht mit dem Wasser des OSE, wir haben einen Brunnen.“ Der Hinweis gilt doppelt: Es wird kein offizielles Trinkwasser verbraucht und die Ängste vor allzu salzhaltigem Wasser am Lack genommen.
Das Thema Wassermangel hat auch die katholische Kirche erreicht. Montevideos Erzbischof, Kardinal Daniel Sturla, rief die Pfarreien auf, am Ende des Gottesdienstes um Hilfe zu bitten. „Unser Gott, in dem wir leben, uns bewegen und existieren, wir bitten dich, dass du uns den nötigen Regen schenkst.“ Er selbst stellte einen entsprechenden Post bei Twitter ins Netz, er wurde bislang über 560 000-mal abgerufen.